Beim zweiten offiziellen Frauentest der Formel E in Valencia bekamen 14 Rennfahrerinnen die Chance, sich am Steuer eines Elektrorennwagens zu beweisen. Für viele war es eine besondere Erfahrung, die sowohl Begeisterung als auch Nachdenklichkeit auslöste. Denn während die Testtage das Potenzial weiblicher Fahrerinnen zeigten, offenbarten sie zugleich, welche technischen Hürden noch bestehen – und wie sich die Rennserie künftig weiterentwickeln könnte, wie E-Formel berichtet.
Der Test fand am letzten Tag der Vorsaison-Fahrten Ende Oktober statt. Vormittags und nachmittags saßen je sieben Fahrerinnen für drei Stunden im Cockpit der Gen3-Boliden. Die US-Amerikanerin Lindsay Brewer, die erstmals für DS Penske startete, beschrieb den Moment nach ihrer Rückkehr an die Box: „Es ist ein völlig anderes Auto als alles, was ich bisher gefahren bin. Aber es macht unglaublich viel Spaß.“ Ihre Begeisterung minderte nicht die Erkenntnis, dass die Herausforderung groß war. Brewer räumte später ein, „ich hätte wohl härter trainieren sollen“ – ein Hinweis auf die physische Belastung, die das Fahren ohne Servolenkung mit sich bringt.
Genau dieser Punkt wird mit der vierten Generation der Elektroautos adressiert, die ab der Saison 2026/27 eingesetzt wird. Dann soll die Servolenkung Einzug ins Formel-E-Cockpit halten. Für Chloe Chambers, die in Valencia die schnellste Rundenzeit fuhr, war der Test dennoch gut zu bewältigen. Die Mahindra-Pilotin, ebenfalls aus den USA, erklärte: „Die Lenkung ist schwer, aber ich bin es gewohnt, Autos ohne Servolenkung zu fahren.“ Ihre Erfahrung aus der F1 Academy, in der ebenfalls keine Lenkunterstützung vorhanden ist, half ihr, die physische Herausforderung besser einzuordnen.
Weiterentwicklung der Formel E-Boliden war eine Notwendigkeit
Die Verantwortlichen der Serie sehen in der technischen Weiterentwicklung keinen reinen Komfortgewinn, sondern eine Notwendigkeit. Beth Paretta, Vize-Präsidentin für Sport bei der Formel E, erläuterte: „Der Gen4-Wagen hat so viel Leistung und Drehmoment, dass Servolenkung für alle Fahrerinnen und Fahrer unverzichtbar ist. Sie wurde nicht eingeführt, um die Fahrerbasis zu erweitern, sondern um die Kontrolle über das Auto zu gewährleisten.“
Doch nicht nur technische Aspekte prägten den Testtag. Für viele Fahrerinnen stand das Knüpfen von Kontakten im Vordergrund. Marta Garcia, die für Lola Yamaha Abt startete, brachte es auf den Punkt: „Es geht vor allem darum, Beziehungen zu Teams aufzubauen. Das kann langfristig Türen öffnen.“ Die Spanierin hat bereits für mehrere Teams getestet – ein Vorteil, der ihr Einblicke in verschiedene Arbeitsweisen ermöglicht, aber auch den Wunsch nach Kontinuität wachsen lässt.
Auch für Neulinge bot der Tag wertvolle Erfahrungen. Die Japanerin Juju Noda, in der Super Formula aktiv, fuhr erstmals für Jaguar TCS Racing. Besonders beeindruckt zeigte sie sich von der technischen Präzision des Teams: „Die Ingenieure erklären jedes Detail so klar, dass ich selbst beim Zuschauen viel gelernt habe.“ Beim Fahren sei vor allem die Beschleunigung auffällig gewesen – schneller als in ihrer bisherigen Serie, wenn auch mit geringerer Endgeschwindigkeit.
Über die Zukunft weiblicher Fahrerinnen in der Formel E wird bereits länger diskutiert. Testtage wie jener in Valencia gelten als wichtiger Schritt, um Talente sichtbar zu machen. Abbi Pulling, Entwicklungsfahrerin bei Nissan, sprach sich zudem für eine eigene Nachwuchsplattform aus: „Es gibt viele verschiedene Wege, wie man in die Formel E kommt. Eine Nachwuchsserie wäre sinnvoll – aber sie sollte für alle offen sein, nicht nur für Frauen.“
Quelle: E-Formel.de – „Anders als alles, was ich bisher gefahren bin“: Wie der Frauentest die Formel E auf die Zukunft vorbereitet







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