Tesla Grünheide stimmt gegen gewerkschaftlichen Betriebsrat

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

Zwei Jahre nach der ersten Betriebsratswahl in Tesla Grünheide fand diese Woche die zweite statt. Die Wahl im einzigen europäischen Autowerk von Elon Musk endete am Mittwoch, diese hatte am Montag begonnen. Wie Werksleiter Andre Thierig im Nachgang auf LinkedIn mitteilte, habe sich die Belegschaft „in der soeben beendeten Betriebsratswahl mehrheitlich gegen einen gewerkschaftlichen Betriebsrat ausgesprochen.“ Von einer 80-prozentigen Wahlbeteiligung ist die Rede.

Die IG Metall deutet den Ausgang der Wahl ein wenig anders. Hier habe man einen bedeutenden Sieg errungen, wie Business Insider berichtet. Die Gewerkschaft konnte sich demnach rund 3500 Stimmen sichern, was etwa 40 Prozent der abgegebenen Stimmen entspreche. Damit sieht sie sich an der Spitze der Wahlergebnisse. Die Liste „Giga United“ folgte als zweitstärkste Kraft mit etwa 3200 Stimmen, was 35 Prozent der Gesamtstimmen ausmacht. „One Team“ erreichte mit etwa 1100 Stimmen den dritten Platz und somit rund 12 Prozent der Stimmen. Zur Wahl traten nach Angaben der IG Metall neun Listen mit 234 Kandidatinnen und Kandidaten an.

Die Auseinandersetzung um die Stimmen war geprägt von zahlreichen Herausforderungen. Insbesondere das Tesla-Management, angeführt von CEO Elon Musk, hatte in den Monaten vor der Wahl versucht, die Aktivitäten der IG Metall-Wahlkämpfer zu blockieren. Musk, bekannt für seine kritische Haltung gegenüber Gewerkschaften, äußerte sich besorgt über den möglichen Erfolg der IG Metall in Grünheide.

Dennoch ist es so, dass die IG Metall die absolute Mehrheit verfehlt hat und nun nach Koalitionspartnern suchen muss, um ihre Ziele durchsetzen zu können. Sie stellen im künftigen Betriebsrat mit voraussichtlich 16 der insgesamt 39 Mitglieder die größte Gruppe. Ein Hauptanliegen der Gewerkschaft ist die Durchsetzung eines Tarifvertrages bei dem US-Autohersteller – eine Forderung, die von Elon Musk bisher abgelehnt wurde.

Die kommenden Wochen versprechen daher intensive Verhandlungen und möglicherweise harte Auseinandersetzungen zwischen dem Management von Tesla und der IG Metall. Denn die IG Metall steht vor der Herausforderung, nicht nur ihre Forderungen gegenüber Tesla zu vertreten, sondern auch die Interessen ihrer Mitglieder in einem sich schnell wandelnden Industriezweig zu schützen. Die nächsten Schritte der Gewerkschaft und die Reaktion von Tesla werden daher von vielen mit Spannung beobachtet.

Quelle: Business-Insider – Tesla: IG-Metall gewinnt Betriebsratswahl mit rund 40 Prozent / Andre Thierig – LinkedIn am 21.03.2024 / rbb24 – Tesla-Beschäftigte haben Betriebsrat gewählt – IG Metall liegt vorn

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Emden 09:

60% also fast 2/3 der Wähler wollen bei Tesla (aus Gründen!) keine IGM. Einfach Mal mit Demokratie beschäftigen. 39,6 % sind eine klare Minderheit und eine heftige Klatsche für eine Gewerkschaft, die noch vor der Wahl vollmundig verkündete eine Mehrheit im Betriebsrat erreichen zu können.

Emden 09:

Sollten die Innovationsbremsen von der IGM sich in Betriebsrat durchsetzen, dürfte das für Tesla zusätzliche Motivation sein, die bereits im Bau befindlichen humanoiden Montagerobotter bei Verfügbarkeit zuerst an diesem Standort einzusetzen. Wer über Jahrzehnte Elektromobilität in Deutschland verhindert und damit Deutsche Autokonzerne an den Rand der Konkurrenzunfähigkeit gewirtschaftet hat, wie die IGM sollte bei Tesla keine , „Verbündeten“ finden. Minderheit ist Minderheit sollte die Position der 60% Mehrheit sein, die der IGM hier glücklicherweise gegenübersteht.

Jumbo:

Die IG Metall hatte eine Liste. Der Betriebsrats hat sich auf mehrere Listen ausgeteilt. Sie sind nun nach der Wahl die stärkste Kraft. Die IG Metall wird wie vor der Wahl nun alles blockieren und sich nicht Gesprächsbereit zeigen. Ich gehe sogar davon aus, dass sie die Wahl anfechten werden weil sie einfach keine Mehrheit bekommen haben. Wenn sie das aber tun, werden sie zeigen das ihnen die Arbeiter völlig egal sind und nur auf rum und Geld aus sind.
Die Zeit wird es zeigen.

TBH:

Der sogenannte BR ist ein „gelber BR“. Er wurde von der Geschäftsleitung schon vorher eingesetzt,bevor das Werk eröffnet wurde.
So macht es auch zB IKEA in Deutschland. Uns den Mitarbeitern wird das als selbstgewählter BR dargestellt.
Das sieht man auch an den Äußerungen der „BR-Vorsitzenden“, die sagt „Wir hätten soviel Betriebsvereinbarungen wie kein anderer Betrieb in Deutschland“. Auch schlecht recherchiert,den es gibt sehr viele GBR’s (Gesamtbetriebsrat)in Deutschland durchaus mehr Vereinbarungen hat wie Tesla in Grünheide.

G. Hafung:

Sehr wahr.
Leider geht nachher oft mehr Kraft und Energie in die Kämpfe innerhalb des Gremiums als in die Auseinandersetzungen mit der Unternehmensleitung und Rechtewahrnehmung für die Mitarbeiter:(

MKU:

Ich finde die Sichtweise etwas seltsam. Auch wenn unterschiedliche Listen angetreten sind, müssen die gewählten Kadidaten und Kandidatinnen doch sehen, wie sie ihre Belegschaft am besten vertreten. Wenn sie schon im Gremium nicht zusammen raufen, werden sie es beim Management erst recht schwer haben.

MMM:

Das kann natürlich jetzt jede Partei deuten wie sie will.
Aber Fakt ist doch: die IGM hat jetzt 39,6% MEHR Anteil im Betriebsrat als vorher. Es sahen also 39,6% der Wähler so, dass man die IGM dort haben will.
Wäre das eine politische Wahl gewesen, wäre es ein Erdbeben.

Und wie in der Politik geht es jetzt auch weiter: um etwas umzusetzen braucht es Mehrheiten. Je nachdem, was nun geschieht, wird die IGM bei der nächsten Wahl stärker oder schwächer abschneiden: wenn die nächsten Wahlen anstehen, wird jede Partei etwas vorweisen wollen, also wird man etwas verändern müssen, was man bisher nicht verändert hat.
IGM oder nicht – für die Mitarbeiter ist das eine gute Nachricht.

G. Hafung:

Das ist halt wie nach Wahlen im politischen Umfeld: Die Partei mit der höchsten erzielten Stimmenanzahl reklamiert das Mandat zur Regierungsbildung für sich. Ist ja ok. Ob’s dann auch entsprechend dazu kommt, entscheidet sich in Koalitionsverhandlungen. Mann darf also gespannt sein und Frau auch.

Elke Perto:

Finde ich irgendwie putzig, dass das Ergebnis quasi als „Niederlage“ der Gewerkschaften dargestellt wird.
Sie stellen immerhin im Ergebnis die erfolgreichste Liste und werden somit auch Anspruch auf den BR-Vorsitz erheben. Aber klar, muss man schauen, ob oder wie die Unterstützerschaft zustande kommen mag.
Bei SAP etwa führte es mittlerweile zu einem gewerkschaftlichen BR-Vorsitzenden (Situation war vergleichbar, weil auch dort das Unternehmen lange Jahre sogar gar keinen BR wollte bzw. wenn doch, dann keine gewerkschaftliche Dominanz).

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