Tankstelle, Parkhaus, Arbeitsplatz: Wo E-Autofahrer laden möchten

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Destination Charging, Ladestationen am Zielort, sei es beim Einzelhandel, im Parkhaus oder am Urlaubsort, ist neben dem Laden zuhause und dem Schnellladen an Fernstraßen ein entscheidender Part des intelligenten Lademixes für E-Autofahrerinnen und -fahrer, so eine aktuelle Umfrage. Eon hat analysiert, an welchen Orten diese öffentlichen Ladepunkte verstärkt benötigt werden. Dafür hat der Energieanbieter E-Autofahrerinnen und -fahrer befragt, wo sie im Alltag Ladestationen erwarten. Ergänzend untersucht eine von Eon beauftragte Studie der Unternehmensberatung P3 Group die Potenziale betrieblicher Ladeinfrastruktur für Unternehmen.

Großes Potenzial für Schnellladestationen an Tankstellen

Aktuell betreibt im Durchschnitt erst eine von fünf Tankstellen in Deutschland einen Schnellladepunkt. Große Tankstellenbetreiber werden seitens Politik zum weiteren Aufbau verpflichtet, doch auch bei kleineren Tankstellen möchten E-Mobilisten das Auto laden: Sieben von zehn E-Auto-Fahrern erwarten, dass Tankstellen heutzutage mit Ladestationen ausgestattet sind, bei den Fahrerinnen und Fahrern in Ballungsräumen sogar drei Viertel.

Tankstellen sind also elementar für den Ausbau öffentlicher Schnellladeinfrastruktur in Städten und kleineren Gemeinden und können von dem Angebot stark profitieren, beispielsweise durch den Gewinn neuer und den Erhalt bestehender Kundengruppen sowie durch THG-Quoten.

Elektrifizierung von Parkhausstellplätzen

Das Laden während des Einkaufsbummels oder anderer Erledigungen passt für E-Mobilisten ideal in den Alltag, fast 70 Prozent erwarten dementsprechend, in einem Parkhaus auch Ladestationen vorzufinden. Parkraumbetreiber werden zudem regulatorisch dazu verpflichtet, Ladeinfrastruktur zu schaffen.

Aufgrund der speziellen Architektur und der Rahmenbedingungen müssen bei Installation und Netzanschluss einige Besonderheiten beachtet werden. Durch unsere Erfahrung bei der Elektrifizierung von Parkhäusern können wir Kundinnen und Kunden umfassend beraten und durch den gesamten Prozess – von Standortanalyse bis hin zur Betriebsführung – begleiten“, so Christoph Ebert, Geschäftsführer bei Eon Drive.

AC-Ladeinfrastruktur für Hotelgäste

Auch am Urlaubort angekommen, möchten E-Autofahrerinnen und -fahrer so komfortabel wie gewohnt laden. 56 Prozent der Befragten wählen die Urlaubsunterkunft danach aus, ob Lademöglichkeiten vorhanden sind. Derzeit ist allerdings erst ein Anteil von weniger als zwei Prozent der Hotelparkplätze mit Ladestationen ausgestattet.

Um die Erwartungen der wachsenden Zielgruppe mit E-Autos zu erfüllen, müssen Unternehmen aus dem Gastgewerbe Lademöglichkeiten installieren. Ein Großteil der Ladevorgänge findet dort über Nacht statt, weshalb in der Regel AC-Ladestationen mit Ladeleistungen von 11 Kilowatt je Ladepunkt ausreichend sind. Zusätzlich zu den Marktanforderungen verpflichtet das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) Hotelbetreiber bei Neubau und Renovierungen dazu, Vorbereitungen für Ladestationen zu treffen.

Unternehmen werden zu Ladestationsbetreibern

Knapp die Hälfte der Deutschen mit E-Auto haben die Erwartungshaltung, am Arbeitsplatz das E-Auto laden zu können. Vor allem für Fahrerinnen und Fahrer, die in dicht besiedelten Orten wohnen, ist diese Ladeoption relevant (63 Prozent). Aktuell können gut 43 Prozent der befragten Berufstätigen beim Arbeitgeber laden, davon die Hälfte kostenlos und die Hälfte gegen Bezahlung.

Neben dem Aufbau ist ein intelligentes Management der betrieblichen Ladeinfrastruktur entscheidend: „Innovative Lösungen helfen dabei, den Betrieb von Ladestationen effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Dazu gehören beispielsweise Reservierungssysteme, die durch eine digitale Warteliste die verfügbaren Ladeplätze auf dem Firmenparkplatz verteilen. Die Auslastung der Ladepunkte kann so verdoppelt werden. So können Unternehmen das Maximum aus einer begrenzten Anzahl Ladestationen herausholen und Kosten einsparen“, sagt Lioudmila Simon, bei Eon Group Innovation verantwortlich für Elektromobilität.

Laut der Studie von Eon und der P3 Group haben viele Großunternehmen den aktuellen Bedarf an Ladeinfrastruktur bereits erfüllt und erweitern diesen nun sukzessive, während nun vor allem kleine und mittlere Unternehmen aufbauen – auch um den Forderungen neuer EU-Richtlinien und dem GEIG gerecht zu werden.

Unternehmen, die Teile ihrer Ladeinfrastruktur für öffentliches Laden zur Verfügung stellen, können als Ladestationsbetreiber sogar zusätzliche Einnahmen erzielen und so die Investition teilweise finanzieren, während sie zum Ausbau des öffentlichen Ladenetzes und somit zur Verkehrswende auf der Straße beitragen.

Unternehmen wünschen sich Planungssicherheit und Kostentransparenz

Europäische und nationale Richtlinien erfordern einen zügigen Aufbau der Ladeinfrastruktur unter anderem bei kleinen und mittleren Unternehmen, Autohäusern, Parkraumbetreibern und Hotels. Laut Studie von Eon und der P3 Group ist den Ladeinfrastruktur aufbauenden Unternehmern dabei besonders die Planungssicherheit, die Transparenz über die Kosten sowie ein langfristiger Partner bei Aufbau und Betriebsführung wichtig.

Christoph Ebert betont: „Der Ausbau der betrieblichen Ladeinfrastruktur für Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende und Gäste ist entscheidend für die Zukunft der Elektromobilität. Die Kombination mit weiteren Energiewendelösungen wie Photovoltaik, Stromspeicher und intelligentem Lastmanagement ist nicht nur umweltfreundlich, sondern kann die Energiekosten deutlich reduzieren. Unternehmen, die entsprechende Maßnahmen ergreifen und Ladeinfrastruktur aufbauen, verbessern nicht nur ihr ESG-Ranking, sondern auch ihren Serviceanspruch und ihre Wettbewerbsfähigkeit.“

Quelle: Eon – Pressemitteilung vom 05.12.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Niko8888:

Das ist doch wieder nur ne Ausrede von denen, die sowieso (noch) nicht umsteigen wollen.

Ladechaos ist nicht schön, aber der Staat wird es definitiv nicht besser machen mit Regulierung, denn ein Ladenetz kostet sehr viel Geld. Unternehmen wie EnBW Wucher vorzuwerfen geht voll an der Realität vorbei und „BILD“ Niveau

Niko8888:

Laternenparker brauchen HPCs wo sie sich ohnehin um 30min aufhalten (Supermarkt…) und AC wo sie länger stehen (Job, Fitnessstudio…)
Da müssen auch endlich Konzepte her, wo an (fast) JEDEM Stellplatz Steckdose ist damit das umparken entfällt – kann ja dann über Lastmanagement geregelt werden. Entsprechend clevere Produkte gibts ja auf dem Markt wie zb chargeX

Wer zu Hause laden kann braucht nur HPCs an Fernstraßen und ggf. in Hotels Ferienwohnungen

Wolfbrecht Gösebert:

„Ich sehe da kein Problem, bei den Spritpreisen wirds doch auch einfach hingenommen[,] das[s] …“

Du übersiehst/ignorierst dabei, dass Rolando an erster Stelle »KOSTENTRANSPARENZ« gefordert hatte!

Die aber ist aktuell elektrisch so NICHT gegeben – oder hast Du an den *Ladesäulen* schon die Kosten pro kWh und evtl. zeitabhängige Kosten *EINFACH* ablesen können? Und damit meine ich NICHT ein Rumgehampel mit irgendeiner APP …

Peter:

„Ohne Eingriff der Regierung wird das Chaos und die Abzocke weiter herrschen.“

Ich sehe da kein Problem, bei den Spritpreisen wirds doch auch einfach hingenommen das an der Tankstelle z.B. Diesel ,der für 8Mrd./a Subventioniert wird und in der Produktion 0,06€/l kostet, für 1,60€/l verkauft wird der an jeder Tankstelle, jeder Marke zum gleichen abgesprochenen Preis ohne das es Wetbewerb gibt und das Kartelamt dieses Monopol reguliert.
In meiner Gegend(Vogtland) lade ich mit SWM( Stadwerke München) für 0,49€kWh weil der lokale anbieter Eon zu teuer ist, somit kann ich bestimmen was mich das laden kostet und muss mir den Preis nicht durch ein Monopol vorgeben lassen.

Und warum wird eigendlich ein Eingriff der Regierung verlangt, wenn die Regierung sonst irgendwo eingreift, z.B. Mehrwertssteuer befreite Solarprodukte, schreit man gleich wieder Marktverzerrung da darf sich die Regierung nicht einmischen, das regelt der Markt, oder beim beim TÜV heulen auch viele Leute rum das alle 2 Jahre das Fahrzeug überprüft werden muss, hätten wir Zustände wie in den USA würden die Gleichen aber nach dem Eingriff der Regierung schreien.

Zustände in den USA:

https://www.youtube.com/@JustRolledIn/videos

Rolando:

Der Kunde wünscht sich auch Kostentranzparenz und vernünftige Preise an der Ladestation. Ohne Eingriff der Regierung wird das Chaos und die Abzocke weiter herrschen. Mit CxU wird sich natürlich nichts ändern. Die sind für die Industrie aber nicht dem Bürger da.

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