Klimawandel avanciert zum „Top-Thema“ im Transport- und Logistiksektor

Klimawandel avanciert zum „Top-Thema“ im Transport- und Logistiksektor
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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Extreme Wetterereignisse beschädigen wichtige Infrastruktur, niedrige Pegelstände machen Wasserstraßen unpassierbar, regulatorische Vorgaben führen zu einer zunehmenden Bepreisung von CO2-Emissionen und alternative Antriebe wie Kraftstoffe geraten immer mehr in den Fokus: Der Klimawandel wirkt sich immer stärker auf die Geschäftsmodelle der Transport- und Logistikbranche aus. Logistiker sind gefordert, ihre Ansätze zum Umgang mit Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen zu einer ganzheitlichen, langfristigen Klimastrategie weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch die Bewertung der finanziellen Auswirkungen des Klimawandels auf das eigene Unternehmen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), die hier als vollständiges PDF zu finden ist.

Die verkehrsbedingten Treibhausgas-Emissionen in der EU sind in den letzten Jahren stetig gestiegen. Hauptverursacher ist dabei der Transport von Personen und Waren auf der Straße. „Die Transport- und Logistikbranche ist damit europaweit der einzige Sektor, bei dem die Emissionen wachsen und das vorhandene Potenzial nicht genutzt wird“, sagt Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PwC Deutschland.

Will Deutschland bis 2050 wie geplant klimaneutral werden, müssen alle ihren Beitrag leisten. Dafür wurden im Klimaschutzgesetz von 2019 jährliche Emissionsziele für jeden Sektor festgelegt. Danach müsste der Verkehrssektor seine Treibhausgas-Emissionen bis 2025 um 25 Prozent und bis 2030 um 42 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 senken. Um dies zu erreichen, sei „eine radikale Trendwende nötig“, sagt Dr. Nicole Röttmer, Partnerin im Bereich Sustainability bei PwC Deutschland. Mit reinen Effizienzsteigerungen ohne Verkehrsverlagerung und den Übergang zu alternativen Antrieben und Kraftstoffen sei diese allerdings „nicht zu bewältigen“, wie die Expertin einschränkt.

Röttmer plädiert dafür, dass die Unternehmen der Transport- und Logistikbranche möglichst schnell eine ganzheitliche Klimastrategie festlegen. Diese müsse zwei Perspektiven umfassen, so die PwC-Analystin: „Transport- und Logistikunternehmen stehen einerseits vor der Aufgabe, ihre Wirkung auf den Klimawandel zu messen und zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen beizutragen. Andererseits müssen sie verstehen, welche finanziellen Auswirkungen der Klimawandel auf die Branche und ihr eigenes Geschäft haben kann – und wesentliche Maßnahmen für ihren zukünftigen Erfolg kennen und bewerten.“

Die Coronakrise und wachsende Kapitalmarktanforderungen als Chance nutzen

Die Coronakrise zeige neben den negativen Auswirkungen aber auch positive Aspekte, die zu einer Umkehr hin zu klimafreundlicheren Transporten führen können. Viele Unternehmen richten ihre Logistikprozesse derzeit neu aus. Regionale Wirtschaftskreisläufe gewinnen an Bedeutung, während globale Abhängigkeiten kritisch hinterfragt werden. „Die aktuelle Krisensituation bietet die Chance, das eigene Geschäftsmodell zu überdenken und es nachhaltig und damit zukunftsfähig auszurichten“, bewertet Ingo Bauer die Lage der Logistiker.

Dabei zwingen auch regulatorische Entwicklungen die Unternehmen aus dem Transport- und Logistiksektor dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. So steigen etwa auch die Anforderungen zu einer umfassenden integrierten Berichterstattung. Wer an der Börse notiert ist, muss längst neben der etablierten finanziellen Berichterstattung ebenso über nichtfinanzielle Belange wie den Carbon Footprint berichten. In Zukunft werden zunehmend auch weitere Nachhaltigkeitsfaktoren sowie die Auskunft zu klimabezogenen Risiken und Chancen dazu kommen.

Wie eine ganzheitliche Klimastrategie entstehen kann

Viele Logistiker versuchen die Auswirkung des eigenen Unternehmens auf den Klimawandel beispielsweise mit der Berechnung des Carbon-Footprints zu erfassen, aber der nächste Schritt, die physischen Auswirkungen der Erderwärmung und die Wirkung der Anstrengungen der Weltgemeinschaft, den Klimawandel zu begrenzen, für das eigene Unternehmen auszuloten, erfolgt nur bei wenigen“, resümiert Ingo Bauer. Dabei gehe es nicht nur um das Erkennen von Risiken, sondern auch welche neuen Geschäftsmöglichkeiten sich daraus ergeben können.

Die Analysen mit dem PwC Climate Excellence Tool hätten gezeigt, dass die im MSCI-Index gelisteten Logistikunternehmen ihren Gewinn (EBITDA) in einem Szenario, in dem die Erderwärmung erfolgreich im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens begrenzt wird, bei einer frühzeitigen Reaktion auf regulatorische Veränderungen, neue Technologien und sich verändernde Märkte bis 2025 um durchschnittlich 16 Prozent steigern können. „Unternehmen der Branche, welche sich nicht rechtzeitig auf die kommenden Veränderungen vorbereiten, büßen jedoch im gleichen Zeitraum bis zu 20 Prozent an Gewinn ein“, so Nicole Röttmer über die Aussichten der kommenden Jahre.

Physische Risiken beschreiben die direkten klimawandelbezogenen Gefahren wie Hitzewellen und Überflutungen, Transitionsrisiken sind beispielsweise erhöhte Betriebskosten in Folge einer CO2-Steuer auf Kraftstoffe, ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten oder die steigenden Kapitalkosten, die durch die Umstellung auf alternative Antriebe anfallen. „Chancen ergeben sich zum Beispiel dadurch, dass Unternehmen in künftigen Wachstumsmärkten präsent sind oder sich frühzeitig strategisch günstig hinsichtlich potenziell relevanter Zukunftstechnologien positionieren“, ergänzt Ingo Bauer.

Nicht zuletzt profitiere auch die Beziehung zum Kunden und anderen Stakeholdern von einer ganzheitlichen Klimastrategie: „Wer über sein Klimaengagement berichtet, der zeigt Transparenz und kann dadurch das Vertrauen der Kunden, Kapitalgeber und allgemein der Stakeholder erhöhen,“ ist Bauer überzeugt.

Quelle: PwC – Pressemitteilung vom 15.10.2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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