Ende vergangener Woche haben wir bereits erfahren, dass VW und Ford kurz davor stehen, ihre Partnerschaft für Elektrofahrzeuge und selbstfahrende Autos zu finalisieren. Ein entsprechender „Rahmenvertrag“ sei bereits ausgearbeitet, der sie weit mehr als nur im Bereich der Nutzfahrzeugen verbündet. Dabei steht die Aussage im Raum, dass VW seine MEB-Plattform mit Ford teilen wird.
Am heutigen Freitag, den 12. Juli 2019, haben die beiden Automobilhersteller weitere Informationen zur Ausweitung der Zusammenarbeit bekannt gegeben. Über die Details haben Dr. Herbert Diess (CEO Volkswagen Konzern) und Jim Hackett (CEO Ford Motor Company) in einer Presse- und Investorenkonferenz mit anschließender Frage- und Antwortrunde gesprochen.
Den Livestream haben wir nachfolgend eingebettet. Weitere Informationen finden sich direkt darunter.
Wie man nun im Rahmen der Pressekonferenz erfahren hat, haben sich erste Gerüchte bestätigt un die Ford Motor Company und Volkswagen AG weiten ihre globale Zusammenarbeit aus. Zu einem wird man im Bereich E-Mobilität enger miteinander zusammenarbeiten, zum anderen spielt der Bereich autonomes Fahren eine entscheidende Rolle.
Mit der engeren Kooperation möchten beide Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, die Produkte noch besser auf die Wünsche der Kunden weltweit abstimmen und gleichzeitig Synergien bei Kosten und Investitionen schaffen.
“Während Ford und Volkswagen weiterhin unabhängige Wettbewerber bleiben, vergrößert die Zusammenarbeit beider mit Argo AI die Leistungsfähigkeit, die Skaleneffekte sowie die geografische Reichweite auf dem Gebiet des autonomen Fahrens. Synergien in mehreren Bereichen unserer weltweiten Zusammenarbeit werden dafür sorgen, dass wir mit ganzer Energie intelligente Fahrzeuge für eine smarte Welt entwickeln können.” – Jim Hackett, Ford Präsident und CEO
VW investiert bis zu 2,6 Mrd. Euro in Autonomes Fahren und wird gleichrangiger Partner bei Argo AI
Wie vermutet wird VW insgesamt 2,6 Milliarden US-Dollar in Argo AI investieren. Davon fließen eine Milliarde Euro direkt, durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln. Zum anderen bringt VW seine Tochtergesellschaft Autonomous Intelligent Driving (AID) mit ein, welche derzeit mit 1,6 Milliarden US-Dollar bewertet wird.
Ford und VW profitieren künftig durch das Wissen von Argo AI, sowie von AID, welche alleine schon rund 200 Experten rund um das Thema Autnomes Fahren um sich versammelt hat. Des Weiteren wird VW in den nächsten drei Jahren Anteile an Argo AI für insgesamt 500 Millionen US-Dollar von Ford übernehmen. Ford wird die verbleibenden 600 Millionen US-Dollar seines geplanten Cash-Investments in Höhe von einer Milliarde US-Dollar in Argo AI einzahlen. Hierdurch wird man zu gleichberechtigten Partnern. Das Unternehmen selbst wird inklusive der vollständigen Transaktion beider Unternehmen mit mehr als 7 Milliarden US-Dollar bewertet.
“Argo AI hat durch seine klare Mission und die Zusage unserer Partner, die entwickelten Technologien in ihren Fahrzeugen einzusetzen, seit jeher Spitzenkräfte verpflichten können. Durch den Zusammenschluss mit AID stellen wir unser Team noch internationaler auf. Ich bin mir sicher, dass wir auch dadurch die besten Spezialisten weltweit für Argo AI begeistern können. Darüber hinaus kann dank des Engagements von Ford und Volkswagen die Argo AI Technologie in fast jedem Markt in Nordamerika und Europa eingesetzt werden, in unterschiedlichen Marken und verschiedensten Fahrzeugarchitekturen.” – Bryan Salesky, Mitgründer und CEO von Argo AI
Das als Start-Up gestartet Unternehmen gestattet den beiden Herstellern Zugriff auf deren Technologien erhalten, die sie für die Entwicklung und Fertigung von selbstfahrenden Fahrzeugen in Großserie einsetzen können. Denkbar wäre ein sicherer, zuverlässiger und dauerhafter Einsatz selbstfahrender Fahrzeuge im Bereich Ridesharing und für Warenlieferdienste.
Im Rahmen des Investments durch VW und die engere Zusammenarbeit mit Ford wird der derzeitige AID Standort in München zum europäischen Hauptsitz von Argo AI. Geleitet wird diese künftig von Karlheinz Wurm, gegenwärtig CEO bei AID.
Durch den Zusammenschluss mit Argo AI wächst deren bisheriges Team von bisher 500 Mitarbeitern auf rund 700 Beschäftigte weltweit. Neben der Konzernzentrale in Pittsburgh (Pennsylvania) und dem Standort in München betreibt Argo AI nun fünf Entwicklungszentren.
Ford wird MEB-Plattform für eigene E-Autos verwenden
Auch die Gerüchte, dass Ford künftig den MEB-Baukasten von VW verwenden will haben sich bestätigt. Das Unternehmen will ein eigenes, rein batteriebetriebenes E-Auto auf Basis des Modularen E-Antriebsbaukastens von Volkswagen entwickeln. Dieses soll ab 2023 auf die Straße kommen, wird im deutschen Ford Entwicklungszentrum Köln-Merkenich entwickelt.
Ford rechnet mit mehr als 600.000 verkauften Fahrzeugen innerhalb von sechs Jahren in Europa. Darüber hinaus prüft Ford, ein zweites Modell auf MEB-Basis für den europäischen Markt anzubieten.
“In Zukunft werden immer mehr Kunden und auch die Umwelt von der wegweisenden E-Fahrzeug-Architektur des Volkswagen Konzerns profitieren. Unsere Allianz mit Ford entwickelt sich immer vielversprechender. Wir prüfen auch weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit.” – Herbert Diess, CEO VW
Des Weiteren hat man sich darauf verständigt die Zusammenarbeit bei E-Autos auszuweiten. Ford und Volkswagen entwickeln sich zu Anbietern nachhaltiger und erschwinglicher Mobilität, dabei hat Elektromobilität für beide gleichermaßen strategische Priorität.
VW profitiert durch die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet durch Skaleneffekte in der Produktion sowie einem schnelleren Return on Investment für die eigenen Entwicklungsausgaben der MEB-Plattform.
Quelle: Volkswagen AG – Pressemitteilung vom 12. Juli 2019 // Gruenderszene – Insider: Volkswagen ist Zusammenarbeit mit Ford 2,3 Milliarden Euro wert