Neuen Daten der European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA) zufolge fehlt es in den meisten EU-Mitgliedstaaten entlang Autobahnen, Schnell- und Bundesstraßen zum Teil noch massiv an Ladestationen für Elektroautos. Die Ergebnisse zeigen, dass in zehn Ländern im Schnitt weniger als ein Ladepunkt je 100 Kilometer Straße installiert ist. In neun dieser Länder haben Elektroautos einen Marktanteil von weniger als drei Prozent. 18 EU-Mitgliedstaaten haben weniger als fünf Ladestationen pro 100 km Straße. Und nur in vier EU-Ländern sind mehr als 10 Ladepunkte je 100 km aufgebaut.
Im Rahmen ihres im Juli veröffentlichten Fit for 55-Klimapakets schlug die Europäische Kommission vor, dass die CO2-Emissionen von Neuwagen bis 2030 um 55 Prozent unter dem Niveau von 2021 liegen sollten. Die europäischen Automobilhersteller werden in den nächsten Jahren Millionen von Elektroautos auf den Markt bringen und verkaufen müssen, um dieses herausfordernde Ziel zu erreichen. Und diese Autos sollten auf größeren Strecken auch öffentlich geladen werden können.
„Die Verbraucher werden nicht in der Lage sein, auf emissionsfreie Fahrzeuge umzusteigen, wenn es nicht genügend Lademöglichkeiten entlang der Straßen gibt, auf denen sie fahren“, warnt ACEA-Generaldirektor Eric-Mark Huitema. „Wenn beispielsweise Bürger Griechenlands, Litauens, Polens und Rumäniens immer noch 200 km oder mehr zurücklegen müssen, um eine Ladestation zu finden, können wir nicht erwarten, dass sie bereit sind, sich ein Elektroauto zu kaufen“, erklärt er.
Der Kontrast zwischen den einzelnen EU-Ländern ist enorm: In den Niederlanden – dem Land mit den meisten Ladepunkten – sind 47,5 Lademöglichkeiten je 100 km Straße installiert. Polen, von der Fläche her achtmal größer, hat nur eine Ladestation pro 250 km aufzuweisen. In Griechenland und Litauen ist je 500 Kilometer Straße sogar nur ein Ladepunkt zu finden. Deutschland liegt mit 19,4 Ladepunkten je 100 km EU-weit auf Rang drei, Österreich ist mit 6,1 Ladepunkten auf Platz fünf.
„Leider stimmt der Vorschlag für eine Infrastrukturverordnung für alternative Kraftstoffe – ebenfalls Bestandteil des Fit for 55-Pakets – nicht mit den Ambitionen der Kommission für die CO2-Ziele überein“, bemängelt Huitema. „Grundsätzlich begrüßen wir die Einführung dringend benötigter verbindlicher Ziele für Ladeinfrastruktur in jedem Mitgliedstaat. Allerdings müssen sie deutlich angehoben werden, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen.“
Die ACEA fordert daher das Europäische Parlament und den Rat der EU auf, diese Gelegenheit zu ergreifen, um bei den bevorstehenden Verhandlungen über Fit for 55 die richtigen Bedingungen für die Elektromobilität zu schaffen.
Quelle: ACEA – Pressemitteilung vom 09.09.2021