Elektro-Lkw auf Europatour: eActros 600 erreichen nördlichstes Etappenziel

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Daimler Truck

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die zwei Elektro-Lkw der „eActros 600 European Testing Tour 2024“ von Mercedes-Benz Trucks haben nach 4436 rein batterie-elektrisch zurückgelegten Kilometern und zwölf Tagen ihr nördlichstes Etappenziel erreicht, wie der Hersteller mitteilt: Das Nordkap in Norwegen, der nördlichste vom Festland aus auf dem Straßenweg erreichbare Punkt Europas.

Die zwei seriennahen Prototypen des neuen Elektro-Flaggschiffs eActros 600 waren am 11. Juni in Frankfurt am Main gestartet, um die größte Erprobungsfahrt der Unternehmensgeschichte zu absolvieren. Bei der Test-Tour sollen die beiden E-Lkw durch mehr als 20 europäische Länder fahren und dabei mit jeweils 40 Tonnen Gesamtzuggewicht mehr als 13.000 Kilometer zurücklegen. Zu den weiteren Highlights der Reise zählt der südlichste Punkt des europäischen Festlands: Tarifa in Spanien.

Die hohe Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden sowie eine neue, besonders effiziente elektrische Antriebsachse aus eigener Entwicklung, ermöglichen eine Reichweite des eActros 600 von 500 Kilometern ohne Zwischenladen. Die Batterien sollen im Rahmen der Tour ausschließlich an öffentlichen Ladestationen aufgeladen werden.

In Norwegen wurde nun die bislang längste Strecke der Tour mit einer Batterie-Aufladung gefahren, und dies hauptsächlich auf Landstraßen mit anspruchsvoller Topografie. Sie hatte eine Länge von 480 Kilometern – und die Elektro-Lkw wiesen bei der Ankunft noch eine Restreichweite von 30 Kilometern auf, was einem Verbrauch von knapp weniger als 120 kWh auf 100 Kilometer entspricht.

Mercedes-Benz Trucks will mit der „eActros 600 European Testing Tour 2024“ umfangreiche Erfahrungen auf den unterschiedlichsten Strecken in verschiedenen Topografien und Klimazonen mit Blick auf den Energieverbrauch sammeln. Diese Erkenntnisse will der Hersteller anschließend mit interessierten Kunden teilen. Die Reise führte bereits durch Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen. Als nächstes folgen unter anderem Tschechien, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Italien, Monaco, Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien, Niederlande und Luxemburg.

60 Prozent der Lkw-Fahrten sind kürzer als 500 Kilometer

Etwa 60 Prozent der Langstreckenfahrten von Mercedes-Benz Trucks Kunden in Europa sind kürzer als 500 Kilometer, sodass Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof sowie an den Be- und Entladestellen für diese Fälle ausreichend ist. Für alle anderen Einsätze ist der kontinuierliche Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur eine essenzielle Voraussetzung, um den Elektro-Lkw voll einsatzfähig für den paneuropäischen Fernverkehr zu machen.

Der eActros 600 wird neben dem CCS-Laden mit bis zu 400 kW später auch das Megawattladen (MCS) ermöglichen. Im April dieses Jahres haben Entwickler von Mercedes-Benz Trucks erstmals einen Prototyp des eActros 600 an einer Ladesäule mit einer Leistung von einem Megawatt im unternehmenseigenen Entwicklungs- und Versuchszentrum in Wörth am Rhein erfolgreich geladen. Kunden können für MCS eine Vorrüstung bestellen. Sobald die MCS-Technologie verfügbar und herstellerübergreifend standardisiert ist, soll sie für diese Modelle des eActros 600 nachrüstbar sein. Die Batterien können an einer entsprechenden Ladesäule mit etwa einem Megawatt Leistung in ca. 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufgeladen werden.

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Daimler Truck

Optisch zeichnet sich der Langstrecken-E-Lkw durch ein grundlegend neues, puristisches Design mit klaren Linien und einer aerodynamischen Form aus. Bei der Profitabilität für Flottenbetreiber soll der Elektro-Lkw neue Maßstäbe setzen, womit er langfristig die Mehrheit der Diesel-Lkw im wichtigen Fernverkehrs-Segment ablösen kann, so Daimler Truck in seiner Mitteilung. Kern des Konzepts von Mercedes-Benz Trucks für den batterieelektrischen Fernverkehr ist, Kunden eine gesamtheitliche Transportlösung aus Fahrzeugtechnologie, Beratung, Ladeinfrastruktur und Services zu bieten.

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 02.07.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Philipp:

Und für den Ausnahmefall der „nichtrivialen“ Strecke ist es günstiger ein teures H2-Paket zu kaufen anstatt 2 BEV oder eine Anpassung der Strecke?

Wieviel Geld hier zu versenken ist denn praktikabel?

Frank:

Es gibt immer Lösungen, in Hamburg hatte man die ersten E-Busse eine Dieselheizung, jetzt sind die Akkus fast doppelt so groß, die wissen am besten was möglich ist.

Frank:

Der LKW hat keine 34kW Heizung und hat eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit, sollte jeden klar sein.
Die haben schon Ahnung von Ihren Geschäft.

Gregor:

ok. d.h. der Actros mit 600kWh Akku kommt beladen 500km weit. Der lustige Gelenkbus im Flachland kommt mit 440kWh nur 200km weit. Ja, ne. Ist klar. Dann muss HVV mal bei Mercedes anrufen das die was falsch machen.

egon_meier:

„Das bezieht sich doch auf die Aussage der Elektrostationen und nicht auf den Stromverbrauch, steht doch da.“

Und immer noch ist ihre Behauptung, dass man für die Ladung 1 lkw-Lader 10 pkw-HPC abstellen müsste ohne jedwede Grundlage.

Wenn man an einem Standort 3 neue hpc aufstellt muss man ja auch nicht 3 alte abstellen?

ODER?

Silverbeard:

Zum einen sind Autobahntankstellen in Deutschland ans Mittelspannungsnetz angeschlossen, deshalb gibt es schon mal keine Begrenzung.
Zum anderen werden Spitzenlasten mit Akkus gepuffert.
Und zum dritten wird die maximale Ladeleistung immer nur kurz genutzt.

Der grösste Ladepark Deutschlands in Merklingen (gleichzeitig der größte der Welt) hat 259 Ladesäulen, allerdings nur 11kW. Es ist ein Parkplatz am Bahnhof.
In Zusmarshausen gibt es 72 Ladesäulen mit 140 oder 475kW. Der Plan ist, die Anzahl der Säulen noch zu verdoppeln.

Silverbeard:

In Wiesbaden sind die Wasserstoffbusse bereits wieder verkauft. Die Tankstelle hat zu viel Ärger gemacht und hatte viel zu wenig Kapazität.

Captain Ahab:

Du scheinst keine Ahnung zu haben, wie ein Linienbus eingesetzt wird und wofür alles er Energie braucht.

Für eine nicht triviale Route mit üblichen Service-Zeiten braucht man einen Diesel- oder FCEV-Bus oder dann 2 BEV-Busse.

egon_meier:

„Beim HVV kommen die Gelenkbusse (441kWh) knapp 200km weit, deshalb hat der HVV bei Solaris Wasserstoffbusse bestellt.“

Die h2-Freaks sterben eben einen langsamen Tod.
In OS werden seit 2019 nur e-Busse bestellt und nach und nach die Linien umgestellt. Geladen wird unterwegs per Pantograf an den Wendepunkten.
Die haben jetzt 62 Gelenkbusse und kriegen jetzt 16 dazu.

Aus deiner Sicht sind die wahrscheinlich doof, im Betrieb und Anschaffung reine E-Busse zu nehmen.
Aber .. es tut mir leid .. es läuft seit vielen Jahren.

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