ADAC-Autokosten: E-Autos nicht automatisch teurer als Verbrenner

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Nach dem Wegfall der staatlichen Förderprämie für Elektroautos haben viele Hersteller die Listenpreise gesenkt oder gewährten satte Rabatte. Dennoch fragen sich viele Neuwagenkäufer, ob sich ein Stromer finanziell auch wirklich lohnt. Der ADAC hat einen Vergleich zwischen Diesel-, Benzin- und E-Autos gemacht. Das Ergebnis: Entscheidend sind der Kaufpreis und das Ladeprofil.

Vergleichsgrundlage des ADAC ist immer eine Vollkostenrechnung, die neben dem Listenpreis auch sämtliche Betriebs- und Wartungskosten bis hin zum Wertverlust berücksichtigt – dem mit Abstand größten Posten. In der aktuellen Berechnung zeigt sich, dass Verbrennermodelle meist günstiger sind als ihre in Ausstattung und Motorleistung entsprechenden Elektro-Pendants. Zwar sind die Anschaffungspreise für Elektroautos tendenziell gefallen, sie liegen aber oftmals immer noch über denen für Diesel- und Benzinmodelle, insbesondere in den kleineren Fahrzeugklassen. Die weiterhin hohen Ladekosten an öffentlichen Säulen und die derzeit eher gemäßigten Preise für Benzin und Diesel tragen ebenfalls dazu bei, dass Verbrenner kostenseitig meist etwas besser dastehen.

So kostet der BMW iX2 eDrive20 knapp 50.000 Euro in der Anschaffung und schlägt mit 72,7 Cent pro Kilometer zu Buche. Die Verbrenner-Pendants X2 sDrive20i Steptronic (SuperPlus) und X2 sDrive18d Steptronic (Diesel) sind sowohl beim Kaufpreis (47.500 bzw. 48.000 Euro) als auch bei den Kilometerkosten (72,0 bzw. 68,1 Cent) geringfügig günstiger. Den Berechnungen liegt ein Dieselpreis von 1,58 Euro, Super 1,75 Euro, Super Plus 1,84 Euro sowie ein Strompreis von 44 Cent je Kilowattstunde zugrunde. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zahlt der deutsche Durchschnittshaushalt zwar aktuell 41,4 Cent je kWh. Die ADAC Experten haben sich jedoch für einen leicht höheren Preis für die Berechnungen entschieden, weil E-Fahrer unterwegs auch an teureren öffentlichen Säulen laden müssen.

Dass ein E-Auto aber nicht automatisch teurer sein muss, zeigt folgendes Beispiel: Die Elektroversion des Mini Countryman schlägt mit 56,1 Cent pro Kilometer zu Buche, beide Verbrennerpendants jedoch liegen mehr als 4 Cent darüber (bei 15.000 Jahreskilometern). Der reine Anschaffungspreis des Stromers ist dabei identisch mit dem des Benziners: 36.800 Euro, der Diesel ist sogar um 1500 Euro teurer (38.300 Euro). Die Fahrleistung hat damit oftmals unmittelbar Auswirkungen auf die Kosten – je mehr Kilometer pro Jahr ein Elektroauto abspult, desto weniger kostet der einzelne Kilometer bzw. umso größer wird der Abstand zu den Verbrennern.

Wer zu Hause lädt, kommt mit dem E-Auto meist günstiger weg

Auch das eigene Ladeprofil kann eine Rolle spielen. Zwar fallen geringe Unterschiede beim Ladepreis kaum ins Gewicht, wer aber beispielsweise nahezu ausschließlich zu Hause mit günstigem Solarstrom lädt oder gar kostenfrei beim Arbeitgeber, fährt mit dem E-Auto oft preiswerter. Würde der eingangs genannte BMW iX2 ausschließlich an der heimischen Photovoltaik-Anlage geladen (Stromkosten pro Kilowattstunde: 10 Cent inkl. Abschreibungskosten) werden, wären die Kilometerkosten um 5,4 Cent geringer als mit dem Mischkalkulationspreis von 44 Ct/kWh. Mit dann 67,3 Cent pro Kilometer unterbietet er die Diesel- und Benzinversion.

Die Beispiele zeigen: Der Kaufpreis (und damit der Wertverlust) ist meist der größte Kostenpunkt und gibt dem Verbrenner oftmals noch den Vorzug vor dem Elektropendant. Aber bei genauer Recherche sowohl des Marktes als auch des eigenen Ladeprofils lassen sich durchaus konkurrenzfähige Preisvorteile bei Stromern identifizieren.

Und wer sein Auto länger behält, als die vom ADAC angesetzten fünf Jahre, und somit den Wertverlust vernachlässigen kann, wird aufgrund der deutlich geringeren Betriebskosten von E-Autos mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mit einem Elektroauto günstiger unterwegs sein.

Quelle: ADAC – Pressemitteilung vom 03.12.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Pheaton:

Und wer sein Auto länger behält, als die vom ADAC angesetzten fünf Jahre, und somit den Wertverlust vernachlässigen kann, wird aufgrund der deutlich geringeren Betriebskosten von E-Autos mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mit einem Elektroauto günstiger unterwegs sein.

Ihr ich mich, oder gab es in der Vergangenheit nicht die Annahme, dass ein Elektroauto grundsätzlich günstiger ist als ein Verbrenner? Es gibt Faktoren, die sich verändert haben.
Jetzt ist man wohl etwas schlauer geworden.
Mal schauen, wie sich die Faktoren,
Stromkosten, Stundenverrechnungssatz, Versicherungspolicen, Wertverlust,
Leasingsangebote entwickeln werden.
Habe gehört, dass es Versicherungen gibt, die angeblich keine Teslas mehr versichern. Kann mir das nicht vorstellen, aber werde ich herausfinden.

Peter:

War beim Verbrenner auch nicht anders, viele Kollegen in Mosel leasen die Fahrzeuge auf 6 Monate.

Sascha:

Es ist ja schon bei Smartphones verrückt, diese ständig nach 2 Jahren auszutauschen aber bei Autos ist das doch noch skurriler, wenn man 4 Jahre bedenkt…. Bei meinem ersten gebrauchten (war schon 6 Jahre alt) bin ich noch 4 weitere Jahre gefahren, dann kam mein zweiter, den ich 6 Jahre gefahren und wäre auch länger noch damit gefahren aber dann musste zwecks Familie doch was anderes her und dieser ist bis heute und auch in seinem siebten Jahr.
Das nächste wird definitiv auch ein E-Auto und wahrscheinlich in 2-3 Jahren sein. Bin gestern erst den EV3 von Kia gefahren. Mein Junior (4J.) fand ich wie ich richtig gut.

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