Subaru Solterra: Stromer für neben der Spur

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Wolfgang Plank
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Lange haben sie sich bei Subaru geziert in Sachen Elektrizität. Beharrlich auf den Boxer gesetzt und dem gegenläufigen Flachmann erst spät wenigstens mit ein paar Volt unter die Kolben gegriffen. Nun folgt mit dem Solterra das erste reine E-Auto der Marke. Ein wichtiger Schritt, auch wenn der Start in die E-Mobilität ein wenig holprig war. Bis 2030 sollen mindestens 40 Prozent des weltweiten Gesamtabsatzes von Subaru auf Hybride und E-Autos entfallen. Da wird es bei dem einen Stromer wohl nicht bleiben.

Entsprechend angriffslustig steht der Neue da: die Nase stolz vorgereckt, die Achsen auf 2,85 Meter gespreizt, die Räder für den wuchtigen Auftritt weit in den Ecken. Dazu schwarz beplankte Backen und knapp 21 Zentimeter Luft nach unten. Ein Bekenntnis zum SUV. Mit 4,69 Meter Länge irgendwo zwischen Outback und Forester. Um die 300 Stück möchte Subaru hierzulande in diesem Jahr absetzen.

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Technisch ähnelt der Solterra stark dem Toyota bZ4X, mit dem er sich die Plattform teilt. Anders als dort indes wird im Zeichen der Plejaden ausschließlich die Allrad-Version feilgeboten. Wenig verpflichtet schließlich so sehr wie Tradition. Frontantrieb ist bei Subaru – vom Ausrutscher beim allerletzten Justy abgesehen – im Grunde nicht satisfaktionsfähig und wird daher gerne denen mit den drei Ellipsen im Logo überlassen.

So wartet der Solterra an jeder Achse mit 80 kW auf und sprintet trotz guter zwei Tonnen Gewicht in unter sieben Sekunden zur dreistelligen Tachoanzeige. Die Kraft aus den Tiefen des 71,4-kWh-Akkus endet im günstigsten Fall nach 466 Kilometern. Es sei denn, die Temperaturen sind wenig sommerlich und die Insassen bevorzugen Heizung und Gebläse. Dann reduziert sich der Radius natürlich.

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Deutlich besser punktet Subarus Jüngster beim Freiraum – dank der handlichen Bauteile, zu denen E-Motor, Getriebe und Steuergerät verschmelzen. Vorne thront man wie der Tenno und auch im Fond geht’s geräumig zu. Einzig die Füße der Hintersassen könnten etwas mehr Platz vertragen. Dafür bleiben hinter der zweiten Reihe immer noch 452 Liter Laderaum.

Das tiefergelegte Armaturenbrett des Solterra wirkt aufgeräumt, überall finden sich Ablagen. Nur nicht da, wo man gemeinhin das Handschuhfach vermutet. Der Raum ist für einen nur in Japan erhältlichen Infrarot-Heizer reserviert. Dafür gibt’s ein 12,3 Zoll großes Display und gute Sicht auf Instrumente und Straße. Wer indes den Blick zu sehr schweifen lässt, handelt sich eine Ermahnung des Aufmerksamkeitsassistenten ein.

Apropos: Sicherheit ist serienmäßig. Subarus Stromer hält Spur, Tempo und Abstand – und zur Not bremst er selbstständig. Auch für Fußgänger und Radfahrer. Allerdings vertraut der Solterra nicht auf das hauseigene Stereo-Kamera-System „Eye-Sight“, sondern der Toyota-Entwicklung „Safety Sense“ mit Linse und Radar. Zum Schutz gesellt sich jede Menge Komfort. Und weil im Gesäusel der E-Motoren andere Geräusche von sich hören machen, sorgen dicke Scheiben dafür, dass der störende Lärm da bleibt, wo er hingehört: draußen.

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Und natürlich wäre der Solterra kein Subaru, würde er nicht speziell neben der Spur geballte Kompetenz entwickeln. Der Antriebsstrang meistert mit kluger Lastverteilung selbst widrigste Untergründe und scheut weder Steigung noch Achsverschränkung. Selbst bei nur diagonalem Bodenkontakt ist Vortrieb garantiert – und bei 50 Zentimetern Wattiefe darf einiges an Ungemach unter die bis zu 20 Zoll großen Räder kommen. Pfiffig fürs Gelände: Der Kamerablick aus der Vogelperspektive ist serienmäßig an Bord.

Auch auf Asphalt kann der Subaru überzeugen. Trotz der großen Federwege ist den Ingenieuren ein angenehmes und doch zu keiner Zeit sänftiges Fahrwerk gelungen. Bei betont schneller Bogenfahrt hilft zudem die präzise Lenkung. Erst spät schiebt der Solterra kontrolliert Richtung Tangente. Zwei Tonnen Masse lassen sich nun mal nicht leugnen. Aber Kurvenfraß ist schließlich auch nicht die Kernkompetenz eines Mittelklasse-SUV. Eher schon das sanfte Cruisen, mit Augenmerk auf die per Lenkrad-Wippen steuerbare Rekuperation, die tatsächlich fast bis zum Stillstand bremst und kaum ein Watt liegen lässt.

Apropos aufladen: Am Gleichstrom-Lader kann der Solterra bei 150 kW bis 80 Prozent in 30 Minuten ziehen. An der Steckdose dauert die Ladung neuneinhalb Stunden, an der Wallbox viereinhalb. Vorsicht allerdings bei Frühbuchern: Die ersten Modelle kommen noch mit einem einphasigen 7-kW-Onboard-Lader, erst ab Modelljahr 2024 sind es dann drei Phasen und 11 kW. Immerhin: Von Beginn an gibt’s acht Jahre Garantie bis 160.000 Kilometer.

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Der Einstieg in Subarus Stromwelt beginnt bei 57.490 Euro. Bei der obersten Ausstattungsvariante steht dann schon eine Sechs vorne. Das ist nicht wenig Geld – aber eben auch viel Auto. Besonders für alle, die auch mal abseits des Asphalts elektrisch unterwegs sein wollen. Das weiß vermutlich auch die Fangemeinde der Marke zu schätzen, die regelmäßig für ein Luxusproblem sorgt. Die Produktion im fernen Japan bleibt stets hinter dem zurück, was hierzulande zu verkaufen wäre.

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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