AutoScout24: Gebrauchte Stromer verlieren langsamer an Wert

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Sebastian Henßler
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Der deutsche Gebrauchtwagenmarkt zeigt sich im dritten Quartal auf den ersten Blick stabil. Besitzumschreibungen, Bestände und Preise bewegen sich weitgehend auf dem Niveau des Vorjahres. Doch hinter dieser Fassade deutet sich eine leichte Abkühlung an. Der aktuelle MarktReport von AutoScout24 zeichnet das Bild eines Marktes, der zwar intakt wirkt, aber auf einem zunehmend fragilen Gleichgewicht ruht.

Nach einem eher verhaltenen Sommer hat sich die Nachfrage im September spürbar belebt. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wechselten rund 560.000 Autos den Besitzer – ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auf Quartalssicht ergibt sich dagegen nur ein Zuwachs von einem Prozent, was auf eine insgesamt stabile, aber wenig dynamische Entwicklung schließen lässt. Auch preislich blieb der Markt ruhig: Mit durchschnittlich 27.527 Euro lag der Gebrauchtwagenpreis im September fast exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Gegenüber dem diesjährigen Höchstwert im Februar bedeutet das jedoch ein Minus von 2,4 Prozent beziehungsweise etwa 700 Euro.

Die Bestände an Gebrauchtwagen steigen leicht, liegen aber weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie. Im Vergleich zu 2019 beträgt das Minus rund 23 Prozent. Diese Knappheit stützt bislang die Preise, obwohl sich das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage leicht zu verschieben beginnt. Die Lagerreichweite – also die Zeit, in der Händler ihre Bestände theoretisch abverkaufen könnten – liegt fünf Prozent über Vorjahr. Das weist auf eine leichte Angebotsausweitung hin, die bei nachlassender Nachfrage mittelfristig Druck auf die Preise ausüben könnte.

Auch die Verkaufsdauer hat sich verlängert. Im Schnitt dauert es derzeit 58 Tage, bis ein Gebrauchtwagen verkauft wird – vier Tage mehr als im Vorjahresmonat. Stefan Schneck, Deutschland-Vertriebschef bei AutoScout24, sieht darin ein erstes Warnsignal: „Die Zahlen wirken auf den ersten Blick solide, doch unter der Oberfläche zeigen sich Warnsignale. Das weist darauf hin, dass sich der Absatz leicht verlangsamt.“ Trotz der saisonal üblichen Belebung im Herbst rechnet er damit, dass das Jahr „nicht ohne Bremsspuren zu Ende gehen“ dürfte.

Stabilisierung im Elektroauto-Gebrauchtwagenmarkt zu erkennen

Während der Gesamtmarkt also eine Seitwärtsbewegung zeigt, stabilisiert sich das Segment der Elektroautos. Gebrauchte E-Autos verbilligen sich zwar weiterhin, doch die Rückgänge fallen deutlich moderater aus als in den Vorjahren. Der Durchschnittspreis lag im September bei 34.648 Euro und damit nur noch drei Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotor bleiben gebrauchte Stromer dennoch teurer. Käufer:innen müssen im Schnitt rund 7000 Euro mehr zahlen, was einem Aufschlag von etwa 26 Prozent entspricht.

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Die Preistrends innerhalb des E-Segments zeigen große Unterschiede zwischen den Modellen. Besonders stark verloren hat der Audi Q4 e-tron mit einem Minus von 22 Prozent. Deutlich besser behauptet sich der Smart ForTwo, dessen Durchschnittspreis sogar leicht um zwei Prozent gestiegen ist. Das meistgefragte Elektroauto bleibt das Tesla Model 3. Mit 29.398 Euro kostet es zwar 14 Prozent weniger als im Vorjahr, zieht aber weiterhin die meisten Interessenten an. Auch der Volkswagen ID.3 und der Renault Zoe zählen zu den gefragtesten gebrauchten Stromern.

Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass sich der Markt für Elektroautos allmählich normalisiert. Noch 2023 waren gebrauchte E-Autos häufig von massiven Preisabschlägen betroffen, ausgelöst durch den Wegfall staatlicher Förderungen und die Preissenkungen bei Neuwagen. Inzwischen scheint sich ein neues Gleichgewicht einzupendeln. Die Nachfrage nach gebrauchten Stromern hat im Jahresverlauf spürbar angezogen, bleibt aber im Vergleich zu Benzin- oder Dieselfahrzeugen unterdurchschnittlich.

Die Entwicklung auf dem Gebrauchtmarkt hängt auch eng mit der Situation im Neuwagensegment zusammen. Dort liegen die Zulassungen im dritten Quartal zehn Prozent über dem Vorjahreswert, was auf eine leichte Erholung nach der Schwächephase der vergangenen Jahre hindeutet. Dennoch bleibt das Gesamtvolumen von Januar bis September nahezu unverändert. Viele Hersteller kämpfen weiterhin mit einem unklaren wirtschaftlichen Umfeld und zurückhaltender Konsumnachfrage.

AutoScout24 erwartet keine gravierenden Veränderungen in kommenden Monaten

Für die kommenden Monate erwartet AutoScout24 keine gravierenden Veränderungen. Zwar sorgt der Herbst traditionell für mehr Bewegung am Markt, doch steigende Finanzierungskosten und die Unsicherheit über künftige wirtschaftliche Rahmenbedingungen bremsen den Kaufwillen vieler Verbraucher:innen. Der Gebrauchtwagenmarkt dürfte daher nur verhalten ins Winterquartal starten.

Dennoch gibt es Lichtblicke: Die gestiegene Nachfrage nach Elektroautos und die stabile Preisentwicklung deuten darauf hin, dass sich der Markt in einer Phase der Konsolidierung befindet. E-Autos sind zwar noch teurer in der Anschaffung, aber der Preisabstand zu Verbrennern schrumpft.

Quelle: AutoScout24 – Pressemitteilung per Mail

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Sebastian Henßler

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Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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