Ein Missstand ist da. Gewaltig groß und eigentlich unübersehbar. Aber es spricht keiner darüber. Aus Parteiräson. Aus Mangel an Courage. Oder aus Sorge, ein Idyll könnte sich zum Trugbild wandeln. Im Englischen haben sie für das totgeschwiegene Problem den wunderbaren Begriff „the elephant in the room“ geprägt. Derlei Dickhäuter gibt es auch hierzulande reichlich. Ein besonders mächtiger ist das Elektromobil.
Es ist nämlich nicht heraus, ob das ladefähige Auto wirklich so ein Segen ist. Ganz sicher nicht, wenn der Saft abseits von Sonne, Wasser oder Wind erzeugt wird. Und auch im Inneren bergen die E-Mobile ein schmutziges Geheimnis. Was Batterien funktionieren lässt, muss der Erde brutal entrissen werden. Die vermeintlich sauberen Akku-Autos hinterlassen schon dreckige Spuren, bevor sie überhaupt vom Band gelaufen sind: gerodete Wälder, vergiftete Böden, verseuchte Flüsse. Nicht zu reden von den Arbeitsbedingungen beim Rohstoff-Schürfen.
Politik und Autobauer indes haben sich auf den Elektro-Antrieb eingeschworen. Ganz einfach weil sie ihn brauchen. Selbstverständlich sind die CO2-Werte schöngerechnet – aber ohne eine ausreichende Anzahl Stromer stimmt kurzfristig die Klima-Bilanz nicht einmal mehr auf dem Papier. In dieser selbst verordneten Euphorie um das E-Mobil kam eine Idee stets zu kurz: das Erdgas-Auto.
Erdgas liefert mehr Energie als Sprit und verbrennt sauberer. Der CO2-Ausstoß liegt um ein Viertel niedriger, der an Stickoxiden gar um 80 Prozent. Und: Es entsteht keinerlei Feinstaub. Obendrein ist CNG (Compressed Natural Gas) klopffest bis 130 Oktan. Das ermöglicht kleine Motoren mit großer Verdichtung und hoher Leistung. Und: Erdgas-Autos können Methan aus Bio-Abfällen oder Elektrolyse tanken.
Zugegeben: Nur Vorteile hat auch CNG nicht. Die Wartungskosten sind höher, weil die Autos teils öfter zur Inspektion müssen – und im Zuge der Hauptuntersuchung auch zur Gas-Prüfung. Die Tanks sind schwer und ihre Lebensdauer auf 20 Jahre beschränkt. Danach müssen sie erneuert werden.
In Sachen Umwelt und Verbrauch jedoch ist kaum Konkurrenz in Sicht. Im Gegenteil: Nicht wenige Experten halten Erdgas für die einzige Chance, in verhältnismäßig kurzer Zeit auf messbare Erfolge bei der Luftreinhaltung zu kommen. Politisch unabhängiger würde Deutschland auch. Erdgas kann man in der Nordsee fördern – und überall regenerativ erzeugen.
Bis vor kurzem sah man das auch im VW-Konzern so. „Erdgas ist sofort verfügbarer, nachhaltiger und kostengünstiger Klimaschutz!“, hieß es noch im vergangenen Jahr. Und tatsächlich sind zusammen mit Škoda und Seat aktuell 19 CNG-Modelle im Angebot, auch Golf 8 und Caddy starten im Laufe des Jahres noch als TGI-Versionen. Doch das war’s dann. Für die Zukunft steigt der potenteste Verfechter der Erdgas-Technik aus.
Selbst mit großem Engagement wollte kein Durchbruch gelingen. Trotz der bis 2026 verlängerten Steuervorteile. Nur gut 7000 Gas-Autos hat der VW-Konzern im abgelaufenen Jahr hierzulande abgesetzt, dazu kommen noch ein paar hundert Exemplare von Fiat. Im Grunde treibt die Deutschen dieselbe Sorge um wie beim E-Mobil: leer liegenzubleiben. Und die ist so unbegründet nicht. Das Tankstellennetz der Republik ist sogar noch grobmaschiger geworden. Statt der geplanten 2000 Zapfsäulen, gab es 2019 nur noch gut 800 – knapp 30 weniger als im Jahr zuvor.
Eine zusätzliche Hürde wäre sicherlich die Abgasnorm Euro 7 geworden, mit der auch die zulässigen Höchstmengen für Feinstaub und Stickoxide absehbar halbiert werden müssen. Das schafft so ein Gasmotor zwar locker, aber weil die Emissionen künftig über die Lebenszeit des Fahrzeugs kontrolliert werden sollen, muss das Abgas-System aufwändig mit der Bordelektronik vernetzt werden. Entwicklungen in diese Software will bei den überschaubaren Stückzahlen niemand mehr vorantreiben.
Den entscheidenden Schlag gegen die Technik aber hat letztlich die Politik geführt. Mit aberwitzigen Formeln. Biogas darf nämlich – obwohl aus erneuerbarer Energie – nicht auf die CO2-Flottenbilanz angerechnet werden. Egal wie klimafreundlich CNG-Fahrzeuge also unterwegs sind – sie zählen wie Autos mit fossilem Kraftstoff. Plug-In-Hybride indes gelten ab einer bestimmten Reichweite als Null-Emissions-Fahrzeug – unabhängig davon, ob der Akku jemals geladen wird.
Die einseitige Festlegung auf Batterie-Antrieb hat noch weitergehende Folgen. Auch die Entwicklung der Brennstoffzelle will VW-Boss Herbert Diess im Konzern nur mehr „auf Grundlevel“ betreiben. Heißt im Klartext und mit offenkundiger Rückendeckung aus Berlin: Alles auf Akku.
Man sollte schon, auch als freier Journalist, fachliche Kenntnisse besitzen, um über bestimmte Themen schreiben zu können.
Ich frage mich nur warum er nicht schon früher etwas über die Gasautos geschrieben hat. Jetzt wird dieser Antrieb, genau wie der Wasserstoffantrieb wieder entdeckt und in den höchsten Tönen gelobt. Es gibt bei allen Antriebsformen Vor- und Nachteile, wenn man aber nur die
zur Zeit noch vorhandenen Nachteile der Elektroautos in den Vordergrund stellt ist das mehr als fraglich. Warum wohl waren die letzten Wünsche eines Stephen Hawkin die Elektromobilität und die Beherrschung der Kernfusion?
Ja, beide Antriebsformen E und CNG haben Vor- und Nachteile. Aber jeder sollte sich fragen ob man in einer reinen E-Auto-Welt leben möchte:
– keine Tankstellen mit Personal und somit auch keine Barzahlung möglich
– E-Tankstellen ohne Überdachung mit viel Elektronik, die gerne mal kaputt geht.
– Service dann nur per Telefon
– ggf. sehr hohe Stromkosten aufgrund der hohen Netzbelastung an Autobahnraststätten
– Man muss in der Regel Zuhause laden und entsprechend investieren, alles andere erfordert oftmals zu viel Planung im Alltag
– Verbindung mit dem Strom-Netz, stichwort smard grid, d. h. Man muss mehr planen wann man das Auto benutzt.
– Nur noch sehr wenig Werkstätten, dadurch geringeres Werkstatt- Angebot und längere Anfahrten, besonders wen man auf dem Land lebt.
Zur info: ich fahre seit 3 Monaten einen CNG-up die Fahrt in den Urlaub war problemlos, insgesamt 3 mal für 3 min. getankt.
Es ist auch fraglich ob die Kernfusion die Rettung ist. Soll die Menschheit dadurch noch mehr Energie und damit Macht gewinnen? Gehen wir dann mit der Energie verantwortungsvoller um?
Ich fahre jetzt seit 20 Jahren mit Erdgas, anfangs war es sehr schwierig mit den Tankstellen und die Fahrzeuge waren umgerüstet, somit war die Reichweite eher quälend . Dann endlich kammen die Fahrzeuge vom Hersteller wie z.B Fiat, Volvo, VW Mercedes usw…. Es wurde immer besser. Reichweiten von bis zu 450km im Stadtverkehr – alles wurde besser , es gab immer mehr Tankstellen, es wurde Biogas eingespeist was es noch Umweltfreundlicher machte…..Power to Gas – eine wirklich tolle Geschichte, es funktioniert einwandfrei…..die Fahrzeug Hersteller konnten altbewährtes mit Erdgas verknüpfen…..und plötzlich…..E- Mobilität? Warum? Wo liegt der Vorteil?
Und was ich mich noch frage, wenn alle irgendwann einmal mit Strom fahren, was macht unser Staat ohne Mineralölsteuer? Darf man dann immer noch kostenlos tanken? Steigt der Strompreis Zuhause dadurch auch an?
Na dann … kann ich nur danken für diesen ehrlichen Artikel.
Vor drei Jahren wechselten wir wegen der Umweltbilanz auf CNG und freuen uns seitdem über die geringen Kosten, hoher Reichweite und Ruhe im Auto auf Langstrecke.
Den kleinen Elektro ION nutzen wir nur im Nahbereich bis 20 km mit den Vorteilen des Elektromotors und der idealen Parkgröße.
Ideal wäre ein Hybrid CNG/Elektro … nur bei deutschen Herstellern ist derartiges „Innovatives“ oder gar „Vorsprung durch Technik“ nicht erhältlich.
ERDGAS; GÄÄÄÄÄÄÄHHHHHHHN:
Vielleicht noch eine Analogkamera, einen Röhrenfernseher und ein altes Nokiahandy dazu?
Ich fahre seit 12 Jahren einen Erdgas- Caddy und bin noch nie liegengeblieben. Vorausschauende Planung und ein Not-Benzintank (13 Liter) haben genügt. Dafür hab ich eine Menge Spritkosten gespart. Voraussetzung für den Kauf war: eine CNG- Tankstelle musste am Wohn- oder Arbeitsort sein. Deutliche Einschränkungen gibt es bei Fahrten ins Ausland, hier kann man viele Länder komplett vergessen. Die Umweltprobleme beim Erdgas liegen eher im Bereich der Gewinnung, das hierbei entweichende Methan ist ein großer Klimakiller.
Leider lese ich diesen Artikel erst heute.
Ich wollte doch noch mal klar stellen und bitte mal durchlesen an fast alle unwissenden. Lesen bildet :)
https://www.kielerleben.de/news/kraftstoff-zukunft-bei-anton-willer-10023841.html
https://www.verbiogas.de/verbiogas/
https://cng-club.de/Biomethan-bringt-CNG-voran
Vielen Dank Wolfgang für diesen guten Bericht, hoffe die persönlichen Anfeindungen prallen bei Ihnen ab. Wirklich traurig auf was sich einige Leute herablassen ohne richtige Informationen zu haben. Daher ist es wichtig die Leute auch über CNG auf zu klären. Bitte mehr davon, DANKE :).
All die CNG-Kritiker hier übersehen, dass es gar nicht genügend Rohstoffe (die ja noch ganz andere Probleme sozialer und umwelttechnischer Art mit sich bringen) für die Elektromobilität aller gibt. Seriöse Studien von Fraunhofer und Helmholtz sagen klar eine Verteilung der Antriebe auf verschiedene Technologien voraus: Elektro, Wasserstoff und CNG. Und ja, natürlich lässt sich CNG regenerativ erzeugen und nein wir benötigen es ja nicht für alle Fahrzeuge in diesem Land, da ein Teil ja mit Strom und ein ander mit Wasserstoff fahren wird. So müssen also nicht auf allen Äckern Energiepflanzen angebaut werden (das passiert ja übrigens weniger wegen der CNG-Produktion, sondern vielmehr zur Stromproduktion, liebe E-Mobilisten ;-) ). Aber zurück zum Thema: CNG-Fahrer legen großen Wert auf Biomethan der 2. Generation (kaum einer möchte fossiles Erdgas verfahren und im inzwischen sind wir deutschlandweit schon bei einer Gesamtbilanz von 50% Biomethan an den Tankstellen also statistisch emittiere ich (obwohl ich fast ausschließlich 100% Bio-CNG tanke) mit unserem Skoda Citigo G-TEC 40 Gramm und mit unserem SEAT LEON TGI 48 Gramm CO2 – also im Grunde wären Flottengrenzwerte überhaupt kein Problem, wenn die Politik endlich begreifen würde, was da tatsächlich passiert) – also Gas aus tatsächlich anfallenden organischen Reststoffen. Und da sind wir wieder regenerativ, denn hier wird nur soviel CO2 freigesetzt, wie die Pflanzen im natürlichen Zerfallsprozess auch abegeben hätten. Wenn dann der Prozess der Erzeugung noch regenerativ erfolgt, dann ist alles richtig gut. Aus dem Auspuff kommt beim CNG-Auto dann hauptsächlich Wasser wie beim Wasserstoffauto und ein Teil CO2 aus den organischen Abfällen, der andere Teil ist schon in der Biogasanlage angefallen. Wie gesagt, genau soviel wie sowieso in die Atmosphäre gekommen wäre, wenn Bakterien und Pilze die organischen Reststoffe zersetzen.
Eine ganz andere Quelle für CNG kann die PtG-Technologie (also CNG der 3. Generation) sein. Wenn der Wassersstoff methanisiert wird, ist er einfach zu lagern und zu transportieren, was mit Wasserstoff aufgrund seiner Reaktionsfreudigkeit und seiner extremen Flüchtigkeit nicht so einfach ist.
Mich wundert ehrlich gesagt diese Beißhaltung mancher „Stromer“ gegenüber anderen nachhaltigen Alternativen, ohne sich mit ihnen tiefergehend auseinandergesetzt zu haben. Wir haben nur diesen einen Planeten und wir müssen alle zusammen schauen, wie wir die Decarbonisierung so schnell wie möglich hinbekommen. Der Kipppunkt ist verdammt nah!
Wer Tippfehler gefunden hat, darf sie gerne bahalten, sie dienen zur Belustigung ;-)
Super Geobiologe,
dies haben Sie sehr gut erklärt. Sie sprechen mir aus der Seele. Wenn die Politik die 50 % mal anerkennen würde. Aber da sehen wir ja leider die Ungerechtigkeit bei den erneuerbaren Antrieben. Der eine wird bevorzugt und der Andere benachteiligt. Dies nennt man Wettbewerbsverzerrung. Woran liegt dies? Lobbyismus?
Wenn man so die Kommentare hier liest, da ist bei manchen doch viel Unwissen und „hab ich schon mal so gehört..“ dabei. Belastbare Argumente die sich z.B. aus Studien des Fraunhofer Instituts oder der technischen Hochschule Zürich ableiten lassen und nicht von irgendwelchen Lobbyverbänden in die Welt gesetzt wurden, denen sollte man daher in Zukunft eher seine Aufmerksamkeit widmen.
Also wenn man genau hinschaut stellt man fest, daß Biomethan, welches zum Tanken von CNG Fahrzeugen verwendet wird, aus biogenen Reststoffen, Stroh, Gülle oder überschüssigem Ökostrom hergestellt wird. Aus den jetzt bereits vorhandenen Mengen könnte man Biogas für mehr als 1 Mio Fahrzeuge herstellen, quasi Klimaneutral. Die Biogasanlagen, welche mit Mais oder Energiepflanzen betrieben werden, dienen in erster Linie zur Erzeugung von grünem Strom. Dies hat steuerliche Gründe. Biogas ist also nicht gleich Biogas.
Was man auch bei all dem Elektro Hype nur selten zu lesen bekommt ist der Ladeverlust. Der kann bis zu 20 % betragen. Das ist so, als würden sie 50 Liter Super tanken (und bezahlen), haben aber nur 40 Liter im Tank. Auch das Thema Selbstentladung beim e-Auto wird selten thematisiert. Man kennt es ja vom Handy, Auch wenn man es nicht benutzt, die Batteriekapazität wird immer weniger. Da können im Sommer schon mal in 4 Wochen 10 % „verloren“ gehen. Das bedeutet im Umkehrschluss, daß deutlich mehr Strom erzeugt werden muss, als verbraucht wird.
Grundsätzlich halte ich E-Autos für bestimmte Zwecke die ideale Lösung, z.B. kleine und leichte für den urbanen Verkehr, da reichen auch schon mal 120 km Reichweite. Aber ob ein Auto wie z.B. der Audi e-tron mit 2,5t und 408 PS wirklich gut fürs Klima ist, darf schon mal in Frage gestellt werden.
Ich denke es braucht einen Energiemix aus Elektro, Biogas und Wasserstoff um unsere Mobilität klimaneutral zu gestalten. Und jeder nicht gefahrene Kilometer ist sowieso gut fürs Klima.
Danke Herr Plank für diesen sehr guten Artikel. Er trifft das Thema auf den Punkt!
Leider gibt es in Deutschland zu viele Menschen, die nur schwarz- und weiss sehen können.
Zudem ist es immer einfach sich in der Anonymität des Internets herablassend und polämisch
zu äußern. Dasselbe kennt man von Diskussionen über Rassismus. Es ist traurig aber nun leider mal so.
Ich sehe in all den genannten Technologien Vor-/ und Nachteile.
Die Zukunft gehört denen, die reflektieren können und auch die Nuancen sehen…
Baut ihr mal CNG Autos, ja machen wir wenn ihr CNG Tankstellen baut. Ja machen wir wenn ihr Autos baut. Ja machen wir, wenn ihr Tankstellen baut. Wie im Kindergarten hat man sich die Bälle zugeschoben. Warum klappt das jetzt alles im übrigen Europa. In der Schweiz,in Italien, in Belgien, Holland, Schweden, überall wächst die CNG und LPG Technik. Im Lobbyisten verseuchten Deutschland versucht man mit Murkspolitik wieder die Leute hinters Licht zu führen. Verbrenner mit alternativen und umweltfreundlichen Kraftstoffen sind der einzige Weg.