VW-Chef Diess: „Das Auto wird attraktiver als jemals zuvor“

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Volkswagen

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 4 min

Das Auto wird attraktiver als jemals zuvor“, sagte Herbert Diess, Chef des VW-Konzerns, über die Zukunft der Mobilität in einem Interview mit der Kleinen Zeitung aus Österreich. Das Auto sei „immer wieder totgesagt“ worden und es gebe aktuell viele Stimmen, „die das Auto komplett aus den Städten verbannen wollen“, unter anderem weil es „auch ein bisschen emotional zum Statussymbol geworden ist“, so der Chef von Volkswagen.

Aber das Auto wird viele seiner negativen Aspekte verlieren“, sagt Diess. Es werde „emissionsfrei, leiser und damit auch geeigneter für die Städte“ und technologische Innovationen wie die immer intelligenteren Fahrassistenzsysteme machen Autos auch immer sicherer, zudem werde die Nutzung immer günstiger. „Sie werden das Auto mit anderen teilen können und Sie werden autonom fahren“, sagt Diess.

Dass Autos rein elektrisch werden, bezweifelt Diess nicht mehr, „nicht zuletzt nach der Entscheidung der EU, ab 2035 keine Verbrenner mehr zuzulassen. Letztlich geht es nur noch um die Umsetzung“, und das gelte weltweit: In China liege der E-Anteil bei 20 Prozent, auch in Amerika wachse der Markt schnell. Diess räumt aber auch ein, dass die Ladeinfrastruktur „noch nicht optimal“ und auch noch nicht in allen Ländern der Welt „genug grüne Energie vorhanden“ sei, damit E-Autos ihren Klimanutzen voll ausspielen können. „Es ist ja nicht sinnvoll, mit Kohlestrom elektrisch zu fahren“, so Diess.

„Das ist jetzt schon günstiger als mit jedem Verbrenner“

Die Energiewende werde der E-Mobilität „noch mal einen Schub geben“, so der VW-Konzernchef: „In vielen Staaten werden Solarkollektoren für Privathäuser gefördert“, was einen zusätzlichen Anreiz biete, „die Energie fürs Fahren selber zu erzeugen, zu geringeren Kosten“. Aktuell liegt der Preis für eine Kilowattstunde selbst erzeugten Solarstrom „zwischen 5 und 10 Cent, da fahren Sie 100 Kilometer für 1,50 Euro, das ist jetzt schon günstiger als mit jedem Verbrenner“, rechnet Diess vor.

Und auch günstigere Elektroautos wie das von VW bereits in Aussicht gestellte 20.000-Euro-E-Auto werden die E-Mobilität weiter pushen, so Diess, der hierzu anmerkt, dass man nicht den Kaufpreis allein betrachten dürfe: Der rein elektrische Kompakt-SUV ID.4 zum Beispiel sei etwas teurer als der in Sachen Größe und Ausstattung ähnliche Tiguan – „aber der Kunde fährt unter Betrachtung aller Kosten um fast 25 Prozent günstiger“, sagt Diess. „Und die Fahrzeuge haben auch eine hohe Lebensdauer. Außerdem haben Elektrofahrzeuge höhere Wiederverkaufswerte und weniger Reparaturen“, so der VW-Chef.

„Eine sehr positive Perspektive für die Städte“

Auch das Carsharing werde mehr und mehr ein Gamechanger für den Individualverkehr. In Wien etwa hat VW über die Porsche Holding Salzburg ein solches Angebot gestartet. „Mit einer App als digitalem Schlüssel kann man das Auto öffnen, schließen und sich identifizieren. Für mich ist das eine der wichtigsten Innovationen“, sagt Diess. Das Ziel dabei sei eine bessere Auslastung der Fahrzeuge: „Ein Auto wird durchschnittlich ja nur eine Stunde am Tag genutzt und mit so einem Modell kann man die Kosten, Parkplätze etc. reduzieren“, sagt er, was „schon auch eine sehr positive Perspektive für die Städte“ sei.

Die E-Mobilität sei nur ein Teil der Transformation der Autobranche, der zweite sei die Digitalisierung, welche „viel schwieriger“ in der Umsetzung sei. Im Kern gehe es dabei um das selbstfahrende Auto, für das es „keinen festen Zeitpunkt“ gebe, wann es kommt. „Wir werden aber sehen, dass die Autos von Jahr zu Jahr mehr können. Weltweit fließen enorme Summen an Geld in die Entwicklung“, erklärt Diess in dem Interview.

Die entscheidenden Faktoren für das autonome Fahren seien die richtigen Sensoren und Kameras und „extrem viel Rechenleistung“, so der Manager. Man benötige zudem eine zuverlässig funktionierende künstliche Intelligenz, um die Informationen der Sensoren und Kameras verarbeiten zu können. Und schließlich müsse man die gesammelten Daten verwerten, wie Diess anschaulich erklärt: „Die Autos funktionieren dann wie ein neuronales Netz“ und bringen sich gegenseitig bei, sicherer zu fahren: „Wenn sechs, sieben Fahrzeuge zum Beispiel in eine Baustelle kommen, und dort sind die Fahrspuren geändert, dann können sie diese Information an die anderen Fahrzeuge weitergeben“, so Diess. „Stellen Sie sich vor, was mit einer Flotte von mehreren Millionen Fahrzeugen möglich ist.“

Quelle: Kleine Zeitung – „Wer einmal elektrisch gefahren ist, will nie mehr zurück“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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