Wie VWs Betriebsratschef Osterloh den Konzern effizienter gestalten würde

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Volkswagen

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Volkswagens Betriebsratschef Bernd Osterloh hat zum Jahresbeginn einige Kritikpunkte geäußert, an denen der weltweit größte Autohersteller seiner Meinung nach dringend arbeiten sollte. Zum Beispiel stört ihn, dass Volkswagen konzernweit in seinen Elektroautos gut zwei Dutzend verschiedene Typen an Batteriezellen verbaut. „Bei so einem Wildwuchs nützen uns unsere Größe und Skalierungskraft auf einmal nicht mehr viel“, sagte Osterloh der Deutschen Presse-Agentur. Er fordert eine Vereinheitlichung des Zelllayouts, damit der Konzern seine „Schlagkraft voll ausspielen“ kann. „Sonderwege und Extrawürste der Marken müssen der Vergangenheit angehören“, so VWs oberster Arbeitnehmervertreter.

Für Kunden sei ohnehin etwas ganz anderes ausschlaggebend, „nämlich maximale Reichweiten bei optimalem Verbrauch und guter Ladefähigkeit“. Volkswagen ist schon länger bestrebt, Einsparungen zu erzielen. Der Betriebsrat sähe es jedoch lieber, zum Beispiel die Vielfalt der möglichen Ausstattungsvarianten zu reduzieren und Prozesse zu optimieren anstatt personelle Mehrbelastungen zu verursachen. Innerhalb der kommenden drei Jahre sollen, so der von Vorstandschef Herbert Diess vorgestellte Plan, die Fixkosten bei VW um fünf Prozent gesenkt werden.

Osterlohs findet, dass Volkswagen einige Reserven aus einer engeren Absprache von Entwicklung, Beschaffung und Produktion mobilisieren könne, wie er der DPA mitteilte: „Es nützt wenig, wenn man ein großartiges Auto entwickelt, das die Produktion nachher nur beschwerlich bauen kann.“ Ein neues Modell müsse „schon so geplant werden, dass die Aufbaufolge nachher voll funktioniert.“ Mit der Transformation hin zur Elektromobilität, in die VW in den kommenden Jahren dutzende Milliarden Euro investiert, stehen bei dem Wolfsburger Autokonzern ohnehin enorme Umbaumaßnahmen an.

Aber nicht nur bei VW selbst, auch bei den Zulieferern sieht Osterloh viel Potenzial für Optimierungen: „Wenn wir E-Autos bauen wollen, brauchen wir alles, was dazugehört. Fehlt ein wichtiges Teil wie die Batterie in hinreichenden Mengen, läuft das nicht“, gibt er zu bedenken. Zulieferer seien „weiter ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der deutschen Autoindustrie“ und sollten nun verstärkt in die Zukunft investieren, wie Osterloh mit der Aussage „aber bewegen müssen sie sich schon selber“ durchblicken lässt. Gerade bei dem für Elektroautos so grundlegenden Batteriezell-Geschäft liege enormes Erlöspotenzial – welches aktuell mangels Konkurrenz vor allem Hersteller aus Asien für sich beanspruchen können. „Ich glaube, da verschenken gerade auch die deutschen Zulieferer echte Chancen“, kommentiert Osterloh diesen Fakt.

Quelle: dpa-Newskanal der Süddeutschen Zeitung – Osterloh: Mehr Schlagkraft, aber keine „Rasenmähermethode“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Dieter Lettner:

Hehre Wünsche in einem Apparat der Partikularinteressen! Winterkorn, Hackenberg haben VW zum Patronat mit einem Herr von mundtoten Vasallen gezüchtet und das Land Niedersachsen hat wohlwollend zugeschaut. Osterloh’s Ein-Mann-Show ist zu durchsichtig. Er gehört selbst zur Garde der Wasserträger der Vorgenannten. Der Laden gehört radikal entrümpelt! Viel Glück Herr Diess!

Strauss:

Bevor man Probleme lösen kann müssen sie erkannt und eingestanden werden.Die grössten treten erst auf, wenn im Grossen produziert wird. Es scheint , dass VW da die Augen aufgehen. Toyota als 2. Grösster steht da vor den selben Problemen.Bis jetzt konnten sie mit ihren kleinen Batterien , als Mildhybrid, die CO2 Ausstösse in verschiedenen Ländern erreichen.Aber jetzt wo der Weg zu BEV nicht mehr unausweichlich ist, und sie grössere Akkus brauchen, versucht man auch diese Technik voll selber zu machen. Logisch hier besteht noch am meisten Luft nach oben in der E Mobilität……..

MrX:

Amazon und Tesla meiden es, Gewerkschaften beizutreten, eben weil sie meinen, dass das den Erfolg der Firma schmälert.

Ich finde, dass Betriebsräte nicht schlecht sein müssen – würde im Fall VW aber behaupten, dass VW sicherer in die Zukunft schauen könnte, würde der Betriebsrat Diess mehr Freiheiten geben.

Wenn wir für Sozialdemokratie werben möchten, müssen wir zeigen, dass das erfolgreiche Konzepte sind, wo auch innovative Firmen entstehen und wachsen können.

Peter:

Ich finde es als Arbeitnehmer und Demokrat schwierig, von Chinas Staatsmacht gepimpte rechtsfreie Firmen als Vorbild hinzustellen. Insofern sehe ich gar nicht, dass ein Betriebsrat per sé ein Nachteil sein muss. Es kommt natürlich darauf an, wie der Betriebsrat mitwirkt (kreativ und zukunftsorientiert oder eben beharren auf alten Zöpfen), aber die Aussage „nicht optimal auf(ge)stellt“ führt in ihrer Absolutheit ins Manchester der 1870er Jahre.
Die Panik vor Apple teile ich nicht. Es wäre für Apple ein absoluter Neueinstieg in einen neuen Markt, der hunderte Milliarden kosten würde, ohne planbare Rendite. Das Management bei Apple kann sehr genau rechnen und sie beherrschen die Fokussierung auf bestimmte Kernprodukte sehr gut, sie sägen auch mal ab, was nicht passt. Darüber hinaus würde sich vermutlich selbst Apple an Hyundai verschlucken, weil es eine komplett andere und für Apple gänzlich unbekannte Welt ist (andere Materialien, andere Strukturen, andere Produkte). Ich kann mir vielleicht vorstellen, dass wir eine Softwareplattform von Apple sehen, die erstmal in einem Hyundai in Serie geht, aber eine vollständiges „Apple-Auto“ in Form von Apple-Hardware mit vier Rädern wird es m.M.n. nicht in Serienproduktion geben. Vielleicht sowas in der Art wie der Sony-/Magna-Versuchsträger (vermutlich gabs das auch bei Apple schon), aber mehr sicherlich nicht. Viel naheliegender wäre es m.E. aber für Apple, den nächsten Schritt als Schritt (und nicht als Wechsel des Kontinents) zu gehen und zwar in Form einer weitreichenden Integration von „Apple Car Play“ auf Basis eines „iGeräts“ in das Fahrzeugsystem.

MrX:

Auffällig finde ich, dass Diess häufig von „wir müssen“ und „wir werden“ redet, während Osterloh gern erzählt, was „andere tun müssen“. Herr Diess gefällt mir da natürlich viel besser.

Betriebsräte sind sicher gut für einen ausgewogenen Sozialstaat. Für Firmen, die einen Marktumbruch durchmachen, können sie aber auch ein großer Nachteil sein. TESLA optimiert und erneuert in atemberaubender Geschwindigkeit, NIO und andere Neulinge wie Lucid, Rivian,… drängen auf den Markt. Nun kommt voraussichtlich noch eine der mächtigsten Firmen der Welt – Apple – als Konkurrent dazu.

Der traditionelle Autohersteller, der sich da nicht in jeder Hinsicht optimal aufstellt, wird den Umbruch eventuell nicht überleben. Wenn mal in den Nachrichten steht, dass Firma XYZ in großen Schwierigkeiten ist, ist es ganz schwer das Ruder nochmal rumzureißen. Dem Management die Freiheit zum Optimieren zu geben, ist für den Betriebsrat leider oft gleichzusetzen mit „Macht abgeben“. Ich drücke Herrn Diess die Daumen, dass er mit VW den langen Atem hat, sich gegen TESLA, Apple und Co zu behaupten und wenn’s gut läuft, vielleicht sogar als einer der Gewinner aus diesem einmaligen Marktumbruch hervorgeht.

Wolfbrecht Gösebert:

Mein letzer Besuch in „Inneren“ des Wolfsburger Konzerns ist laaange her, doch langsam frage ich mich, ob Osterlohs erneuter Öffentlichkeitsauftritt (als Sprecher einer »selbsternannten Konzern-Betriebsrat-PR-Abteilung«???) zeigt, dass er womöglich ein Profilierungs-/Machterhaltungsproblem innerhalb des Betriebsrates hat?

Peter:

Ich bin mir sicher, er ist der Einzige im ganzen Konzern, der diese Punkte sieht. [/ironie]
Was soll sowas in der Öffentlichkeit? Er will vermutlich „Versagen des Managements“ aufzeigen. Also den Kindergartenstreit um die Sandkastenschaufel mit/gegen Diess weiter laufen lassen. Allerdings mit Dingen, die bislang Winterkorn und Müller (und vielleicht sogar Osterloh selbst) vergeigt haben.

Daniel W.:

Die Vorschläge sind gut – nur ob er sie auch noch gut findet, wenn dafür Mitarbeiter entlassen werden und deren Unterstützung schwindet oder hat er schon einen Posten im Aufsichtsrat von VW in Aussicht?

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