E-Auto-Förderung: „Nicht ideal – aber wir haben keine andere Wahl“

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Wolfgang Plank
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Im Pariser Abkommen hat sich Deutschland zur Klimaneutralität bis 2050 verpflichtet. Besonders auf dem Sektor Verkehr aber ist der Rückstand zu den Vorgaben gewaltig. Die Bundesregierung stellt deshalb rund 7,7 Milliarden Euro an Förderung bereit – 2,5 Milliarden für den Ausbau der Ladeinfrastruktur, zwei Milliarden für Autobauer und Zulieferer sowie rund 3,2 Milliarden Euro als Kaufprämie für E-Autos.

In einem Interview mit „zeit.de“ zweifelt Thomas Puls, Analyst für Verkehrs- und Umweltpolitik am Institut der deutschen Wirtschaft am Sinn dieser Förderung. Für das Geld könnten etwa Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 6,9 Gigawatt gebaut werden – mit deutlich größerem Effekt auf den CO2-Ausstoß. „Trotzdem„, sagt er, „haben wir aktuell gar keine andere Wahl, als auch in E-Mobilität zu investieren.

Um auch nur in die Nähe der europäischen Ziele zu kommen, müssten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden. „Das können wir nur schaffen, wenn wir zunächst den Personenverkehr und später auch den Güterverkehr elektrifizieren.“ Auch in Bahn und öffentlichen Nahverkehr müsse massiv investiert werden. Allerdings berge die Aufteilung der Zielvorgaben auf verschiedene Sektoren auch Probleme.

Als Beispiel nennt Puls den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix. Erhöhe sich dieser, würden auch Elektroautos klimafreundlicher. In der Berechnung für den Verkehrssektor werde aber nur das CO2 berücksichtigt, das aus dem Auspuff kommt. „Jedes Elektroauto gilt als Null-Emissions-Fahrzeug. In der Realität hängt die Klimafreundlichkeit aber sehr stark davon ab, wie der Strom produziert wird.“ Beim aktuellen deutschen Strommix und einem Verbrauch von 20 Kilowattstunden liege der CO2-Ausstoß eines E-Autos bei etwa 100 Gramm pro Kilometer.

Zumindest im Blick auf die Neuzulassungen habe sich die Förderung als sehr wirkungsvoll erwiesen, so Puls. Deutschland sei heute nach China der größte Absatzmarkt für E-Autos weltweit. Dennoch könne und solle die Politik nicht unbegrenzt fördern. „Ich glaube, dass wir uns aktuell zu sehr auf Kaufprämien konzentrieren. Die notwendigen Zulassungszahlen können wir nur erreichen, wenn das Elektroauto für alle Menschen nutzbar wird. Die Schlüsselstelle ist die Ladeinfrastruktur.

Das Problem sei allerdings, dass man mit Stromtankstellen aktuell kein Geld verdienen könne. Die Installation sei teuer und im Gegensatz zur heimischen Steckdose bräuchten Unternehmer ein Abrechnungssystem und Versicherungen. Zudem müssten die Ladesäulen regelmäßig gewartet werden und auch ein Parkplatz im öffentlichen Raum koste Geld. Dem stehe ein relativ geringer Absatz gegenüber. Rund 80 Prozent der aktuellen E-Autos würden entweder zu Hause oder im Betrieb geladen. „Damit die Mehrzahl der Leute ein Elektroauto nutzen kann, brauchen wir aber ein gut ausgebautes Ladenetz. Das ist ein klassisches Henne-Ei-Problem. Und das werden wir nur durch staatliche Förderung lösen können.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht plädiert Puls für einen weltweiten Emissionshandel. Weil es aber keine Weltregierung gebe, lasse sich dieser Plan nicht in die Praxis umsetzen. Für den Energie- und Industriesektor innerhalb der EU funktioniere das Modell bislang gut. Deshalb werde eine Ausdehnung auf die Sektoren Wärme und Verkehr diskutiert. In jedem Fall sei die Einhaltung der Klimaziele eine sehr ambitionierte und auch teure Aufgabe, sagt Puls. „Die Klimaforschung zeigt aber, dass wir keine andere Wahl haben.

Quelle: zeit.de – „Die Kaufprämie für Elektroautos ist nicht effizient“

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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