VW-Standort Zwickau bleibt, aber mit Anpassungen

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer haben sich am Dienstagabend zur Zukunft der VW-Standorte in Sachsen ausgetauscht, wie die Automobilwoche berichtet. Dabei standen die Werke in Zwickau, Dresden, Chemnitz und das Porsche-Werk in Leipzig im Mittelpunkt. Blume unterstrich die Bedeutung dieser Werke und betonte, dass die Autoproduktion in Deutschland weiterhin eine Perspektive habe.

Das Werk in Zwickau spielt eine zentrale Rolle für die Elektroauto-Produktion des Konzerns in Europa. Etwa 10.000 Beschäftigte stellen dort aktuell verschiedene Modelle her, darunter den VW ID.3, ID.4 und ID.5 sowie den Cupra Born und den Audi Q4 e-tron. Eine Vereinbarung zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat sieht vor, dass ab 2027 nur noch das Audi-SUV in Zwickau gefertigt wird, während die übrigen Modelle nach Wolfsburg und Emden verlagert werden.

In den vergangenen Wochen gab es Spekulationen über eine mögliche Verlagerung der Audi Q4-Produktion in die USA, was das Werk in Zwickau erneut in Frage gestellt hätte. Volkswagen Sachsen widersprach diesen Gerüchten. Auch Kretschmer betonte nach dem Treffen, dass der Standort langfristig bestehen könne. Um die Zukunft des Werks zu sichern, seien jedoch Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen notwendig. Gelinge es, die Produktionskosten innerhalb der festgelegten Grenzen zu halten, könne eine Schicht mit zwei Produktionslinien über die kommenden Jahre ausgelastet bleiben. Zwar werde das Produktionsvolumen geringer ausfallen als bisher, doch die Zukunft des Standorts sei gesichert.

Sachsen will auch weiterhin ein bedeutender Standort der Automobilindustrie bleiben. Dazu soll enger mit Volkswagen zusammengearbeitet werden, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Besonders die Kreislaufwirtschaft soll stärker in den Fokus rücken. Ministerpräsident und Konzernchef waren sich einig, dass dieser Bereich in den kommenden Jahren noch wichtiger werden wird. Ein weiteres Treffen soll Mitte des Jahres die Fortschritte bewerten und neue Maßnahmen erörtern.

Politik und Automobilindustrie gegen CO2-Strafzahlungen der EU

Über die sächsische Perspektive hinaus sprachen sich Kretschmer und Blume gegen CO₂-Strafzahlungen innerhalb der EU aus. Der Ministerpräsident kritisierte diese als unpassende Maßnahme, die der europäischen Autoindustrie schade. Statt Sanktionen braucht es eine Stärkung der Industrie, um die Transformation zu bewältigen. Blume ergänzte, dass eine Kombination aus verschiedenen Antriebsarten – Verbrennungsmotoren, Hybride und Elektroautos – für eine Übergangsphase notwendig sei. Ein sofortiger Verzicht auf bestimmte Technologien sei wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Angesichts der verschärften Flottengrenzwerte drohen den Herstellern hohe Strafzahlungen, wenn sie die Vorgaben nicht einhalten. Blume forderte daher eine realistischere Regulierung, die es den Unternehmen ermögliche, in die Transformation zu investieren, statt durch Strafen zusätzlich belastet zu werden. Deutschland brauche eine optimistischere Haltung und einen stärkeren wirtschaftlichen Antrieb, so Blume. Eine erfolgreiche Industrie sei essenziell für Wohlstand, Demokratie und Freiheit. Deshalb sei es notwendig, gemeinsam mit der Bundesregierung gute Rahmenbedingungen zu schaffen, Forschung zu fördern und die Entwicklung neuer Technologien voranzutreiben.

Quelle: Automobilwoche – VW-Standort Zwickau: Zukunft der E-Auto-Produktion gesichert?

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Kaffeetante:

Ein Hoch auf die E-Mobilität für die es einen so gewaltigen Markt gibt, und auf die rot/grüne Politik, die uns so ein derartiges Wachstum beschert. Die lokale Bevölkerung in Zwickau hatte sich gegen die Umstellung des Werkes auf die reine E-Autoproduktion ausgesprochen. Nun bekommen sie vom Konzern und der Politik mal so richtig gezeigt, wie unrecht sie hatten und wie ahnungslos sie eigentlich sind. Und wenn es mit der E-Mobilität mal nicht so läuft, dann ist das ja nur in Deutschland so, da die Deutschen es einfach nicht verstehen, aber der Rest der Welt schreit danach. Nicht wahr? Wir müssen also mehr E-Autos fürs Ausland produzieren weil die das alle wollen, und weil wir durch unsere Umwelt- und EU-Regularien viel konkurrenzfähigere Preise machen können als andere. Deswegen reist man uns unsere E-Autos auch im Ausland so aus der Hand. Und falls das auch mal nicht so läuft, dann haben die Deutschen Hersteller die technologische Entwicklung schlicht verpennt. Ich denke damit hätte ich die wichtigsten Pro-Argumente hier nochmal zusammengefasst.

Karl Vilchen:

.. und auch die sehr hohe Zahl an Werken (dreistellig) weltweit ist ja mit eine Krux.
Es war nicht so geplant, hat sich aber so ergeben.

Paul Munch:

Falls Zwickau nur noch Audi fertigt ab oder nach 2027, werden dann die auflaufenden Verluste konzernintern unter der Marke Audi bilanziert und nicht mehr unter der Marke VW? Klingt dann tendenziell nach Aufbau einer ‚bad bank‘ unter jenem Markennamen.
Ehrlich wäre es zumindest. So wie Ford ja wohl als einziger klassischer Hersteller bisher die Verluste im eGeschäft explizit separat ausweist und beziffert. Ernüchternd, aber mit offenen Karten im Spiel.

Stefan Rott:

Wenn in Zwickau dann in wenigen Jahren als einziges Modell nur noch der Q4 e-tron gebaut wird, wie soll dies denn ein Werk mit 10.000 Mitarbeitern auslasten oder auch nur mit 9.000 oder 8.000 oder 7.000?
Da müsste der Q4 e-tron sich ja künftig verkaufen wie ‚geschnitten Brot‘.
Das Werk war und ist doch bisher schon stark unterausgelastet trotz des Baus einer Hand voll von Modellen.

Spiritogre:

VW hat einfach viel zu viele Mitarbeiter. Die haben doppelt so viele Angestellte wie Toyota bei 2 Millionen weniger gebauten Autos im Jahr. VW wurde von seinem Miteigentümer, dem Land Niedersachsen, nun mal gezwungen viele Leute zu sehr guten Konditionen für die Arbeitnehmer einzustellen. Das rächt sich. Das rächt sich schon lange aber bisher konnten dass die Gewinne einigermaßen kompensieren. Die Zeiten sind aber langsam vorbei. VW muss Stellen abbauen, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen.

steinpilz:

Wenn das Produktionsvolumen geringer wird steigen die Kosten. Das ist für Zwickau nicht nachvollziehbar. Dort verdienen die Menschen schon weniger als in Wolfsburg und jetzt soll die Produktion verlagert werden, damit in Wolfsburg weniger Personal abgebaut werden muss. Fazit: überall in Deutschland wird Personal abgebaut und die Produktion nach Mexiko verlagert um maximale Profite zu erzielen.

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