Zwei Drittel der deutschen Unternehmen arbeiten an der Elektrifizierung ihrer Flotten

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Michael Neißendorfer
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Die Elektrifizierung der Flotten erreicht mehr und mehr die deutsche Wirtschaft. Zwei Drittel der Unternehmen setzen sich konkret damit auseinander, ihren Fuhrpark vom Verbrenner auf elektrischen Antrieb umzustellen, so eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens Uscale. Das Engagement sei weitgehend unabhängig von der Branche und der Art und Größe des Fuhrparks.

Nur 34 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen sich demnach noch nicht mit der Elektrifizierung. Wer nicht elektrifiziert, begründet dies zumeist mit hohen Kosten für Fahrzeuge (52 Prozent) und Ladetechnik (32 Prozent). Dazu kommt die Sorge, dass Fahrzeug- und Ladetechnik noch nicht ausgereift seien (30 Prozent). Nur wenige geben an, keine passende Lösung für ihre Bedarfe zu finden. Überraschend ist, dass in der Gruppe der „Nicht-Elektrifizierer“ der Elektromobilität 42 Prozent (sehr) positiv und nur 22 Prozent (sehr) negativ gegenüberstehen.

Unter den Unternehmen, die elektrifizieren, prüfen 35 Prozent die konkreten Einsatzmöglichkeiten von E-Fahrzeugen in ihren Flotten. 45 Prozent sind bereits in der Testphase und haben erste E-Autos im Einsatz. 16 Prozent haben die Testphase beendet und stellen gesamtheitlich um. 3 Prozent der Befragten betreiben bereits komplett elektrische Fuhrparks. Der Anteil derer, die konkret umstellen, liegt also deutlich über denen die noch planen.

In den Unternehmen, die elektrifizieren, sind viele Fachbereiche gefordert, mit ihrem Know-how zur Umstellung beizutragen. Neben dem Austausch von Fahrzeugen müssen viele Prozesse und Systeme angepasst, bzw. neu gestaltet werden. In der frühen Phase, der Konzeptphase, sei die Umstellung häufig Chefsache, während mit fortschreitender Umstellung die Fuhrpark-Manager übernehmen und den Systemwechsel organisieren.

Das größte Augenmerk beim Umstieg auf Elektroautos gilt den Kosten. Zwei Drittel der Befragten nennen die Kostenreduktion als wichtigstes Ziel, gefolgt von Überlegungen zur Verfügbarkeit, den Umweltzielen und der Fahrerzufriedenheit. Je größer ein Unternehmen ist, desto wichtiger werden die Umweltziele und die IT-Integration.

„Die Ergebnisse stehen in einem wohltuenden Kontrast zur gefühlten Krisenstimmung“

Die Umstellung erfasst alle Fahrzeugklassen vom Pkw über den Transporter bis zum LKW. Trotz großer Motivation kämpfen die Unternehmen mit einer ganzen Reihe von Herausforderungen. So wundert nicht, dass die meisten externen Rat suchen. 88 Prozent arbeiten mit externen Partnern zusammen. An erster Stelle stehen die Energieversorger, gefolgt von der Fahrzeugbranche.

Elektrifizierung ist Teamarbeit. Damit die Umstellung ein Erfolg wird, müssen viele Ressorts im Unternehmen ins Boot geholt werden und in den allermeisten Fällen externe Partner unterstützen. Die Daten zeigen eindrucksvoll, dass dies gelingt“, sagt Dr. Axel Sprenger, Gründer und Geschäftsführer von Uscale. „Die Ergebnisse stehen in einem wohltuenden Kontrast zur gefühlten Krisenstimmung. Die Unternehmen sind viel weiter, als wir dachten.“

Trotz der großen Herausforderungen sind die Unternehmen ganz überwiegend zufrieden mit den gefundenen, bzw. identifizierten Lösungen zum Laden auf dem Betriebsgelände. Die Befragten sind mit den Depotlösungen zufriedener als mit dem Laden im öffentlichen Raum.

Das Marktforschungsunternehmen Uscale hat die Fleet Charging Studie 2024 erstmals durchgeführt. Wie denken die Unternehmen in Deutschland über die Elektrifizierung? Welche Ziele verfolgen sie? Wie gehen sie das Thema an und welche Erfahrungen machen sie dabei? Das waren die zentralen Fragestellungen der Untersuchung. Uscale hat für die Studie 630 Beschäftigte von Unternehmen in Deutschland befragt, die an verschiedenen Stellen im Unternehmen an der Elektrifizierung arbeiten.

Quelle: Uscale – Pressemitteilung vom 23.09.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Gastschreiber:

Wenn es um das Verständnis der typischen Geschäftsfahrzeuge geht, denke ich auch, dass es gut hier gezielt mit Anreizen zu pushen. Mich wundert, dass die Hersteller hier nicht so richtig mitzuziehen scheinen um eine kritische Masse zu schaffen auf den Straßen und in den Köpfen.
Anders sieht es m.E. mit all den Servicefahrzeugen aus, je nach Firma kann es durchaus noch größere Hürden geben bei der Umstellung, wenn es bspw. Anforderung an die Technik, Mindestabstände, Absicherungen, Gewicht etc. geht.

Aber traurig ist, dass die Behördenfahrzeuge so schleppend umgestellt werden und die Standorte so zurückhinken bei der Elektrifizierung. Manchmal würde ein gutes Beispiel helfen und finanzieren, etwas geringe Ironie, könnte man die ganzen Fahrzeuge durch die Falschparker und Temposünder :)

Peter Bigge von Berlin:

Für Unternehmen sollte die Elektrifizierung des Fuhrparks selbstverpflichtend sein.
Abgesehen von eventuellen Mehrkosten für den Fahrzeugerwerb, welches wohl eher nur auf Pizzalieferdienst & Co. zutrifft, gibt es eigentlich keine Mehr-, sondern sogar Minderkosten, insbesondere durch Abschreibung und Dienstwagensteuer.
Selbst die Reichweite sollte bereits selbst für Vertreter in Ordnung gehen.

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