Batteriezellen sind zentral für die Verkehrswende, jedoch werden sie derzeit vor allem im nicht-europäischen Ausland produziert, wie beispielsweise in China. Angesichts der daraus resultierenden Abhängigkeit europäischer Unternehmen von den Importen sowie globaler Spannungen werden Forderungen nach einer unabhängigen, europäischen Batterieproduktion immer lauter. Diese wiederum hat in diesem Jahr mit der Insolvenz von Northvolt einen Schlag abbekommen.
Drei Geschäftsführer von europäischen Batterieunternehmen mit Niederlassungen in Frankreich, Deutschland und Spanien haben daher Anfang des Monats eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. Unter dem Titel „Wer wird unsere Batterien herstellen? Europas Stunde der Wahrheit“, finden die CEOs Frank Blome von Powerco, Benoit Lemaignan von Verkor und Yann Vincent von ACC klare Worte an europäische Investoren und Politik.
Eine autonome strategische Industrie
Um ein widerstandsfähiges, wettbewerbsfähiges und nachhaltiges europäisches Batterie-Ökosystem aufzubauen, rufen die CEOs der Batterieunternehmen zu Unterstützung auf, denn ohne sofortige, gezielte Unterstützung der lokalen Produktion laufe Europa Gefahr, die strategische Autonomie der Branche zu verlieren.
Diese Technologie sei jedoch für das 21. Jahrhundert entscheidend, so das Statement. Weltweit werden derzeit 99 Prozent der Batterien von nicht-europäischen Unternehmen hergestellt, weshalb die für Europa so zentrale Automobilindustrie mit über 13 Millionen Beschäftigten, von Asien abhängig ist. Kein Wunder, denn in anderen Ländern, wie den USA und China, wird die lokale Produktion erheblich subventioniert. Europäische Unternehmen geraten so ins Hintertreffen und kommen kaum aus der Wachstumsphase in einen tatsächlich wettbewerbsfähigen Zustand.
Daher warnen die CEOs in der Pressemitteilung eindringlich vor der Untätigkeit, die schwerwiegende Folgen habe. Dazu gehören Investitionsverluste entlang der gesamten europäischen Wertschöpfungskette, der Verlust eines jährlichen Marktes von 250 Milliarden Euro an asiatische Importe, der Verlust von Innovation und Know-How, die strategische Verwundbarkeit im Automobilsektor sowie die Abhängigkeit von außereuropäischen Lieferanten für kritische Technologien.
Auch in Deutschland wird vor derartigen Versäumnissen gewarnt. Erst Ende Juli äußerte sich der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Prof. Moritz Schularick, kritisch. Europa habe bei der Batterieproduktion den Anschluss verloren und dies halte er für kaum aufholbar. Dabei muss auch die Versorgung mit Rohstoffen berücksichtigt werden, denn die Materialien für die Batterieproduktion, wie Lithium oder Graphit, werden zu größten Teilen importiert. In Deutschland wurden jedoch, anstatt diese Entwicklung zu berücksichtigen, im Juli die KfW-Mittel zur Rohstoffsicherung gekürzt. Auch das Batterie-Recycling, das immer innovativer wird, kann diese Lücke derzeit nicht schließen.
Wirtschaft, Politik und Sicherheit
In der Vernachlässigung einer unabhängigen Batterieindustrie sehen die CEOs Blome, Lemaignan und Vincent nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein geopolitisches Problem, dem schnellstmöglich begegnet werden sollte, um den Anschluss nicht endgültig zu verlieren.
Die Europäische Kommission habe diese Dringlichkeit erkannt und im März eine direkte Produktionsförderung vorgeschlagen. Von der Europäischen Batterieallianz wurde ein Förderprogramm aus EU-Mitteln vorgeschlagen, das eine Milliarde Euro für die Anlaufphase, 1,8 Milliarden Euro für die ersten drei Produktionsjahre, gekoppelt an die Produktionsleistung, sowie zusätzliche EU-Mittel von 2028 bis 2030 zur Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit umfasst. Damit sollen in der EU bis 2027 ungefähr 90 Gigawattstunden an hergestellten Batterien ermöglicht werden, was für 1,2 Millionen Elektroautos ausreicht. Im Vergleich dazu: Allein das geplante Werk des chinesischen Batteriegiganten CATL im ungarischen Debrecen, das ab 2026 in Produktion gehen soll, wird eine jährliche Kapazität von 100 Gigawattstunden haben.
Die Fördergelder sollen dabei als Starthilfe funktionieren und mit der Zeit abnehmen, wenn die Unternehmen weltweit wettbewerbsfähig sind. Außerdem sollen die öffentlichen Mittel erst bei der Lieferung an die Kundschaft ausgezahlt werden, damit Leistung statt Versprechen belohnt wird.
In der Stellungnahme heißt es abschließend: „Wir fordern die europäischen Entscheidungsträger dringend auf, zusammenzuarbeiten: Handeln Sie pragmatisch, bauen Sie Bürokratie ab und mobilisieren Sie Mittel. Die Kosten der Untätigkeit überwiegen bei weitem die Kosten der Unterstützung.“
Quelle: ACC – Pressemitteilung vom 4. September 2025