CATL will offenbar Akkutausch-System von Nio kaufen

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 3 min

Mehrere Medien berichten übereinstimmend, dass der Batteriehersteller CATL Interesse daran habe, eine Mehrheitsbeteiligung am Akkuwechsel-System des Elektroautoherstellers Nio zu erzielen. Der Batterie-Gigant hatte kürzlich etwa 340 Millionen US-Dollar (310 Millionen Euro) in eine gemeinsame Partnerschaft der beiden Unternehmen investiert. „Eine Übernahme von einem Unternehmen, das so einflussreich für Elektroautos ist wie CATL, könnte die chinesische Elektrofahrzeug-Ladeindustrie neu gestalten“, stellt InsideEVs dazu fest.

Dafür soll offenbar ein Joint Venture mit Nio gebildet werden, in dem CATL aber gerne zumindest perspektivisch die Mehrheit haben will. CATL ist weltweit der größte Hersteller für Fahrzeugbatterien. Nio hat inzwischen weltweit etwa 3200 Akku-Wechselstationen errichtet, wobei diese bislang vor allem in China ernsthaft genutzt werden. In den USA oder auch in Deutschland könne man dies noch getrost als Modeerscheinung bezeichnen, heißt es im Artikel. Doch nicht nur Nio selbst, sondern auch CATL glauben offenbar fest an die Idee.

Für die Nutzer verkürzen solche Wechselstationen, an denen in wenigen Minuten ein nahezu voller neuer Akku ins Elektroauto gesetzt wird, die „Ladezeit“. Doch für den Betreiber gibt es gleich zwei Möglichkeiten, die Stationen wirtschaftlich zu betreiben. Zum einen durch Zahlungen der Nutzer, viel spannender könnte aber der Einsatz der Batterien vor Ort als Pufferspeicher für das örtliche Stromnetz sein.

Gutes Geschäft für beide?

Eine offizielle Bestätigung über die Übernahmegespräche gebe es bislang jedoch nicht, schreibt Car News China (CNC). Nio bestätigte nur, dass man mit mehreren Partnern darüber spreche, wie man gemeinsam das Akkutausch-Netzwerk zum größten seiner Art weltweit machen könnte. Car News China analysiert, dass ein solcher Deal für beide Unternehmen sinnvoll sein könnte. „Nio verzeichnet zwar ein beträchtliches Umsatzwachstum, steht aber weiterhin unter erheblichem finanziellem Druck„, heißt es im Artikel. Aufbau und Instandhaltung der Tauschstationen sei finanziell sehr aufwändig, da sei ein starker Partner wie CATL hilfreich. „Der Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung an Nio Power könnte Nio eine erhebliche Kapitalspritze verschaffen und die laufende finanzielle Belastung im Zusammenhang mit dem Betrieb und der Erweiterung des Netzwerks verringern, was das Unternehmen seinem Ziel, im vierten Quartal 2025 die Gewinnzone zu erreichen, näher bringen könnte“, schreibt CNC.

InsideEVs stellt zudem fest, dass es ein sehr sinnvoller Schritt wäre, wenn sowohl die in der Station genutzten Batterien als auch die Stationen selbst in einer Hand liegen würden, um die Abläufe zu vereinfachen und Anpassungen leichter möglich zu machen. Und die Batterien für Nios Elektroautos baut CATL bereits. Und die Elektroautos von Nios Marke Firefly sollen künftig sowieso die Batteriewechselstationen von CATL nutzen können.

Quelle: Car News China – CATL in talks to acquire Nio Power’s battery-swapping network / InsideEVs – China’s Biggest Battery Maker May Buy Nio’s Battery Swapping Network

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Wolfbrecht Gösebert:

Selbst wenn ich mal – nach dem Lesen beider „Quellenartikel“ – annehme, dass zumindest ein Teil der Spekulationen zutreffen, frage ich mich dennoch, wie es in der Überschrift zu dem Wort »offenbar« kommt?!

Die Schlagzeile „CATL will WOMÖGLICH Akkutausch-System von Nio kaufen“ hätte es IMO wohl eher getroffen :)

Aus meiner Sicht (Maschinenbau/Fahrzeugtechnik) ist der technisch/wirtschaftliche MEHR-Aufwand, den Akkuwechselsysteme (am Fahrzeug UND beim Akku!) bei gleichzeitig VERRINGERTER Flexibilität durch Festlegungen für die Zukunft zwangsweise! nach sich ziehen, aus freier Kostenbetrachtung kaum darstellbar.

Dazu kommt noch, dass Produktionsriese BYD gerade vor wenigen Tagen erst ein Megawatt-Ladegerät vorgestellt hat, mit dem E-Fahrzeuge in nur fünf Minuten aufgeladen werden können. Das Unternehmen kündigte zudem an, Fahrzeuge mit dieser Technik schon »aktuell« verkaufen zu wollen.
Damit aber nicht genug: Unmittelbar nach BYD stellten sowohl Zeekr als auch Huawei gleich NOCH leistungsfähigere Ladegeräte (1,2 Megawatt bzw. 1,5 Megawatt) in Aussicht. Letzte Info dazu z.B. hier:

c&p–> elektroauto-news.net/news/byd-megawatt-charging-stromnetz-schonen-batteriespeicher

Thomas Schmieder:

> Doch nicht nur Nio selbst, sondern auch CATL glauben offenbar fest an die Idee.

… und vermutlich wissen sie auch schon, welche Firmen sie noch dazu kaufen müssten
(vereinfacht ausgedrückt):

– die Autobahn GmbH
– einige Stücke Land entlang der Autobahnen

Und dann wird das System durchschlagen!
Strom direkt aus PV-Plants (oder Windmühlen) in die Wechselbatterien.
Keine öffentlichen Netze mehr benötigt. Hohe Kostenersparnis.

Vorteile für die eKFZ-Besitzer:
– kein Ärger mehr mit dem Service für ihre Batterie
– günstige Strompreise (statt 0.78€/kWh sind dann leicht 0,35€/kWh möglich)
– schneller Wechsel
– An der Autobahn „tanken“ und die Elektroenergie dann mit nach Hause nehmen, um über Home-Vehicle-Integration (HVI) bidirektional das eigene Haus mit Strom zu versorgen

Da die Fahrzeuge zusätzlich über einen eigenen (bidirektionalen) 11kW-Anschluss verfügen, kann auch zuhause geladen oder entladen werden.

@Groß:
Das Sträuben lässt sich nur noch kurz durchhalten.

Außerdem ist auch eine Übertragung des Systems auf den Schwerlastverkehr denkbar, ähnlich der AGV-Wechselstationen im Hafen von Rotterdam. Dort haben sie die besten Erfahrungen mit dem System.
Im Vergleich dazu benutzt der Hamburger Hafen AGVs mit Schnellladetechnik. Die Batterien müssen dort aber auch von Zeit zu Zeit getauscht (nicht „gewechselt“) werden, weil sie schwach werden oder eine Fehler haben.
Man hat also beide Systeme zur Begutachtung und Bewertung im täglichen harten Einsatz. Da chinesische Firmen sehr eng mit den Häfen zusammenarbeiten, wissen die also schon genau, was brauchbar ist.

Es hat keinen Sinn, dass unsere Stromnetzanbieter mit viel (Förder-)Geld weitere Schnellladestationen aufbauen, ohne sich auch „technologieoffen“ den anderen Lösungen zuzuweden. Wechselstationen hätten (siehe oben) aber einen gewissen Sozialisierungseffekt für den Energiehandel. Das ist vermutlich nicht gewünscht?

Groß:

Warum strüöbtsicj Europa weiter hin gegen das System?
In China funktioniert es ohne Probleme und immer mehrsetzen darauf.
Was viele in Europa nicht wissen ist, dass Nio nicht der einizige Hersteller in Vhina ist welcher auf den Wechselakku setzt. Teilweise stehen in den Metropolen und auf den Raststätten auf den Autobahnene mehrere verschiedene Systeme nebeneinander.

Philipp:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten und auf die üblichen Provokationen unter Nio-News künftig verzichten, danke / Die Redaktion]

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