Citroën e-Berlingo 2CV Fourgonnette: Klassiker in Modern

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Stefan Grundhoff
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  —  Lesedauer 4 min

Die Citroën 2CV Fourgonnette ist in Frankreich eine rollende Legende. Mehr als 1,2 Millionen Mal verkauft, bedeutete der Wellblechtransporter nach dem Zweiten Weltkrieg für die Grande Nation die gewerbliche Mobilisierung. Jetzt wird der Berlingo-Familienvan mithilfe des italienischen Karosseriebauers Caselani zum Restomod der etwas anderen Art.

Fabrizio Caselani ist ein verrückter Citroën-Fan. Sein Geld hat der Inhaber des Karosseriebauers Caselani mit der Fertigung von Bootskörpern aus Kunststoff gemacht. In seinem Herzen liebt der Lockenkopf aus der Lombardei jedoch nicht nur schlanke Rümpfe, die auf dem Mittelmeer und norditalienischen Seen das Wasser teilen, sondern die Automarke Citroën – wohl mehr als jeder Franzose. Besonders der Lieferwagen Fourgonnette – zwischen 1951 und 1987 auf Basis der ebenso legendären wie wankelmütigen Ente Citroën 2CV produziert – hat es ihm angetan. Und genau dem Lieferklassiker für Maurer, Bäcker, Anstreicher, Bauern und Ordnungsbehörden wird durch Caselani nunmehr in einer Kleinserie von 200 Fahrzeugen neues Leben eingehaucht.

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Auf Basis des aktuellen Citroën Berlingo (wahlweise 4,40 oder 4,75 Meter lang) wird mit zwei Wochen Zeit und einem Bündel Geldscheinen eine neue Fourgonnette – auf Wunsch sogar elektrisch. Mit dem einstigen Kleinlaster auf Rädern nebst klapprigen Türen und dünnen Reifen im Trennscheibenformat hat die neue Fourgonnette nichts mehr gemein. Sie sieht mit ihrer nicht wiederzuerkennen Front aus Kühlergrill, Stoßstange und Radkästen aus Glasfaser und den Plastikbeplankungen an den Seiten aus wie der legitime Nachfolger des 2CV Kastenwagens – fährt sich dabei jedoch wie ein ganz normaler e-Berlingo, während sich Lamellenstruktur und Klarglasscheinwerfer des vorherigen Jeep Wrangler in den Fahrtwind recken. Am Heck befindet sich ein kleines vertikales Fenster, das oben und unten abgerundet ist – ebenso eine Hommage an den 2CV wie die Chromapplikationen. Bei der Farbwahl gibt es ebenfalls zehn originale Pastelltöne aus den 60er- und 70er Jahren.

Zugegeben, vielen Puristen und einigen Klassikfans wird es sich beim Anblick des Franko-Italo-Morphs im Magen umdrehen, während Croque Monsieur und Cafe au Lait unangetastet auf dem Bistrotisch verbleiben, da der Caselani-Berlingo vorbeirauscht. Doch gerade einige Gewerbetreibende mit französischem Blut dürften an dem Restomod der anderen Art ihre helle Freude haben – auch, weil das Projekt mit dem „Oui“ des Stellantis Konzerns und somit dem Placet der Citroën-Markeneigner erfolgt, die beim finalen Design nochmals wohlwollend Hand angelegt haben.

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„Wir sind sehr stolz darauf, dass unser Bestseller Berlingo von Caselani neu aufgelegt wurde, inspiriert von der legendären 2CV Fourgonnette, die sowohl in der Geschichte von Citroën als auch in der Automobilbranche ihre Spuren hinterlassen hat“, sagt Citroën- Designchef Pierre Leclercq. „In den Ateliers des Karosseriebauers Caselani wurde mit dem Design begonnen und wir haben dann Hand in Hand zusammengearbeitet. Unsere eigenen Designer haben die Arbeit genau im Auge behalten, um sicherzustellen, dass die ursprüngliche 2CV Fourgonnette nicht zu wörtlich interpretiert wird, das Ergebnis jedoch wirklich die DNA von Citroën in sich trägt.“

Der rasselnde Zweizylinder des 2CV ist Vergessenheit und die meisten der insgesamt nur 200 Kunden dürften sich wohl für die 100 kW / 136 PS / 260 Nm starke Elektroversion entscheiden, die stattliche 58.310 Euro kostet. Die Fahrleistungen nebst elektrischer Reichweite von rund 250 Kilometern sind im Vergleich zum normalen Modell durch das 50-kWh-Batteriepaket unverändert. So ist auf der Autobahn auch bei schmalen 135 km/h Schluss. Wer seinen eigenen e-Berlingo im Fourgonnette-Design erstrahlen lassen möchte, muss allein für den Umbau 16.800 Euro bezahlen, das eigene Basisfahrzeug in die Lombardei bringen, hier bestenfalls zwei Wochen Urlaub machen und darf ihn dann im neuen 2CV-Gewand wieder mit nach Hause nehmen.

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Was der Fourgonnette fehlt, sind nicht nur der rasselnde Klang des Zylinderduetts, sondern auch die spartanische Ausstattung des frühzeitlichen Franko-Lademeisters. Im Innern präsentiert sich die Neuauflage abgesehen von der optionalen Holzladefläche jedoch komplett unverändert – schade, denn ein paar Details vergangener Jahrzehnte hätten ihr sowohl als Pkw- als auch als Nutzfahrzeugvariante gutgetan. So erstrahlen die Displays hinter Lenkrad und in der Mitte des Armaturenbretts so wie man es kennt ohne jeden Retrocharme. Gleiches gilt für Verkleidungen und Sitze. Ganz neu ist die Idee mit dem Retro-Berlingo übrigens nicht. 2017 entwickelte der Fabrizio Caselani anlässlich des 70. Geburtstags des Typ H (500.000 verkaufte Exemplare zwischen 1948 und 1981) einen Karosseriebausatz auf Basis des Citroën Jumper.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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Ulrich:

Das mit der richtigen Kurvenneigung einer Ente müssen die aber noch wesentlich besser hinbekommen. ;-)

Marc:

Von vorne gesehen, hat man den Design Job ausgezeichnet gemacht. Von der Seite und von hinten betrachtet, konnte man bei der Passagier-Version nicht viel rausholen. Der Lieferwagen-Berlingo sieht besser aus. Erst recht der Typ H.

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