Caterham Project V: bildschön und leicht, aber teuer

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Caterham

Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 7 min

Im Juli des vergangenen Jahres hat Caterham sein erstes vollelektrisches Coupé vorgestellt: den „Project V“. Dieser soll 2026 auf die Straßen kommen – zu einem Preis von rund 90.000 Euro. Inzwischen wurde das Konzeptmodell sogar für eines der besten Exterieur-Designs nominiert.

1957 baute Colin Chapman, Gründer der Marke Lotus, einen flotten kleinen zweisitzigen Sportwagen: Der Seven war geboren. Dann, im Jahr 1973, benötigte Chapman seine Produktionskapazitäten für andere Modelle und plante, das Modell einzustellen. Jedoch hatte sein Hauptvertragshändler in London, Graham Nearn in der Vorstadt Caterham, etwas dagegen und übernahm die komplette Produktion. Damit rettet er den Fortbestand des Modells. Mehr als sechzig Jahre später gibt es ihn noch immer. Dabei hält sich Caterham immer noch an Chapmans ursprüngliche Philosophie von Leichtigkeit, Purismus und Sportlichkeit und bringt immer noch verschiedene Varianten des Seven auf den Markt.

Caterham Project V (2026): bildschön, leicht, aber teuer
Caterham hat den EV Seven im Mai 2023 als erstes elektrisches Modell vorgestellt. Ob und wann er genau kommen soll, dazu hat der Hersteller noch keine genauen Angaben gemacht | Bild: Caterham

Seven EV: 240 Elektro-PS auf 700 kg

Für den leichten Seven, der gerade einmal 500 Kilo wiegt, sind die Engländer eben bekannt. Aktuell umfasst die Modellpalette laut Webseite sechs Verbrenner-Modelle von 84 bis 237 PS. Am englischen Stammsitz in Dartford werden gut rund 600 Fahrzeuge pro Jahr gefertigt. Dass dort die komplette Produktion von Anfang bis Ende stattfindet, darauf ist der Hersteller besonders stolz. „Bei Caterham steht das Fahrerlebnis seit jeher im Mittelpunkt unseres Handelns. Genau wie Chapman vor über 60 Jahren haben wir uns verpflichtet, das Gewicht zu reduzieren, die Leistung zu erhöhen und unseren Kunden ein aufregendes Fahrerlebnis zu bieten, sei es auf der Straße oder auf der Rennstrecke“, heißt es auf der Homepage des Herstellers.

Aufgrund strengerer Abgasnormen wird auch die Zukunft von kleinen Sportwagenherstellern wie Caterham elektrisch sein – wie das die alt eingesessene Fangemeinde finden mag, wird sich zeigen. Jedenfalls stellten die Briten bereits im Mai vergangenen Jahres einen elektrischen Seven vor – im altbekannten „Zigarren-Design“, mit langer Silhouette, freistehenden Räder und Formel-Feeling. Mit 700 Kilogramm mag dieser für einen Caterham zwar nicht außerordentlich leicht sein, für ein Elektroauto ist er es aber allemal.

Der Antriebsstrang des EV Seven wurde laut Hersteller so entwickelt, dass das Fahrverhalten ähnlich dem des Verbrennermodells sein soll. Die tauchgekühlte 51-kWh-Batterie befindet sich sowohl im Motorraum als auch im Getriebetunnel und ermögliche Gleichstrom-Ladegeschwindigkeiten von bis zu 152 kW. Mit 240 PS und 250 Newtonmetern soll der E-Caterham binnen vier Sekunden auf Landstraßentempo beschleunigen.

Der Franzose Anthony Jannarelly zeichnet für die bildschöne Form des Project V verantwortlich. Das Konzeptauto wurde in Turin bei Italdesign entwickelt | Bild: Caterham

Das erste E-Coupé der Marke

Kurz darauf präsentierte der englische Autobauer, der seit März 2021 der japanischen Firma VT Holdings gehört, einem Zusammenschluss diverser und weltweit operierender Autohändler, den Project V. Jener markiert das erste vollelektrische Coupé von Caterham mit festem Dach, das voraussichtlich Anfang 2026 auf den Markt kommen soll. Das von Anfang an als Elektroauto geplante Konzept ist die Kreation des neuen Chefdesigners Anthony Jannarelly. Seine Vision wurde von dem weltbekannten italienischen Ingenieurbüro Italdesign in die Tat umgesetzt. Kein Wunder also, dass Caterham für den Best Exterior Design Award 2023 nominiert wurde. Nur schade, dass der Preis schließlich nicht nach England ging.

Interessant sind aber auch die inneren Werte: Der Project V verwendet einen batterieelektrischen Antriebsstrang, der von einem 200 kW (272 PS) starken Einzelmotor an der Hinterachse angetrieben wird. Dieser ist mit einem 55-kWh-Lithium-Ionen-Akkupack samt effizientem Wärmemanagement gepaart, das mit einem 150-kW-Gleichstrom-Schnellladegerät in nur 15 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufgeladen werden kann. Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als 4,5 Sekunden erreiche der Project V laut Hersteller eine geschätzte Höchstgeschwindigkeit von etwa 230 km/h und eine WLTP-Zielreichweite von 249 Meilen, umgerechnet gut 400 Kilometer.

Caterham Project V (2026): bildschön, leicht, aber teuer
Der Project V wird mehr Komfort bieten als alle Caterham zuvor. Im Mittelpunkt des Innenraums steht ein einfaches, fahrerorientiertes Infotainment-System mit Smartphone-Anbindung, zudem zeigt ein digitales Kombiinstrument die wichtigsten Informationen an | Bild: Caterham

Eines der leichtesten Elektroautos überhaupt

Das Konzeptfahrzeug folgt der minimalistischen Designphilosophie von Caterham, genauso wie der Seven, der leicht und puristisch ist. Tatsächlich soll das Konzeptfahrzeug eines der leichtesten Elektroautos überhaupt werden. Gleichzeitig wird das neue Coupé wohl aber auch das schwerste Auto, dass jemals die englischen Hallen in Dartford verlassen hat. Angestrebt werde ein Leergewicht von 1190 kg (2+1-Konfiguration) an, das durch die Verwendung eines Chassis aus Kohlefaser und Aluminiumverbundwerkstoff erreicht werden soll.

Das Showcar des Project V verfügt über eine 2+1-Sitzanordnung (2+2 als Option), die den Ein- und Ausstieg optimieren, mehr Komfort für den Fondpassagier bieten und eine größere Flexibilität bei der Nutzung des Fahrzeugs ermöglichen soll. Im Mittelpunkt des Innenraums steht ein einfaches, fahrerorientiertes Infotainment-System mit Smartphone-Anbindung, zudem zeigt ein digitales Kombiinstrument die wichtigsten Informationen an. Der Fahrer kann zwischen den Fahrmodi „Normal“, „Sport“ und „Sprint“ wählen, die die Beschleunigung und die Lenkung intelligent an die jeweilige Umgebung anpassen könne. Erstmals sollen bei Caterham dann auch ABS und ESP in die Fahrzeuge einziehen. Der Project V weist eine Höhe von lediglich etwas über 1,20 Metern auf, was das Einsteigen nicht einfacher machen dürfte. Schalensitze von Sabelt sorgen überdies für eine sportlich tiefe Sitzposition.

Caterham Project V (2026): bildschön, leicht, aber teuer
Der Project V soll laut Hersteller bei unter 80.000 Pfund starten – umgerechnet gut 90.000 Euro | Bild: Caterham

Teuerster Caterham aller Zeiten

Das Konzept verfügt über eine Doppelquerlenker-Vorder- und Hinterradaufhängung mit vollständig einstellbarer Geometrie, eine elektrisch unterstützte Servolenkung, Michelin-Pilot-Sport-4S-Reifen (19 Zoll vorne und 20 Zoll hinten) und Bremsscheiben mit Hochleistungssätteln. Andrea Porta, Business Development Manager bei Italdesign: „Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit Caterham und Anthony Jannarelly bei der Verwirklichung des Project V. Bei jedem Schritt haben wir unsere Erfahrung in der Produktion von kommerziell nutzbaren Konzept- und Prototypenfahrzeugen eingesetzt, um sicherzustellen, dass jede zukünftige Produktionsversion schnell auf den Markt gebracht werden kann.“

Vorbehaltlich der nächsten Entwicklungsphasen und der technischen Möglichkeiten könnte Project V gegen Ende 2025, wohl aber eher Anfang 2026 auf den Markt gebracht werden. Dann wird laut Hersteller ein Einsteigspreis von weniger als 80.000 Pfund angepeilt, umgerechnet rund 90.000 Euro. Anthony Jannarelly, Chefdesigner des Project V, fügt hinzu: „Das Design des Caterham Seven ist einfach und minimalistisch, es ist auf seine Funktion zugeschnitten, leicht und macht Spaß zu fahren. Beim Project V wenden wir diese Philosophie auf die Architektur des Sportcoupés an, um eine verführerische und zeitlose Silhouette zu schaffen. Jedes einzelne Merkmal muss sich aus der Gewichtsperspektive rechtfertigen, um die Leichtigkeit zu erhalten und das Fahrgefühl zu optimieren.“

Caterham Project V (2026): bildschön, leicht, aber teuer
Mit dem Project V möchte Caterham Neuland betreten, neue Kundengruppen erschließen und weitere Erfahrungen im Bereich E-Mobilität sammeln | Bild: Caterham

„Der Project V soll den Seven nicht ersetzen, sondern ergänzen“

Um das Projekt zu unterstützen, wurde die Firma Caterham Evo gegründet, damit alle relevanten Geschäfts- und Investitionsinteressen im Zusammenhang mit dem Project V gebündelt werden können. Bob Laishley, CEO von Caterham Cars und COO von Caterham Evo, sagte: „Der Project V ist nicht nur eine Konzept- oder Designstudie, wir haben während des gesamten Entwicklungsprozesses die technische und produktionstechnische Machbarkeit geprüft. Ein elektrischer Caterham in jeder Form und Größe muss dem treu bleiben, was uns von allen anderen unterscheidet: leicht, einfach und mit einem unvergleichlichen Fahrerlebnis – das ist unsere DNA. Das Project V erfüllt unser Ziel, das Unternehmen nachhaltig zu vergrößern und gleichzeitig die Elektrifizierung zu erforschen.“

Der Project V soll den Seven nicht ersetzen, sondern ergänzen, so das Unternehmen. Caterham glaubt, dass es durch die Beibehaltung der Kernwerte der Marke sowohl den bestehenden Kundenstamm ansprechen als auch neue Fans für die Marke gewinnen werde. Durch die Verwendung einer praktischeren Coupé-Karosserie und die Vorteile eines Elektroautos sei der V ein Auto, das für Fahrten zum Einkaufen oder zur Schule genauso gut geeignet sein soll wie für Ausfahrten am Sonntagmorgen. So oder so – der Project V wird eines der Autos sein, um das sich unsere Redakteure für eine Testfahrt streiten werden. Wir sind gespannt!

Quellen: Caterham – Pressemitteilungen vom 14.12.2023, 11.07.2023 und 24.05.2023

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Marc:

Das Auto sieht wirklich gut aus und mit 1200 Kilo muss man sich nicht verstecken. Das Fahrzeug könnte also in der Tat viel Freude machen und es wird seinen Kundenkreis finden. Caterham setzt ja nicht auf den Massenmarkt, sondern ist ein Nischenhersteller.

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