VW: Händler lehnen Agenturvertrieb ab

VW: Händler lehnen Agenturvertrieb ab
Copyright ©

Volkswagen AG

Iris Martinz
Iris Martinz
  —  Lesedauer 2 min

Bei den Autohändlern brodelt es: immer mehr Autohersteller wollen zum sogenannten „Agenturmodell“ übergehen – die Händler also nur mehr als Vermittler (Agenten) nutzen und für den Verkauf eine kleine Provision zahlen. Der VW Konzern führte das Modell für seine Elektroautos ein, mit dem Verkaufsstart des ID.3. Die Händler wollen sich jedoch nicht mit niedrigen Provisionen abspeisen lassen und weiterhin die Autos in ihrem Namen und auf ihre Rechnung verkaufen können. VW argumentiert mit einem zeitgemäßen und durchgängigen Kundenerlebnis zwischen On- und Offline-Welt, welches nur mit dem Agenturmodell umsetzbar wäre.

Allein in Deutschland sind etwa 800 Händler der Marken VW, Audi, Skoda und Seat betroffen. Mit dem von VW vorgeschlagenen Provisionsmodell – sechs Prozent des Listenpreises – könne man auf Dauer nicht überleben, argumentieren die Händler und forderten mindestens acht Prozent. „Die derzeit im Konzern herrschenden Vorstellungen zum Agenturgeschäft können wir nicht akzeptieren“, sagt Dirk Weddigen von Knapp, Präsident des Verbands der deutschen Volkswagen- und Audi-Händler (VAPV). Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Verbandes letzte Woche wurde das Provisionsmodell des VW-Konzerns einstimmig abgelehnt. Bei weiteren Verhandlungen soll nun eine höhere Vergütung für die Autohändler erzielt werden.

Die Branche beobachtet das Vorgehen genau. Auch andere Marken überlegen einen Wechsel zum Agenturvertrieb – zumindest bei den Elektroautos. Mit dem absehbaren Ende der Verbrennermodelle würde der Fahrzeugverkauf im Namen und auf Rechnung der Autohändler damit in einigen Jahren vollständig auslaufen. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, mit dem die Provisionsvorgaben von VW untersucht werden sollen.

Noch etwas stößt den VW-Händlern sauer auf: Geschäfte mit sogenannten „Leasing-Rückläufern“ sollen im Gebrauchtwagenmarkt künftig über die Finanz- und Leasingtochter des Konzerns, Volkswagen Financial Services, abgewickelt werden. Diese Vorgangsweise würde den Händlern den Zugriff auf gebrauchte Leasingfahrzeuge – für viele ein wichtiger Teil des Geschäftsmodells – entziehen. Verbandspräsident Weddigen von Knapp fordert hingegen, dass die Vermarktung über die deutschen Markenorganisationen erfolgen soll.

VW erklärt, dass es in der kommenden Woche zu weiteren Gesprächen mit den Händlern kommen werde. Das Match bleibt spannend – und die Autobranche schaut zu.

Quelle: Handelsblatt – VW will Elektroautos auf eigene Rechnung verkaufen – Händler verlangen mehr Geld

Worthy not set for this post
Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

Im Robotaxi von Waymo quer durch San Francisco

Im Robotaxi von Waymo quer durch San Francisco

Wolfgang Gomoll  —  

Autonome Taxis, rund um die Uhr unterwegs, sind in den USA schon Realität. Wir sind bei Waymo mitgefahren – und durchaus angetan.

Fraunhofer FFB produziert erste rein europäische Batteriezelle

Fraunhofer FFB produziert erste rein europäische Batteriezelle

Michael Neißendorfer  —  

Das Ziel ist nun, bis 2035 eine wettbewerbsfähige Batterieproduktion und -kreislaufführung in Deutschland mit europäischer Prozesskette aufzubauen.

Batterietausch-Start-up Ample meldet Insolvenz an

Batterietausch-Start-up Ample meldet Insolvenz an

Sebastian Henßler  —  

Ample sammelte Hunderte Millionen Dollar für seine Batteriewechseltechnologie ein, scheiterte nun aber an Liquiditätsengpässen und meldet Insolvenz an.

Gericht gibt Musk milliardenschweres Tesla-Paket zurück

Gericht gibt Musk milliardenschweres Tesla-Paket zurück

Sebastian Henßler  —  

Nach jahrelangem Streit hebt das oberste Gericht in Delaware ein Urteil auf. Elon Musk erhält erneut Anspruch auf 304 Millionen Tesla-Aktienoptionen.

Volkswagen stellt Lieferungen des VW ID.Buzz in die USA ein

Volkswagen stellt Lieferungen des VW ID.Buzz in die USA ein

Daniel Krenzer  —  

Das Modelljahr 2026 des Elektro-Bulli soll in den USA nicht angeboten werden. Doch die Pause soll nur vorübergehend sein.

MG erzielt neuen Absatzrekord in Europa

MG erzielt neuen Absatzrekord in Europa

Michael Neißendorfer  —  

Eine starke Nachfrage gab es demnach nach den Hybrid-Modellen von MG. Insbesondere der SUV HS habe maßgeblich zur positiven Entwicklung beigetragen.