Toyota hat sich bei der Elektromobilität offenbar verzockt

Toyota hat sich bei der Elektromobilität offenbar verzockt
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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
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Der japanische Autobauer Toyota hat sich mit seinen Annahmen zu den Potentialen der Elektromobilität offenbar unter Berücksichtigung heute längst überholter Annahmen komplett verzockt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Automobilwoche. Demnach ging Toyota offenbar Ende 2022 und selbst 2023 noch beim Weltwirtschaftsforum in Davos davon aus, dass die weltweit verfügbaren Lithium-Vorkommen bei Weitem nicht für all die Akkus ausreichen würden, die eine Vielzahl an Elektroautos benötigen würde.

Doch heute ist klar, dass es weltweit mehr als genug Lithium gibt, das auch abgebaut werden kann. Dies sei allerdings unter Fachleuten schon seit Jahren bekannt, schreibt die Automobilwoche. „Die wirtschaftlich sinnvoll verwertbaren weltweiten Vorkommen werden aktuell auf rund 14 Millionen Tonnen beziffert. Die insgesamt nachgewiesenen Reserven dürften sogar bei 62 Millionen Tonnen liegen – das würde nach heutigem Stand für den Bau von rund zehn Milliarden reinen Elektroautos ausreichen“, heißt es in der Analyse. Zur Einordnung: Der weltweite Fahrzeugbestand wird aktuell auf gut 1,8 Milliarden geschätzt.

„Das ist völliger Blödsinn“

Auke Hoekstra, Leiter des Lehrstuhls für nachhaltige Energiewirtschaft und Mobilität an der Universität Eindhoven, habe die Annahmen von Toyota genauer untersucht und komme zu einem eindeutigen Ergebnis: „Das ist völliger Blödsinn.“ Dennoch habe Toyota dargestellt, dass es aufgrund der Knappheit sinnvoller sei, 100 Hybridautos mit kleinen Akkus auszustatten, anstatt die selbe Menge Lithium für ein einziges Elektroauto zu verwenden. Toyota gilt weltweit als Pionier der Hybridtechnik, wobei vor allem Vollhybride zum Einsatz kommen, bei denen ein kleiner Akku mit Bremsenergie gespeist wird, es aber keine externe Auflademöglichkeit per Kabel gibt.

Aus den bisherigen Darstellungen Toyotas ist zu schließen, dass der japanische Hersteller davon ausgeht, dass nur ein Prozent der weltweit produzierten Fahrzeuge auf Dauer mit Lithium ausgestattet werden können. Doch schon im vergangenen Jahr waren es weltweit gut 13 Prozent. Was hinzukommt: Immer mehr Batterien werden gar nicht mehr mit Lithium hergestellt, sodass noch viel mehr Batterien produziert werden könnten als von Toyota dargestellt. Auch Lithium, das aus recycelten Batterien stammt, sei von Toyota überhaupt nicht mitberücksichtigt worden.

Wie Lithium in Chile abgebaut wird, hat sich EAN-Herausgeber Sebastian Henßler kürzlich vor Ort persönlich angeschaut. In mehreren Teilen berichtet er derzeit regelmäßig über seine Eindrücke und Erkenntnisse.

Quelle: Automobilwoche – „Analyse: Toyotas großer Irrtum bei der Batterie“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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