Statt Robotaxi: Tesla verkauft Leasingrückläufer weiter

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Tesla

Tobias Stahl
Tobias Stahl
  —  Lesedauer 3 min

Wenn der Leasingvertrag ausläuft, haben Leasingnehmer in der Regel die Möglichkeit, ihr Auto vom Leasinggeber abzukaufen. Nicht so bei Tesla in den USA: Bis November 2024 war es Tesla-Leasingkunden in den USA nicht möglich, ihre Elektroautos am Ende des Leasingvertrags zu kaufen. Der Elektroautobauer führte die Vorgabe 2019 ein, mit der Begründung, dass Kunden das Volumenmodell Tesla Model 3 zwar leasen können, dieses aber am Ende des Leasingvertrags zurückgeben müssen, damit der Hersteller die Fahrzeuge als Teil des geplanten Robotaxi-Netzwerks einsetzen kann.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters nun exklusiv berichtet, hat Tesla die Leasingrückläufer offenbar weiterverkauft, statt sie für den Einsatz als autonome Robotaxis vorzuhalten. Vier Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, sollen das bestätigt haben.

Wollte Tesla die Preise von Leasingrückläufern künstlich nach oben treiben?

Statt die Gebrauchtwagen einzulagern, wodurch die Fahrzeuge schnell an Wert verloren hätten, habe Tesla damit begonnen, sie durch Software-Upgrades mit neuen Funktionen auszustatten. Anschließend habe Tesla die Fahrzeuge an neue Kunden verkauft, die Tausende von Euro mehr zahlten, als es die Leasingnehmer am Ende ihrer Leasingverträge getan hätten, so die Personen. Die Praxis sei eine einfache Möglichkeit, den Preis für die gebrauchten Fahrzeuge „in die Höhe zu treiben“, so eine der Personen, die nicht namentlich genannt werden wollte.

„Sie haben nicht die Möglichkeit, sie zu kaufen“, erklärte Tesla-Chef Elon Musk bei einer Investorenkonferenz im April 2019 mit Blick auf die Leasingrückläufer. „Wir wollen sie zurück“, so Musk. „Nächstes Jahr, ganz sicher“, so der Tesla-Chef weiter, „werden wir über 1 Million Robotaxis auf der Straße haben.“ Das hat sich bislang nicht bewahrheitet.

Illegal scheint die Geschäftstaktik indes nicht gewesen zu sein. Den Leasingnehmern wurde durch die Praxis jedoch nicht nur die in der Branche übliche Möglichkeit verwehrt, ihre Leasingfahrzeuge zu kaufen, sondern sie wurden auch bezüglich der Gründe dafür in die Irre geführt. Reuters zufolge sei durch die Taktik zudem bei Tesla-Investoren der Glauben aufrechterhalten worden, dass Tesla kurz vor der Einführung einer vollständig autonomen Fahrtechnologie steht – ein Versprechen, das Musk bereits seit Jahren gibt, bislang jedoch nicht eingelöst hat. So hatte Musk schon im September 2014 behauptet, dass die autonomen Fahrsysteme des Unternehmens binnen eines Zeitraums von sechs Jahren um den Faktor 10 sicherer sein sollen als ein menschlicher Fahrer. Im Dezember 2015 kündigte Musk an, dass Tesla-Fahrzeuge binnen rund zwei Jahren vollständig autonom sein sollen.

Im Juni will Tesla seine Robotaxi-Flotte auf die Straßen schicken

Noch während der Investorenkonferen zu den Finanzergebnisse für das erste Quartal 2025 informierte Musk die Aktionäre über Teslas Pläne zum vollständig autonomen Fahren. Demnach will Tesla im Juni dieses Jahres seinen kostenpflichtigen autonomen Ride-Hailing-Service Robotaxi in Austin, Texas, starten. Diee Robotaxi-Flotte soll jedoch nicht aus dem neuen Cybercab und auch nicht aus Model-3-Fahrzeugen, sondern aus Model-Y-Fahrzeugen bestehen. Am ersten Tag sollen lediglich „zehn bis 20 Fahrzeuge“ auf Austins Straßen unterwegs sein, in der zweiten Jahreshälfte 2026 soll es allerdings „Millionen von Teslas geben, die autonom fahren“.

Beobachtern zufolge waren Musks wiederholte Ankündigungen zum Stand der autonomen Fahrfunktionen seiner Fahrzeuge ein elementarer Faktor für den Erfolg der Tesla-Aktie, deren Wert weit über dem Wert läge, der die aktuellen Gewinne des Herstellers widerspiegeln würde. Teslas Bewertung an der Börse hat das Unternehmen zum wertvollsten Automobilhersteller der Welt gemacht.

Die Insider erklärten gegenüber Reuters, dass Tesla bei den nachträglichen Upgrades für seine Leasingrückläufer häufig die Software Full Self-Driving auf die Fahrzeuge aufspielte, die separat für bis zu 15.000 US-Dollar verkauft wurde, inzwischen aber für 8.000 Dollar erhältlich ist. Tesla habe auch häufig ein Acceleration-Boost-Upgrade auf die Fahrzeuge aufgespielt, um die Beschleunigung zu verbessern – das Upgrade kostet für gewöhnlich 2.000 Dollar Aufpreis.

Quellen: Reuters – Exclusive: Musk took leased cars back so Tesla could use them as „robotaxis.“ Instead, Tesla sold them / Electrek – Here are all the crazy claims Elon Musk made about Tesla self-driving today

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Tobias Stahl

Tobias Stahl

Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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EffEll:

Völlig autonom nur mithilfe von Kamerabilder fahren zu wollen und dabei vollständig auf Redundanzen zu verzichten, ist absolut fahrlässig und verantwortungslos. Es bleibt nur zu hoffen, dass es bei leeren Worten Musks bleibt, denn Menschenleben sollten auch weiterhin wichtiger sein als Kosteneinsparungen, Gewinnmargen und Aktienkurse.

EffEll:

Ich denke auch. Der Teslajunkie fantastiert wieder, um leichtgläubige Privatanleger bei Laune zu halten – passt besser…

Gerd:

> Einmal Tesla immer Tesla <
Und das trotz des Bashings !
Wir haben in unserer Firmenflotte nur Tesla Fahrzeuge und sind sehr zufrieden.
Langstreckentauglich, Optimales Ladenetz, keine Wartungskosten, Update over the Air, MultiMedia System, etc.
– Wir hatten auch E-Auto's anderer Hersteller mit reichlich Problemen,
Kosten, Minderleistung.

No Fake:

…noch einer, der die Welt malt wie sie ihm gefällt und dabei seine Pseudofakten hernimmt, die nicht mit der realen Welt korrelieren. Schade so kommt nie eine sachliche Kommunikation auf. Und wenn das nicht reichen würde, baut das auch noch auf dem Denken 5-jähriger kleiner Jungs auf, die Autoquartett spielen.
Mein Rat, werde erwachsen Gastschreiber und komme aus der Deckung der Anonymität heraus.

Robbi:

Mit Deiner Stoppuhr und eiskalten Akkus kann ein Greenhorn wie Du das doch gar nicht messen. Es gibt massig seriösere Tests, die belegen, dass alles passt, nur bei Plaid und P Modellen durch den rollenden amerikanischen Start 1-2 Zehntel daneben liegen. Übrigens ist der übergewichtige Taycan immer noch langsamer als das deutlich größere und 5 sitzige MS Plaid. Ich finde es für Porsche peinlich ein Weissach Modell mit ausgebauter Sitzbank anbieten zu müssen um an die Werte des Plaids überhaupt ranzukommen. Da sieht man wer Leichtbau beherrscht und wer nicht.

Robbi:

Niemand hat bisher Tesla überholt, war 2024 immer noch größter e Autohersteller, maximal BYD kann es Tesla streitig machen, die deutschen e Autos floppen weltweit und erscheinen im Ranking in China gar nicht. Wenn Mercedes und Audi bis zum Ende dieses Jahrzehntes überleben, grenzt es an ein Wunder

Thomas Werner:

Wenn man am Ende des Leasings das Auto kaufen kann steht das normalerweise im Vertrag (Inkl. dem Preis).
Wenn nicht, dann gehört das Auto danach der Bank, fertig. Da gibt’s überhaupt nix zu heulen.

Rene:

Aber nicht was die verkaufte Menge an BEVs betrifft. Immer bei den Fakten bleiben!!

Reichweitenrealist:

Sowas will ich nicht einfach so stehen lassen. Daimler war einmal ein Innovator.
Ich hab mir vor über 15 Jahren Daimler-Aktien gekauft – damals, weil sie schon Prototypen für selbstfahrende Autos auf Lidar-Basis gezeigt haben.

Tja. Heute halte ich die Aktien nur noch wegen der Dividendenrendite.
Zwischen 2010 und 2020 haben sie sich von so vielen innovativen Beteiligungen getrennt –
und was man da an Chancen verschenkt hat, ist fast schon tragisch.

Nur ein Beispiel: Die Tesla-Anteile, die Daimler damals für „Peanuts“ verkauft hat,
sind heute mehr wert als der ganze Konzern selbst.

Reichweitenrealist:

Ob Tesla damals wirklich geglaubt hat, die Leasing-Rückläufer für den FSD-Taxibetrieb zu verwenden, weiß man nicht – aber es war natürlich eine gute Story:
„Wir brauchen die Autos selbst, weil sie bald autonom fahren!“ – klingt besser als:
„Viele glauben, dass E-Autos in ein paar Jahren massiv an Wert verlieren – da ist es einfacher, die Restwertfrage gar nicht erst aufkommen zu lassen.“

Jetzt, da der große FSD-Rollout nicht unmittelbar bevorsteht und die Produktion nicht ausverkauft ist, ist es nur vernünftig, die Rückläufer zu verkaufen – auch um künftige Leasingangebote wieder attraktiv zu machen.

Vielleicht ist das nächste Leasingfahrzeug ja dann tatsächlich am ende des Leasing ein Robotaxi –
beim heutigen 60-Monate-Vertrag wäre es zumindest nicht völlig unrealistisch.

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