Ausbau der Ladeinfrastruktur: BMVI startet Ausschreibung für das „Deutschlandnetz“

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Felix Katz
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  —  Lesedauer 3 min

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat Anfang Oktober die Ausschreibung für das sogenannte „Deutschlandnetz“ gestartet. Jetzt können Unternehmen in den Wettbewerb um den Zuschlag zum Aufbau und Betrieb von etwa 900 Schnellladestandorten in ganz Deutschland einsteigen. Das Deutschlandnetz soll die Grundversorgung mit Schnellladeinfrastruktur im Mittel- und Langstreckenverkehr mit rund 8.000 zusätzlichen DC-Ladesäulen sicherstellen. Dabei soll es die bereits vorhandenen Schnellladestandorte ergänzen und die deutschlandweite Infrastruktur weiter ausbauen.

„Laden immer und überall, das ist unser Ziel. (…) Mit dem Deutschlandnetz schaffen wir einen marktwirtschaftlichen Wettbewerb, der genau dort zum Aufbau von Schnellladeinfrastruktur führt, wo wir sie am dringendsten brauchen – auf Mittel- und Langstreckenfahrten im ganzen Land“, so Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Weiter ist er der Meinung, dass Schnellladepunkte bundesweit innerhalb zehn Minuten erreichbar sein und die Bezahlmethoden einfach und einheitlich sein müssen. Nur so gelinge es auch, die Menschen von der klimafreundlichen Elektromobilität zu begeistern. Die 900 Suchräume der Regionallose verteilen sich auf insgesamt sechs Regionen (Nord-West, Nord-Ost, Mitteldeutschland, Süd-Ost, Süd-West und West) und geben ein bestimmtes Gebiet, zum Beispiel rund um einen Verkehrsknotenpunkt, vor. In jedem Suchraum soll ein Schnellladestandort mit mindestens vier und bis zu 16 Schnellladepunkten entstehen. Die Bieter müssen geeignete Standorte innerhalb dieser Suchräume einbringen, beziehungsweise finden. Angesprochen werden mit diesem Verfahren regional tätige Betreiber sowie kleine und mittelständische Unternehmen (KMU).

Finale Zuschläge erst im dritten Quartal 2022

Die Errichtung und der Betrieb des Deutschlandnetzes werde in zwei getrennten Ausschreibungen vergeben. Im Mittelpunkt der nun gestarteten ersten Ausschreibung stehen 900 Suchräume für Schnelladestandorte in 23 Regionen, die ganz Deutschland abdecken. In einer zweiten Ausschreibung sollen Aufbau und Betrieb von etwa 200 Schnellladestandorten an unbewirtschafteten Rastplätzen an den Bundesautobahnen ausgeschrieben werden. Die Ausschreibung der bundesweiten Autobahn-Aufträge werde nach eigenen Angaben im Herbst durch die Autobahn GmbH erfolgen. Die erste Phase der Ausschreibung finde als sogenannter Teilnahmewettbewerb mit einer Bewerbungsfrist von sechs Wochen statt. Nach der Prüfung und Wertung der Teilnahmeanträge erfolge dann die Aufforderung zur Abgabe des Erstangebots an die verbliebenen Bieter. Anschließend finden die Verhandlungen statt. Mit den finalen Zuschlägen für die einzelnen Gebote werde im dritten Quartal 2022 gerechnet.

Die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie ist eine Programmgesellschaft zur Forschungsförderung, die für das Bundesverkehrsministerium und das Bundesumweltministerium Förderprogramme im Bereich nachhaltiger Mobilität koordiniert. Kurt-Christoph von Knobelsdorff, Geschäftsführer der NOW GmbH kommentiert wie folgt: „Das Deutschlandnetz ist der wichtigste Baustein in unserer Strategie für das ‚Gesamtsystem Ladeinfrastruktur‘. Damit tilgen wir jetzt flächendeckend und gezielt ‚weiße Flecken‘ auf der Ladelandkarte und legen den Grundstein für das Schnellladenetz der Zukunft. Denn die große Zeit der Elektromobilität beginnt gerade erst. Das Deutschlandnetz sorgt von Anfang an dafür, dass unser Land diese Transformation vorbildlich meistert.“

Der Schritt von der Förderung zur Ausschreibung sei ein wichtiger Paradigmenwechsel bei der staatlichen Unterstützung des Ausbaus von Ladeinfrastruktur in Deutschland. Zusätzlich zu den BMVI-Förderprogrammen für öffentliche und nicht-öffentliche Ladeinfrastruktur existiert damit nun ein Ansatz, in dem für die Gewinner des Ausschreibungsverfahrens Aufbau und Gewährleistung des Betriebs der Ladepunkte vertraglich verpflichtend sind. Das BMVI lege darüber hinaus an den Standorten des Deutschlandnetzes auch zukunftstaugliche technische Mindestanforderungen wie eine jederzeit verfügbare Mindestladeleistung von 200 kW an jedem Ladepunkt, Qualitätsstandards und eine am Markt und am Strompreis orientierte flexible Preisobergrenze fest und stelle deren Einhaltung sicher. Die Bewertungskriterien für die Gebote umfassen laut Pressemitteilung Kosten, Konzept und Kundenfreundlichkeit.

Quelle: BMVI, NOW GmbH

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Felix Katz

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Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Matthias Geiger:

Die Ausschreibungen sind richtig und wichtig, jedoch kommen diese viel zu spät.
Kürzlich war ich auf der Ferieninsel Fehmarn und musste 30 Minuten suchen, um eine freie Ladestation zu finden. Trotz EnBW App (ADAC) oder NewMotion (Shell) wurde die Belegung der Ladestationen nicht richtig angezeigt.
Alleine mir fehlt der Glaube, dass dieser Verkehrsminister etwas Vernünftiges zustande bekommt.
Naja, nächstes Jahr haben wir hoffentlich einen neuen Verkehrsminister.

Detlev Haas:

Was Sie hier behaupten stimmt
einfach nicht !!!!!!!

Norbert Seebach:

Es ist sehr zu hoffen, dass das Projekt schnell in die Zuständigkeit eines neuen Verkehrsministers wechselt, der dann hoffentlich auch ein wenig Sachverstand mitbringt! Herr Scheuer war diesbezüglich in jeder Hinsicht ein Totalausfall und ein Garant für ein teures Scheitern zu Lasten des Steuerzahlers!

Helmuth Meixner:

Möglicherweise werden in naher Zukunft Ladefreizeitparks angeboten. Urlaube mit Kind, Hunde und Kegel. Natürlich mit E-Bikeverleih für die Familie. Während der Schnelladezeiten betreuen Ladewarte Ihr BEV bis der Akku zu 80% voll ist. Alle Jahre treffen sich zu Weihnachten BE-Hardliner zur Diskussion über Lade-Historien vor Ort. Ob sie mit einem WOMO anreisen dürfen ist noch nicht ganz geregelt. Fest steht jetzt schon, HYBRIDEN sind VERBOTEN und WASSERSTOFF steht auf dem INDEX.

Helmuth Meixner:

Wo machen Sie denn BEV-Urlaub? Ums Haus rumm? Oder fliegen Sie weiter weg? Bitte sagen Sie ja nicht, dass Sie sogar Traumschiffreisen gebucht hatten.

David:

Das ist wieder so ein absoluter Blödsinn aus der Tesla Blase. In der letzten Urlaubszeit war exakt alles verfügbar. Nextmove hatte ja aufgerufen, Bilder von vollen Ladestationen einzuschicken. Die Aktion war ein Flop. Die Hälfte der wenigen Fotos waren Tesla-Supercharger, dann noch zwei Fantreffen, etwas Ausland und drei Bilder dergleichen Station zur gleichen Zeit. Das war’s. Und ich weiß das aus eigener Erfahrung, weil ich viel unterwegs war. Es war null Problem. Und im nächsten Jahr sind ja schon die Supercharger dabei….hahaha

Farnsworth:

Wenn ich in meine Ladehistorie gucke, dann habe ich öfter an AC Ladesäulen (25x) geladen als an DC Ladesäulen (7x). Ist ja auch logisch, DC Ladesäulen sind teurer und warum sollte ich mein Auto nicht dann laden wenn es sowieso irgendwo herumsteht? Erst gestern habe ich eine Ladesäule einem Parkhaus vorgezogen. Für den Rückweg hätte ich laden müssen. Ich hatte schon überlegt an einen Schnelllader auf dem Rückweg zu fahren. Aber die freie AC Ladesäule hat sich einfach mehr angeboten. Statt Parkgebühren und kurzem teureren Ladestopp habe ich die Parkzeit zum Laden genutzt. So habe ich Zeit und Geld gespart.

Sollte ich also irgendwann mal ein Auto mit mehr Reichweite haben, ist davon auszugehen, dass ich auswärts fast ausschließlich AC laden werde. Warum sollte ich irgendwo an einem Schnelladern warten wollen, wenn ich nicht unbedingt muss? Dabei brauche ich keine unglaubliche Reichweite. 400km wären schon okay.

Farnsworth

neumes:

der Scheuer hat doch schon die Maut versaut und den Steuerzahler richtig Geld gekostet, wieso ist der noch im Amt?
Man hätte Problemlos alle Hersteller die in D ein E-Auto verkaufen wollen dazu verpflichten müssen an diesem Staatsprojekt teilzunehmen….

es bleibt spannend

Peter Bigge von Berlin:

Es wird in Zukunft einfacher sein mit einem Tesla entlang dem fertiggestellten Silk Road Supercharger-Korridor von Berlin nach Shanghai zu fahren, als innerhalb Deutschlands mit einem Nicht-Tesla noch freie Ladestationen zu Ferienzeiten/Wochenende zu finden.
Wer keinen Tesla fährt muss bereits jetzt bei Fahrten am Wochenende von Berlin in den Norden, müssen bereits jetzt schon mit Wartezeiten rechnen, da die spärlichen Nicht-Tesla-Stationen gut ge- bzw. überfüllt sind.

David:

Wie wir gelernt haben, hassen es alle bisherigen Betreiber jetzt schon. Bin mal gespannt wie der weitere Umgang damit ist. Im Kern dreht es sich darum, wie rechtssicher die Inhalte dieser Ausschreibung sind. Ist ja angeblich alles vorher geprüft worden, allerdings ist das Ministerium ja noch in Leitung von Herrn Scheuer. Da ist allzuviel Vertrauensvorschuss fehl am Platze. Habe sowieso nicht verstanden, wieso man nicht die großen Spieler im Vorfeld mit ins Boot geholt hat.

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