Überland-Elektrobus Mercedes-Benz eIntouro feiert Weltpremiere

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Daimler Buses

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 7 min

Daimler Buses hat auf der Busworld Europe 2025 in Brüssel mit dem Mercedes‑Benz eIntouro seinen ersten vollelektrischen Serien-Überlandbus der Öffentlichkeit präsentiert. Der Hochbodenbus basiert auf dem bekannten, dieselgetriebenen Intouro, verfügt jedoch über einen rein batterieelektrischen Antrieb. Damit ermöglicht Daimler Buses die Umstellung auf Elektromobilität nun erstmals auch für die klassischen Überlandlinien, Schulbusfahrten und kleinere Reisen, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung.

Zwei Längen stehen zur Wahl: der eIntouro mit 12,18 Meter und der 13,09 Meter lange eIntouro M. Damit lassen sich Bestuhlungsvarianten ab 50 bis maximal 63 Sitzplätzen abdecken. Das Fahrzeug ist bereits seit Frühjahr 2025 bestellbar. Die ersten Kundenfahrzeuge werden voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2026 ausgeliefert.

Der neue Mercedes-Benz eIntouro ist wahlweise mit ein oder zwei Batteriepaketen mit jeweils 207 kWh Kapazität verfügbar. Die maximale Gesamtkapazität beträgt 414 kWh. Das erste Batteriepaket ist dabei immer im Raum hinter der Vorderachse untergebracht, um eine optimale Gewichtsverteilung zu gewährleisten. Die optionale zweite Batterie findet ihren Platz im bisherigen Motorraum im Heck. Die Batterien und viele der Hochvoltkomponenten des neuen eIntouro sind bereits erfolgreich im batterieelektrischen Fernverkehrs‑Lkw Mercedes‑Benz eActros im Einsatz.

Die Batterien basieren auf der Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) und liefern eine Betriebsspannung von 800 Volt. Die LFP-Zellchemie weist hinsichtlich kalendarischer Alterung eine sehr gute Performance auf, weswegen für einzelne Anwendungen eine Lebensdauer von bis zu 15 Jahren möglich sei, so Daimler Buses. Im Gegensatz zu anderen Batteriezelltechnologien können zudem bei der LFP-Technologie mehr als 95 Prozent der installierten Kapazität genutzt werden. Dies ermöglicht eine höhere Reichweite bei gleich viel verbauter Batteriekapazität. Bei einer Ausstattung mit zwei Batteriepaketen kann der eIntouro bis zu 500 Kilometer ohne Nachladen fahren, abhängig von Fahrweise, Topografie und Witterung.

Die Batterien lassen sich an Ladesäulen mit CCS-Typ-2-Stecker mit bis zu 400 kW Ladeleistung bei Ausstattung mit zwei Batteriepaketen und mit bis zu 225 kW Ladeleistung bei einem Batteriepaket aufladen. Betriebe, die bereits eCitaro im Fuhrpark haben, können die vorhandene Ladetechnik nutzen, sofern diese über eine Ausgangsspannung von mindestens 900 Volt verfügt. Bei den Ladebuchsen können die Kunden vier verschiedene Positionen am eIntouro wählen: Vorn, hinten sowie rechts und links hinter der Vorderachse. Pro Fahrzeug sind maximal zwei Ladebuchsen möglich.

Elektrischer Zentralantrieb mit 320 kW Leistung

Für den Antriebsstrang kombiniert Daimler Buses bewährte Komponenten: Als Elektromotor kommt ein Zentralantrieb mit 320 kW kontinuierlicher Leistung und einem maximalen Abtriebsdrehmoment von 24.700 Nm zum Einsatz. Die Antriebskraft wird über ein in die Antriebseinheit integriertes und vollautomatisches Drei‑Gang‑Getriebe an die Antriebsachse weitergegeben. Diese Konfiguration ermöglicht einen hohen Anteil an Gleichteilen mit dem konventionellen Intouro und damit eine hohe Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit im Betrieb.

Mit dem Mercedes‑Benz eIntouro präsentiert Daimler Buses als erster Bushersteller in Europa zudem einen Omnibus, bei dem sich Over-the-Air Updates durchführen lassen. Dabei werden Software‑Updates per Mobilfunknetzwerk an das Fahrzeug übertragen und das System aktualisiert, ohne dass wie bisher ein Werkstattaufenthalt notwendig ist. Die Steuerung der Updates erfolgt über das Omniplus On Portal. Ist ein Update verfügbar, erhält der Flottenmanager eine Nachricht und kann dann einzelne Fahrzeuge für das Update freigeben. Auch der gewünschte Zeitpunkt für die Installation ist im Portal wählbar. Die Installation erfolgt in jedem Fall erst, wenn das Fahrzeug steht, die Feststellbremse eingelegt und die Fahrbereitschaft ausgeschaltet ist. Während der Installation ist keine Internetverbindung erforderlich.

Daimler Buses

Möglich wird diese innovative Technologie durch die neue Elektronikarchitektur im eIntouro, die eine sichere Zwei‑Wege‑Kommunikation und die Übertragung von möglichen Updates per Mobilfunkverbindung zulässt. Damit kann die Software der Steuergeräte im Fahrzeug stets auf dem neuesten Stand gehalten werden, ohne das Fahrzeug in die Werkstatt zu holen. Das verringert die Zahl der Werkstattaufenthalte und verbessert die Fahrzeugverfügbarkeit.

Die Update‑Fähigkeit beschränkt sich dabei nicht nur auf notwendige Sicherheits‑Updates. Auch generelle Software‑Updates sowie veränderte Einstellungen lassen sich auf diese Weise zeitnah und ohne großen Aufwand einspielen. Und selbst die kontaktlose Aktivierung optionaler Nachrüst‑Funktionen wird künftig mit den Over‑the‑Air Updates möglich sein.

Außen und innen: typisch Intouro

Von außen ist der eIntouro kaum von den bekannten Intouro-Modellen zu unterscheiden. Wie diese verfügt er über eine sachlich und funktionell gestaltete Karosserie mit steil aufragender Windschutzscheibe über der kraftvoll und markentypisch gestalteten Einheit aus Grill und Scheinwerfern. Die geraden Seitenwände sind nahezu fugenlos glatt. Die Karosserie ist somit reinigungsfreundlich und auch einfach mit Firmenschriftzügen oder Werbung zu versehen.

Der Fahrgastraum des eIntouro ist modular aufgebaut. Seine Ausstattung mit verschiedenen Bestuhlungsvarianten und Gepäckablagen sowie einem breiten Einstieg mit einflügeliger Tür vorn und wahlweise einfachem oder doppelbreitem Einstieg in der Mitte deckt eine breite Spanne ab, vom streng kostenorientierten Überlandlinienbus bis zur komfortablen Ausführung für Ausflüge und Kurzreisen. Die 13‑Meter‑Version lässt sich zudem mit einer Toilette vor dem hinteren Einstieg ausstatten. Ein Rollstuhllift auf der rechten Seite ist für beide Längenvarianten optional verfügbar.

Cockpit auf Reisebus-Niveau

Der Fahrerplatz des eIntouro ist ergonomisch und fahrerbetont ausgeführt, das Cockpit soll durch angenehme Haptik und optische Anreize ein vollwertiges Reisebus‑Niveau erreichen. Die Fahrtrichtung wird wie gewohnt über die Einstellung D‑N‑R am Lenkstockhebel gewählt.

Die auf den vollelektrischen Antrieb ausgelegte Instrumentierung entspricht den aus dem eCitaro bekannten Anzeigen: An die Stelle des Drehzahlmessers tritt hier ein Powermeter. Es zeigt die aktuelle Leistungsabforderung bzw. Rekuperation an. Der Fahrer erhält außerdem Informationen über den Ladezustand der Batterien. Über das Zentraldisplay kann er zudem Reichweite, Leistungsverfügbarkeit und eine Ladeanzeige abrufen.

Neueste Assistenz- und Sicherheitssysteme

Die Sicherheitsausrüstung im neuen eIntouro umfasst eine Vielzahl an Assistenzsystemes. Der optionale Notbremsassistent Active Brake Assist 6 (ABA 6) kann auf querende, entgegenkommende oder in der eigenen Spur laufende Personen und Radfahrer mit einer automatischen Vollbremsung reagieren. Der Abbiegeassistent Sideguard Assist 2 überwacht nicht nur die Beifahrer-, sondern auch die Fahrerseite. Bei Geschwindigkeiten, die höher als 40 km/h sind, übernimmt der Sideguard Assist 2 darüber hinaus die Funktion eines Spurwechsel-Assistenten. Bis zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit informiert er den Fahrer über ein Objekt auf der Fahrer- und Beifahrerseite. Der Frontguard Assist überwacht bis zu einer Geschwindigkeit von 15 km/h den Verkehrsraum vor dem Fahrzeug und kann den Fahrer beim Anfahren vor Personen oder Hindernissen warnen.

Darüber hinaus gehören der intelligente Geschwindigkeitsassistent Traffic Sign Assist, das Reifendruck-Kontrollsystem Tire Pressure Monitoring (TPM), der Aufmerksamkeitsassistent Attention Assist (AtAs), eine Schnittstelle für den Einsatz von Alkoholtestern für den Fahrerarbeitsplatz sowie eine Rückfahrkamera zum Serienumfang des eIntouro. Alternativ zur Rückfahrkamera können Unternehmen das optionale 360°‑Kamerasystem wählen. Auch MirrorCam anstelle konventioneller Spiegel ist für den eIntouro erhältlich.

Omniplus: Serviceleistungen für mehr Flotteneffizienz und Sicherheit

Dem Mercedes‑Benz eIntouro steht die gesamte Bandbreite an Omniplus Serviceleistungen zur Verfügung, um das technologische Potential des Busses bestmöglich auszuschöpfen. Dazu zählen etwa die speziell für Elektrobusse konzipierten ServiceVerträge eBasic und ePremium, die neben der Wartung des Fahrzeugs und der Hochvoltkomponenten unterschiedliche Reparaturumfänge bieten. Dazu zählt aber auch der digitale Dienst Omniplus On Uptime pro, der für viele Busbetreiber zum unverzichtbaren Werkzeug für die Verbesserung der Verfügbarkeit und der Wirtschaftlichkeit ihrer Flotte geworden sei und der im Zuge der Umstellung auf Elektromobilität zunehmend an Bedeutung gewinne.

Ob es um die Überwachung eines einzelnen Omnibusses zu jeder Sekunde seines Einsatzes oder um die ganzheitliche Analyse einer kompletten Flotte geht – der fortlaufende Datenfluss macht es möglich. Das funktioniert über das Omniplus On Portal, in dem sich Informationen zu Tourdaten oder zum aktuellen technischen Stand des Omnibusses abrufen lassen – beispielsweise zum Energieverbrauch, zum Ladezustand oder zum Zustand der Batterien.

Daimler Buses

Für den neuen eIntouro ist auch die ferngesteuerte Ladesteuerung Remote Control Functions im Omniplus On Portal zubuchbar, die die Batterien schont und das Vorkonditionieren aus der Ferne ohne Lademanagementsystem ermöglicht. Darüber hinaus bietet Omniplus für den eIntouro den digitalen Dienst Battery Monitoring an, mit dem Flottenbetreiber Informationen zum Zustand der Hochvoltbatterie und Handlungsempfehlungen zum pfleglichen Umgang erhalten. Auch der neue Dienst Ortungsdienste plus für die zonengesteuerte Geschwindigkeitsregelung lässt sich künftig mit dem eIntouro nutzen.

Kunden mit vorhandenem Fuhrparkmanagementsystem können auf die Omniplus On Data Packages zurückgreifen. Mit diesen lassen sich die Daten des eIntouro über eine Schnittstelle in die Software von Drittanbietern integrieren. Mit einem Data Package erhalten Kunden die Möglichkeit, die Daten ihres eIntouro über eine harmonisierte Schnittstelle mit einheitlichem Übertragungsprotokoll in ihrem vorhandenen Flottenmanagementsystem zu integrieren und eine homogene Datenbasis für die gesamte Flotte zu erhalten. Die Datenschnittstellen erfüllen die aktuellen Qualitätsstandards, der gesamte Kommunikationsweg vom Fahrzeug bis in die Cloud ist nach dem neuesten Cyber Security Standard UN ECE R155 zertifiziert.

Quelle: Daimler Buses – Pressemitteilung vom 02.10.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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