Porsche fokussiert Batterieaktivitäten auf Zell- und Systementwicklung

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Nach einigen Medienberichten vergangene Woche hat nun auch Porsche selbst Stellung bezogen zu seinem Engagement beim Batterieunternehmen Cellforce. Der Sportwagenhersteller sieht demnach in der Elektromobilität auch weiterhin eine wesentliche Antriebsart der Zukunft, erklärt er in einer aktuellen Pressemitteilung. Aufgrund des langsameren Hochlaufs der Elektromobilität sowie veränderter Rahmenbedingungen in China und den USA richte Porsche aber seine Batterieaktivitäten neu aus: In diesem Zuge soll sich die Cellforce Group künftig auf die Forschung und Entwicklung von Batteriezellen fokussieren.

Die bisherigen Pläne des Tochterunternehmens der Porsche AG zum Ausbau der Produktion von Hochleistungsbatterien werden nicht weiterverfolgt. Derzeit sei vorgesehen, die Entwicklung grundsätzlich als eigenständige R&D-Einheit weiterzuführen. Der damit verbundene Personalabbau soll sozialverträglich begleitet werden. Zudem hat die PowerCo, das Batteriekompetenzzentrum des Volkswagen-Konzerns, angeboten, geeigneten Mitarbeitern der Cellforce Group Perspektiven an den Standorten der PowerCo aufzuzeigen.

„Porsche zählt zu den erfolgreichsten traditionellen Automobilherstellern in der Transformation zur Elektromobilität. Im ersten Halbjahr 2025 wurden 57 Prozent elektrifizierte Fahrzeuge in Europa ausgeliefert, weltweit lag die E-Quote bei 36 Prozent. Durch herausfordernde Rahmenbedingungen – insbesondere in den Porsche Hauptmärkten USA und dem noch nicht entwickelten chinesischen Elektro-Luxussegment – ordnen wir unsere Batterieaktivitäten neu und konzentrieren uns auf die Zell- und Systementwicklung“, erklärt Porsche-CEO Oliver Blume und stellt klar: „Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter. Die Elektromobilität bleibt auch zukünftig eine wesentliche Antriebsart für unsere Sportwagen.“

Porsche investiert also auch in Zukunft in die Forschung und Entwicklung von Batteriezellen. Damit stützt der Sportwagenhersteller seinen bereits 2019 eingeschlagenen Elektro-Kurs. Mit dem vollelektrischen Cayenne und einem vollelektrischen Sportwagen im 718-Segment folgen kurz- und mittelfristig weitere Modelle, die die Elektromobilität in Serie bringen. Weltweit gibt es beim Hochlauf der E-Mobilität jedoch starke regionale Unterschiede. Aus diesem Grund rückt das Unternehmen von der ursprünglich geplanten Skalierung der Batterieproduktion durch die Cellforce Group ab und fokussiert sich zukünftig auf die Zell- und Systementwicklung.

Während Porsches Volumina in den USA und China aus verschiedenen Gründen aktuell hinter den Erwartungen zurückbleiben, hat sich der Hersteller in Europa im ersten Halbjahr 2025 überproportional entwickelt. Die Quote an elektrifizierten Fahrzeugen, also inklusive Hybriden, lag bei Porsche bei rund 57 Prozent. Damit wurde das zum Börsengang ausgegebene Ziel in Europa übertroffen. Weltweit erreichte Porsche in diesem Zeitraum eine Elektrifizierungsquote von rund 36 Prozent.

Ungeachtet dessen setzt der Sportwagenhersteller auch weiterhin auf ein flexibles Antriebsangebot, um sich in der Transformation robust aufzustellen. Die Porsche Produktstrategie sieht vor, in jedem Segment bis weit in die 2030er Jahre hinein alle drei Antriebsvarianten (Verbrenner, Hybrid, Vollelektrisch) anzubieten – bei den zweitürigen Sportwagen, Sportlimousinen und Sport-SUV.

„Mit dem Bau der Fabrik in Kirchentellinsfurt haben wir 2022 ein Ausrufezeichen in der Branche und für den Standort Deutschland gesetzt. Leider hat sich der Markt für elektrische Fahrzeuge weltweit nicht so entwickelt wie ursprünglich angenommen. Die Rahmenbedingungen haben sich grundlegend verändert und wir müssen darauf reagieren“, sagt Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei Porsche. „Wir bedauern diesen Schritt und sind uns bewusst, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Cellforce Group mit Herzblut die Entwicklung von Hochleistungsbatterien vorangetrieben haben. Ihnen gilt mein besonderer Dank. Am Ende müssen wir aber feststellen, dass das geplante Geschäftsmodell wirtschaftlich nicht darstellbar ist.“

Die ursprüngliche Idee war es, die Fabrik in Kirchentellinsfurt als „Anlauffabrik“ mit einem Produktionsvolumen von etwa 1 GWh zu starten. Später sollte das Volumen an einem zweiten Standort skaliert werden. „Das ist aus heutiger Sicht nicht realistisch“, sagt Steiner. „Die Cellforce Group hat Hochleistungszellen erfolgreich entwickelt und die Pilotfertigung aufgebaut, aufgrund weltweit fehlender Volumina ist eine Skalierung der eigenen Fertigung zur geplanten Kostenposition jedoch nicht möglich. Deshalb soll sich die Cellforce Group künftig auf die Forschungs- und Entwicklungsarbeit konzentrieren.“

Know-how der R&D-Einheit vielfältig einsetzbar

Das in den vergangenen Jahren erworbene Wissen innerhalb der Cellforce Group möchte Porsche weiterhin nutzen. Entwicklungsvorstand Steiner hierzu: „Wir werden auch in Zukunft in vollelektrische Modelle mit High-Performance-Batterien investieren. Die neue R&D-Einheit kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Hier bündeln wir unsere Erfahrung in der Entwicklung von Hochleistungszellen und bringen diese auch in den Konzernverbund ein. So wird die PowerCo die eigenständige R&D-Einheit nutzen und dort Entwicklungsaufträge für High Performance Zellen platzieren.“

Das Know-how der Cellforce Group soll auch V4Smart zugutekommen. Im März dieses Jahres hat der Sportwagenhersteller das Geschäftsfeld für Ultra-Hochleistungs-Lithium-Ionen-Rundzellen von der Varta-Gruppe übernommen. Die Zellen der V4Smart kommen derzeit bereits als Booster-Zellen in den Porsche 911 GTS-Modellen zum Einsatz. Weitere 911-Derivate mit Performance-Hybrid stehen kurz vor der Markteinführung.

Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 25.08.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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