Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat in einem Kommentar zum Bundeshaushalt 2026 ein starkes Signal für Aufbruch und Wachstum eingefordert. Mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen stehe außer Frage, dass die Bundesregierung ein solches Signal senden müsse, mahnt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. „Dazu gilt es, klare Prioritäten zugunsten der generellen Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts zu setzen: bei den Energiepreisen, bei der E-Mobilität, der Lade- und Tankinfrastruktur und bei Schlüsseltechnologien“, so Müller.
„Die hohen Strompreise bringen den Industriestandort im internationalen Wettbewerb nach wie vor in Bedrängnis“, warnt die VDA-Präsidentin. „Die Ladekosten bremsen zeitgleich die Elektromobilität in Deutschland weiter aus.“ Nun müsse die Koalition die Chance nutzen, mit der im Koalitionsvertrag angekündigten Stromsteuersenkung die Kosten für alle Verbraucher wirksam zu senken. Zudem mahnt Müller, dass der Ausbau der Lade- und Wasserstoff-Tankinfrastruktur „gerade auch für die schweren Nutzfahrzeuge“ deutlich an Tempo aufnehmen müsse.
Batteriezellen und Halbleiter: VDA fordert niedrigeren Industriestrompreis
Der VDA begrüßt die von der Regierung angestrebte Erhöhung der Förderung für die Batterieforschung und pocht auf eine rasche Umsetzung der „Hightech Agenda Deutschland“. Die Batteriezellfertigung und die Halbleiterproduktion seien aber zugleich auf einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis angewiesen. Das Sondervermögen der Bundesregierung soll dem Verband zufolge auch für die Modernisierung der Infrastruktur „in ganz Deutschland“ aufgewendet werden. Die Mittel müssten Müller zufolge aber „an den richtigen Stellen ankommen, effizient und effektiv genutzt werden, um so auch Privatinvestitionen auszulösen“. Deshalb müsse der Bundeshaushalt „der Bedeutung der Straße als Verkehrsträger Nummer 1 endlich Rechnung tragen“.
Besondere Eile sei auch bei der E-Mobilität geboten, so die VDA-Präsidentin weiter. Der industrienahe Verband fordert, eine schnellstmögliche Verlängerung der Kfz-Steuerbefreiung für Elektroautos sicherzustellen, wie sie im Koalitionsvertrag angekündigt wurde. Nach aktuellem Stand würde die Steuerbefreiung für Neuzulassungen ab 2026 nicht mehr greifen, Müller befürchtet deshalb „unabsehbare Folgen“ für den weiteren Hochlauf bei Pkw und Nutzfahrzeugen.
Ob – und wenn ja, wie stark – die Kfz-Steuerbefreiung einen Effekt auf den Hochlauf der Elektromobilität hat, lässt sich allerdings nur schwer bemessen. Neben der Steuerbefreiung gab es über die Jahre weitere wirtschaftliche Anreize für den Kauf von Elektroautos, etwa die Kaufprämie, Zuschüsse für den Bau von Ladeinfrastruktur oder weitere steuerliche Vergünstigungen für elektrische Dienstwagen. Für die meisen privaten E-Autofahrer dürften Kaufpreis, Stromkosten, Wertverlust und Unterhalt eine größere Rolle spielen als die Kfz-Steuer. Wobei hier das E-Auto in vielen Szenarien bei den Gesamtkosten über mehrere Jahre hinweg bereits günstiger ist als ein Verbrenner.
VDA-Präsidentin Müller warnt vor dem Auslaufen der Kfz-Steuerbefreiung für E-Autos
Müller warnt allerdings, dass vollelektrische Fahrzeuge höher besteuert würden als Plug-in-Hybride, wenn die Steuerbefreiung tatsächlich zum Ende des Jahres auslaufen sollte. Die Koalition müsse diesen Widerspruch dringend auflösen, heißt es in dem Kommentar. „Die deutschen Hersteller und Zulieferer haben gerade auf der IAA Mobility erneut ihre Innovationskraft bewiesen und eine beeindruckende Modellvielfalt präsentiert. Die Industrie leistet ihren Teil und hat ihre Hausaufgaben gemacht – jetzt muss die Politik mit den Rahmenbedingungen schnellstmöglich nachziehen“, so Müller. „Dabei muss sie auch das Thema Reformen angehen, um perspektivisch wieder mehr Spielraum im Haushalt zu haben.“
Die Bundesregierung hatte schon Ende Juli ihren Haushaltsentwurf erstellt – nun muss der Bundestag über die tatsächliche Gestaltung des Bundeshaushalts entscheiden. Mögliche Streitpunkte gibt es dabei zur Genüge – so fordert CDU-Verkehrsminister Patrick Schnieder mehr Geld für Schienen und Straßen. Schnieder warnt davor, dass insbesondere für einige neue Autobahnprojekte das Geld fehle und auch der Schienenausbau zusätzliche Milliarden brauche. SPD-Finanzminister Klingbeil verwies indes darauf, dass das Verkehrsministerium besonders stark von den zusätzlichen Schulden profitiere. Das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen, das der alte Bundestag nach einer Grundgesetzänderung freigegeben hatte, sollte eigentlich den Weg für zusätzliche Investitionen freimachen. Der Verkehrsetat ist laut einem Bericht der Tagesschau im regulären Haushalt aber deutlich geschrumpft, sodass geplante Investitionen nun aus dem Sondervermögen bezahlt werden.
Das Institut der deutschen Wirtschaft und die Grünen schätzen, dass der Bund letztlich nur wenig zusätzlich investiert. Finanzminister Klingbeil spricht hingegen von Rekordinvestitionen. Durch die vielen Töpfe sei es aber selbst für Haushaltsexperten inzwischen schwer, den Überblick über Mittel und geplante Investitionen zu bewahren.
Quellen: Verband der Automobilindustrie – Pressemitteilung vom 22.09.2025 / Tagesschau – Das sind die Knackpunkte beim Etat 2026