VW Braunschweig soll Tech-Lieferant für die Elektromobilität werden

VW Braunschweig soll Tech-Lieferant für die Elektromobilität werden
Copyright ©

VW

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Das Braunschweiger Werk von Volkswagen Group Components richtet sich mehr und mehr auf die Elektromobilität aus. Die Fertigung von Tech-Komponenten für E-Autos wird weiter ausgebaut und das Portfolio an Batteriesystemen, Lenkungen und Bremsen erweitert, so VW in einer aktuellen Mitteilung. Auch die Vorbereitungen auf die künftige SSP-Plattform sind demnach bereits angelaufen. In Summe investiert der Standort bis 2026 rund 1 Milliarde Euro in die Transformation zum High-Tech-Lieferanten. Anlässlich des Standortsymposiums dokumentierte das Werk seine Kompetenz und Erfahrung als künftiger Systemlieferant für Batterie, Lenkung und Achse.

Die Komponentenstandorte befinden sich mitten in einem umfassenden Transformationsprozess“, sagt Thomas Schmall, Konzernvorstand Technik und Vorstandsvorsitzender von Volkswagen Group Components. Der Standort Braunschweig habe diese Aufgabe früh angenommen, nicht mehr zukunftsfähige Produkte auslaufen lassen und neue Produkte ins Portfolio aufgenommen. „Die Herausforderungen und Anstrengungen sind gewaltig, aber es ist der einzige Weg, um Standort und Arbeitsplätze langfristig abzusichern“, sagt Schmall.

Durch sein langjähriges Know-how in Entwicklung, Planung und Fertigung hat der Standort die Typführerschaft für Batteriesysteme und gilt als Kompetenzträger im Volkswagen Konzern. Die Kapazität wird nun weiter ausgebaut: In Braunschweig sollen künftig jährlich bis zu 800.000 Batterien für MEB- und Plug-In-Fahrzeuge des Konzerns produziert werden. Als Leitwerk für Lenkung, Achse und Batterie fertigt Volkswagen Group Components Braunschweig zudem Fahrwerk-Komponenten für die Fahrzeuge des Volkswagen Konzerns. Insgesamt werden VW zufolge pro Jahr rund 26 Millionen Bauteile am Standort produziert. Die Komponenten werden in konventionellen, hybriden und vollelektrischen Fahrzeugen verbaut.

Auch die Vorbereitungen auf die Zukunftsplattform SSP sind bereits angelaufen. Die „Scalable Systems Platform“ ist die nächste Generation einer elektrischen, digitalen und hochskalierbaren Fahrzeugplattform, auf der künftig Modelle aller Konzernmarken und Segmente gebaut werden können. Mit seiner Kompetenz und seinem Produktportfolio empfiehlt sich der Standort zudem als Leitwerk für die SSP-Fahrwerke.

Der Standort arbeitet zudem an neuen, innovativen Lenk- und Bremssystemen. Unter anderem könnte eine Steer-by-wire-Lenkung den Weg zum autonomen Fahren ebnen. Das Konzept ermöglicht darüber hinaus die Anpassung des Lenkverhaltens an die fahrdynamischen Rahmenbedingungen. Beim Einparken z.B. würde schon eine Viertel Lenkradumdrehung für den maximalen Lenkwinkel ausreichen – kurzum: Lenken könne komfortabler und bei Bedarf sportlicher werden. Eine „Low Emission Brake“ könnte die hohen Anforderungen für feinstaubreduzierte EU7-Bremsen erfüllen und befindet sich gemeinsam mit Audi in der Entwicklung.

Um die Transformation hin zu Zukunftsprodukten weiter umzusetzen, wurden strukturelle Veränderungspläne erarbeitet. Der Standort setzt dabei auf Digitalisierung der Fertigungsprozesse, wie zum Beispiel in der Batteriesystemfertigung oder auch im Presswerk, wo Prüfmethoden auf Basis von künstlicher Intelligenz eingesetzt werden. Pläne für den Bau eines speziellen Hochregallagers und die weitere Verlagerung der Transporte für die schweren Batterien auf die Schiene liegen vor.

Werkleiter Martin Schmuck betont: „Im Bestehenden immer besser zu werden und gleichzeitig das Neue vorzudenken und zu realisieren, das ist unser Credo für den Standort. Mit unserer langjährigen Erfahrung bei Achse, Lenkung und Batterie und dem kontinuierlichen Anspruch an Flexibilität und Schnelligkeit steht das Werk Braunschweig bereit, auch die Fahrwerk-Produkte der künftigen Fahrzeuge zu fertigen ohne die bewährten Produkte der Gegenwart aus den Augen zu verlieren.

Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 15.07.2022

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

„Electrify the ocean“ – Michael Josts neue Vision

„Electrify the ocean“ – Michael Josts neue Vision

Sebastian Henßler  —  

Ex-VW-Stratege Jost will mit eD-TEC die Meere elektrifizieren – und zeigt, wie nachhaltige Mobilität auch im Luxussegment funktionieren kann.

Chiles Lithiumplan: Mehr Mitsprache, weniger Wasser

Chiles Lithiumplan: Mehr Mitsprache, weniger Wasser

Sebastian Henßler  —  

Vom Vorwurf des grünen Kolonialismus zu Konsultation und Value Sharing: Der Salar de Atacama zeigt, wie Lithiumförderung Umwelt und Gemeinden verbindet.

Förderung gebrauchter E-Autos offenbar vom Tisch

Förderung gebrauchter E-Autos offenbar vom Tisch

Daniel Krenzer  —  

Wer in Deutschland darauf hoffte, nächstes Jahr ein gefördertes, gebrauchtes E-Auto anzuschaffen, dem sei gesagt: Pustekuchen.

Wie Mercedes-Benz Autos nachhaltiger machen will

Wie Mercedes-Benz Autos nachhaltiger machen will

Michael Neißendorfer  —  

Mercedes-Benz hat zur Unterstützung der eigenen Nachhaltigkeitsziele das Technologieprogramm Tomorrow XX gestartet – manches gibt es schon in Serie.

USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief

USA: Teslas Absatz fällt im November auf Vierjahrestief

Tobias Stahl  —  

Trotz der Einführung günstigerer Basisvarianten sind die US-Verkäufe von Tesla im November auf den niedrigsten Wert seit fast vier Jahren gefallen.

Porsche in der Krise: Betriebsrat befürchtet massiven Job-Kahlschlag

Porsche in der Krise: Betriebsrat befürchtet massiven Job-Kahlschlag

Daniel Krenzer  —  

Der Betriebsrat warnt vor massivem Jobabbau bei Porsche, während der Automobilhersteller sein Sparprogramm verschärft und die Strategie wankt.