Die BMW Group richtet ihren Einkauf verstärkt auf das zukünftige Wachstum in der Elektromobilität aus und will neue Maßstäbe im Bereich der Nachhaltigkeit setzen. Denn mit dem Ausbau der E-Mobilität gewinnt die Wertschöpfung im Lieferantennetzwerk zunehmend an Bedeutung, sowohl im Bereich der CO2-Emissionen als auch bei der Beschaffung sogenannter kritischer Rohstoffe, wie sie zum Beispiel für die Produktion von Batteriezellen benötigt werden.
Bis 2030 will die BMW Group mehr als sieben Millionen elektrifizierte Fahrzeuge auf die Straßen bringen, davon zwei Drittel vollelektrisch. Für diese Größenordnung stelle der BMW Group Einkauf sicher, dass zum einen das Volumenwachstum in der Lieferkette abgebildet werden kann und zum anderen, dass die Anforderungen an nachhaltiges Handeln umgesetzt werden, wie der Hersteller mitteilt. So will der BMW Group Einkauf einen wesentlichen Beitrag zur Transformation des Unternehmens hin zur E-Mobilität leisten.
„Nachhaltigkeit ist für uns ein fester Bestandteil aller Aktivitäten im Einkauf. So wie wir das geplante Wachstum bei elektrifizierten Fahrzeugen im Lieferantennetzwerk absichern, integrieren wir gleichzeitig unsere Anforderungen zur Nachhaltigkeit in jede Auftragsvergabe. Damit heben wir nachhaltiges Handeln auf ein neues Level. Gerade als Premiumhersteller haben wir den Anspruch, beim Thema Nachhaltigkeit voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen.“ – Dr. Andreas Wendt, Vorstand der BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk
Mit der wachsenden Nachfrage nach elektrifizierten Fahrzeugen steigt auch der Bedarf an Komponenten und Bauteilen für die Produktion dieser Fahrzeuge. Insbesondere für die Batteriezelle setzt der BMW Group Einkauf dabei auf verschiedene Maßnahmen, um dieses Wachstum abbilden zu können. So bezieht die BMW Group die Batteriezellen der aktuellen fünften Generation von vier Lieferanten und macht sich damit unabhängiger von einzelnen Anbietern.
Volumenflexibilität sei „eine Prämisse und ein entscheidendes Auswahlkriterium für unsere Batteriezell-Lieferanten“, erklärt Dr. Andreas Wendt, Vorstand der BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk. Bei den Batteriezellen der fünften Generation habe BMW „eine 20-prozentige Flexibilität bei den abzunehmenden Stückzahlen in beide Richtungen vereinbart: nach oben und nach unten“, sagt er. Da die Batteriezelle einen Großteil der Kosten des Antriebs eines elektrifizierten Fahrzeugs ausmacht, liegt hier auch der größte Hebel, um langfristig Kosten zu reduzieren. Vor allem die Zellrohstoffe und die Produktion von Batteriezellen sind hier im Fokus. In einem eigenen „Kompetenzzentrum Batteriezelle“ vertieft die BMW Group daher konsequent ihr umfassendes Know-how.
Nachhaltigkeits-Schwerpunkte zeigen Wirkung beim BMW iX
Parallel zum starken Wachstum in der E-Mobilität baut die BMW Group ihre Aktivitäten in der Nachhaltigkeit kontinuierlich aus. Im Bereich des Einkaufs liegt der Fokus dabei auf drei Schwerpunktthemen: 1. der Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards sowie Menschenrechten, 2. dem Schutz natürlicher Ressourcen und 3. der Reduktion von CO2-Emissionen in der Lieferkette.
Beim BMW iX zeigen diese Maßnahmen bereits Wirkung, so BMW: Der Einsatz von erneuerbarem Grünstrom bei der Herstellung der Batteriezellen in Kombination mit dem verstärkten Einsatz von Sekundärmaterial reduziere die CO2-Emissionen in der Lieferkette des BMW iX um 17 Prozent im Vergleich zum gleichen Fahrzeug, bei dem diese Maßnahmen nicht umgesetzt worden wären.
Gleichzeitig reduziert die BMW Group den Einsatz von kritischen Rohstoffen und hat für die aktuelle, fünfte Generation von Batteriezellen den Anteil von Kobalt im Kathodenmaterial auf unter zehn Prozent reduziert und den Anteil von Sekundär-Nickel auf bis zu 50 Prozent angehoben. Der E-Antrieb kommt vollständig ohne seltene Erden aus.
Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards
Die BMW Group sieht sich als Pionier in Bezug auf die unternehmerische Sorgfaltspflicht im Lieferantennetzwerk. Bereits 2008 hat das Unternehmen begonnen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und in der Folge bei der Vergabe der Umfänge für den BMW i3 umfassende Umwelt- und Sozialstandards eingefordert. Seit 2014 sind alle direkten Lieferanten der BMW Group vertraglich verpflichtet, Menschenrechte sowie erweiterte Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten sowie Managementsysteme zum Arbeitsschutz und Schutz der Umwelt einzuführen. Diese Anforderungen müssen ebenso vertraglich an die Sublieferanten weitergegeben werden.
„Wir geben die Verantwortung nicht einfach an das Lieferantennetzwerk ab, sondern übernehmen gemeinsam mit unseren direkten Lieferanten Verantwortung. Dabei profitieren wir von unserer langjährigen Erfahrung und schaffen Prozesse, um eine bessere Transparenz und Rückverfolgbarkeit zu erreichen“, erläutert Wendt.
Der BMW Group Einkauf stütze sich dabei nicht allein auf vertragliche Verpflichtungen, sondern setze in einem transparenten Prozess zusätzlich eine Vielzahl von Maßnahmen um. Ein Risikofilter bewerte bereits vor der Ausschreibung weltweit potenzielle Lieferantenstandorte. Im nächsten Schritt werden mögliche Lieferanten aufgefordert, über einen detaillierten Fragebogen ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten darzustellen. Zusätzlich überprüfen externe Partner zusammen mit internen Gutachtern ausgewählte Standorte.
Für die Vergabe eines Auftrags sei die Einhaltung der vorgegebenen Nachhaltigkeitsanforderungen eine Grundvoraussetzung. Über die Vertragslaufzeit überprüfen wiederum externe Partner zusammen mit internen Gutachtern die Einhaltung der Nachhaltigkeitsanforderungen mittels Fragebögen und Audits.
Sollten während einem dieser Schritte Unstimmigkeiten auftauchen, vereinbare die BMW Group entsprechende Maßnahmen mit den Lieferanten. Jährlich monitort der Einkauf der BMW Group so tausende Standorte. Darüber hinaus hat das Unternehmen ein Verfahren eingerichtet, bei dem Verstöße gegen Sozial- und Umweltstandards anonym gemeldet werden können.
Besonderer Fokus auf kritische Rohstoffe
Bei kritischen Rohstoffen stelle der Anspruch, Verletzungen von Umweltstandards und Menschenrechten auszuschließen, eine besondere Herausforderung dar – beispielsweise bei Lithium und Kobalt, beides Schlüsselkomponenten für die Produktion von Batteriezellen. Für beide Rohstoffe habe der Einkauf der BMW Group daher zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass die Kobaltgewinnung und -verarbeitung im Einklang mit den Nachhaltigkeitsstandards erfolgt und es keine Probleme mit den Arbeitsbedingungen, wie z. B. Kinderarbeit, gibt. Kobalt und Lithium kauft das Unternehmen daher direkt bei den Minen selbst ein und stellt es den Batteriezell-Lieferanten zur Verfügung.
„Das ermöglicht uns – neben berechenbaren Preisen –, unsere Nachhaltigkeitsstandards in den Verträgen zu verankern und sicherzustellen, dass der Abbau und die Verarbeitung von Kobalt und Lithium ökologisch und sozial nachhaltig erfolgen. Davon haben wir uns bei Vor-Ort-Besichtigungen in den Minen in Australien und Marokko selbst überzeugt“, erläutert Einkaufsvorstand Wendt.
Eine große Herausforderung sei es, die Einhaltung von Menschenrechten, Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards beim Abbau von Rohstoffen sicherzustellen, wenn dieser nicht industriell, sondern unter einfachsten handwerklichen Bedingungen erfolgt. Daher übernehme die BMW Group im Rahmen der unternehmerischen Sorgfaltspflicht Verantwortung und engagiere sich gemäß dem Grundsatz „Befähigung vor Rückzug“ in Vor-Ort-Projekten. 2018 hat die BMW Group gemeinsam mit weiteren Partnern die branchenübergreifende Initiative „Cobalt for Development“ im Kongo ins Leben gerufen. Ziel des Projekts, das von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GIZ umgesetzt wird, ist es, den handwerklichen Bergbau vor Ort so weiterzuentwickeln und zu professionalisieren, dass er den hohen Nachhaltigkeitsanforderungen der BMW Group entspricht und langfristig wieder eine Option für den Bezug von Kobalt sein könnte.
Zusätzliche Nachhaltigkeitsmaßnahmen für weitere kritische Rohstoffe
Für die weiteren kritischen Rohstoffe hat die BMW Group die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards vertieft und zusätzliche Maßnahmen ergriffen. Hierfür geht der BMW Group Einkauf über die vertragliche Vereinbarung von Nachhaltigkeitsstandards hinaus und steigt tiefer in die Lieferkette ein, um entsprechende Vereinbarungen an besonders kritischen Stellen der Lieferkette direkt zu schließen.
Auch Minen und Hütten stehen hierbei im Fokus: Über Kooperationen könne der direkte Kontakt intensiviert werden. Zudem ist es wichtig, dass Minen und Hütten nach anspruchsvollen, international anerkannten Standards zertifiziert werden. Hierfür engagiert sich der BMW Group Einkauf in internationalen Standardisierungsinitiativen zur Rohstoffgewinnung wie beispielsweise dem IRMA-Standard. Dieser Standard ist der anerkannteste, ambitionierteste und umfangreichste aller Standards für den Bergbau. Aber auch der Ausbau weiterer Vor-Ort-Projekte wie „Cobalt for Development“ ist denkbar, sowie eine Ausweitung des Direktbezugs von kritischen Rohstoffen.
Verantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen
Neben der Einhaltung der Umwelt- und Sozialstandards sowie der Menschenrechte spiele der verantwortungsvolle Umgang mit den endlichen Ressourcen der Natur eine zentrale Rolle.
Um die Bestände kritischer Rohstoffe zu schützen hat sich die BMW Group zum Ziel gesetzt, den Anteil von recycelten Rohstoffen, sogenanntem Sekundärmaterial, bis 2030 deutlich zu erhöhen und Rohstoffe in einer Kreislaufwirtschaft mehrfach zu nutzen. Mit dem Ausbau der E-Mobilität gewinnt das Thema Kreislaufwirtschaft an Bedeutung, da für die Batteriezelle viele kritische Rohstoffe benötigt werden. Sekundärmaterial reduziert die CO2-Emissionen gegenüber Primärmaterial deutlich: etwa um den Faktor 4 bis 6 bei Aluminium.
Reduktion der CO2-Emissionen in der Lieferkette zeigt Wirkung
Die BMW Group will bis 2030 den Anteil an CO2-Emissionen je Fahrzeug in der Lieferkette verglichen mit 2019 um 20 Prozent senken. Denn ohne Gegenmaßnahmen würden die CO2-Emissionen je Fahrzeug in der Lieferkette der BMW Group bis 2030 um mehr als ein Drittel steigen. Dies liegt vor allem an der sehr energieintensiven Herstellung beispielsweise der Batteriezellen oder des vermehrt eingesetzten Aluminiums.
Diesen Trend will das Unternehmen umkehren und etabliert dafür unter anderem den CO2-Fußabdruck in der Lieferkette als Vergabekriterium. Vor allem der Einsatz von Grünstrom für die Produktion der Batteriezellen hat beim BMW iX für eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen in der Lieferkette gesorgt.
Quelle: BMW – Pressemitteilung vom 10.12.2020