Volkswagens Betriebsratschef Bernd Osterloh hat zum Jahresbeginn einige Kritikpunkte geäußert, an denen der weltweit größte Autohersteller seiner Meinung nach dringend arbeiten sollte. Zum Beispiel stört ihn, dass Volkswagen konzernweit in seinen Elektroautos gut zwei Dutzend verschiedene Typen an Batteriezellen verbaut. „Bei so einem Wildwuchs nützen uns unsere Größe und Skalierungskraft auf einmal nicht mehr viel“, sagte Osterloh der Deutschen Presse-Agentur. Er fordert eine Vereinheitlichung des Zelllayouts, damit der Konzern seine „Schlagkraft voll ausspielen“ kann. „Sonderwege und Extrawürste der Marken müssen der Vergangenheit angehören“, so VWs oberster Arbeitnehmervertreter.
Für Kunden sei ohnehin etwas ganz anderes ausschlaggebend, „nämlich maximale Reichweiten bei optimalem Verbrauch und guter Ladefähigkeit“. Volkswagen ist schon länger bestrebt, Einsparungen zu erzielen. Der Betriebsrat sähe es jedoch lieber, zum Beispiel die Vielfalt der möglichen Ausstattungsvarianten zu reduzieren und Prozesse zu optimieren anstatt personelle Mehrbelastungen zu verursachen. Innerhalb der kommenden drei Jahre sollen, so der von Vorstandschef Herbert Diess vorgestellte Plan, die Fixkosten bei VW um fünf Prozent gesenkt werden.
Osterlohs findet, dass Volkswagen einige Reserven aus einer engeren Absprache von Entwicklung, Beschaffung und Produktion mobilisieren könne, wie er der DPA mitteilte: „Es nützt wenig, wenn man ein großartiges Auto entwickelt, das die Produktion nachher nur beschwerlich bauen kann.“ Ein neues Modell müsse „schon so geplant werden, dass die Aufbaufolge nachher voll funktioniert.“ Mit der Transformation hin zur Elektromobilität, in die VW in den kommenden Jahren dutzende Milliarden Euro investiert, stehen bei dem Wolfsburger Autokonzern ohnehin enorme Umbaumaßnahmen an.
Aber nicht nur bei VW selbst, auch bei den Zulieferern sieht Osterloh viel Potenzial für Optimierungen: „Wenn wir E-Autos bauen wollen, brauchen wir alles, was dazugehört. Fehlt ein wichtiges Teil wie die Batterie in hinreichenden Mengen, läuft das nicht“, gibt er zu bedenken. Zulieferer seien „weiter ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der deutschen Autoindustrie“ und sollten nun verstärkt in die Zukunft investieren, wie Osterloh mit der Aussage „aber bewegen müssen sie sich schon selber“ durchblicken lässt. Gerade bei dem für Elektroautos so grundlegenden Batteriezell-Geschäft liege enormes Erlöspotenzial – welches aktuell mangels Konkurrenz vor allem Hersteller aus Asien für sich beanspruchen können. „Ich glaube, da verschenken gerade auch die deutschen Zulieferer echte Chancen“, kommentiert Osterloh diesen Fakt.
Quelle: dpa-Newskanal der Süddeutschen Zeitung – Osterloh: Mehr Schlagkraft, aber keine „Rasenmähermethode“