Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer haben sich am Dienstagabend zur Zukunft der VW-Standorte in Sachsen ausgetauscht, wie die Automobilwoche berichtet. Dabei standen die Werke in Zwickau, Dresden, Chemnitz und das Porsche-Werk in Leipzig im Mittelpunkt. Blume unterstrich die Bedeutung dieser Werke und betonte, dass die Autoproduktion in Deutschland weiterhin eine Perspektive habe.
Das Werk in Zwickau spielt eine zentrale Rolle für die Elektroauto-Produktion des Konzerns in Europa. Etwa 10.000 Beschäftigte stellen dort aktuell verschiedene Modelle her, darunter den VW ID.3, ID.4 und ID.5 sowie den Cupra Born und den Audi Q4 e-tron. Eine Vereinbarung zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat sieht vor, dass ab 2027 nur noch das Audi-SUV in Zwickau gefertigt wird, während die übrigen Modelle nach Wolfsburg und Emden verlagert werden.
In den vergangenen Wochen gab es Spekulationen über eine mögliche Verlagerung der Audi Q4-Produktion in die USA, was das Werk in Zwickau erneut in Frage gestellt hätte. Volkswagen Sachsen widersprach diesen Gerüchten. Auch Kretschmer betonte nach dem Treffen, dass der Standort langfristig bestehen könne. Um die Zukunft des Werks zu sichern, seien jedoch Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen notwendig. Gelinge es, die Produktionskosten innerhalb der festgelegten Grenzen zu halten, könne eine Schicht mit zwei Produktionslinien über die kommenden Jahre ausgelastet bleiben. Zwar werde das Produktionsvolumen geringer ausfallen als bisher, doch die Zukunft des Standorts sei gesichert.
Sachsen will auch weiterhin ein bedeutender Standort der Automobilindustrie bleiben. Dazu soll enger mit Volkswagen zusammengearbeitet werden, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Besonders die Kreislaufwirtschaft soll stärker in den Fokus rücken. Ministerpräsident und Konzernchef waren sich einig, dass dieser Bereich in den kommenden Jahren noch wichtiger werden wird. Ein weiteres Treffen soll Mitte des Jahres die Fortschritte bewerten und neue Maßnahmen erörtern.
Politik und Automobilindustrie gegen CO2-Strafzahlungen der EU
Über die sächsische Perspektive hinaus sprachen sich Kretschmer und Blume gegen CO₂-Strafzahlungen innerhalb der EU aus. Der Ministerpräsident kritisierte diese als unpassende Maßnahme, die der europäischen Autoindustrie schade. Statt Sanktionen braucht es eine Stärkung der Industrie, um die Transformation zu bewältigen. Blume ergänzte, dass eine Kombination aus verschiedenen Antriebsarten – Verbrennungsmotoren, Hybride und Elektroautos – für eine Übergangsphase notwendig sei. Ein sofortiger Verzicht auf bestimmte Technologien sei wirtschaftlich nicht sinnvoll.
Angesichts der verschärften Flottengrenzwerte drohen den Herstellern hohe Strafzahlungen, wenn sie die Vorgaben nicht einhalten. Blume forderte daher eine realistischere Regulierung, die es den Unternehmen ermögliche, in die Transformation zu investieren, statt durch Strafen zusätzlich belastet zu werden. Deutschland brauche eine optimistischere Haltung und einen stärkeren wirtschaftlichen Antrieb, so Blume. Eine erfolgreiche Industrie sei essenziell für Wohlstand, Demokratie und Freiheit. Deshalb sei es notwendig, gemeinsam mit der Bundesregierung gute Rahmenbedingungen zu schaffen, Forschung zu fördern und die Entwicklung neuer Technologien voranzutreiben.
Quelle: Automobilwoche – VW-Standort Zwickau: Zukunft der E-Auto-Produktion gesichert?