Stellantis: Vorerst kein Agenturvertrieb in Deutschland

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Laura Horst
Laura Horst
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Nachdem Anfang des Monats der bisherige Stellantis-CEO Carlos Tavares überraschend seinen sofortigen Rücktritt verkündet hatte, hat sich bei dem Multimarkenkonzern bereits einiges bewegt. Der vielfach kritisierte Sparkurs durch den ausgeschiedenen CEO wurde beendet und der Konzern geht wieder auf die Händler zu, etwa durch steigende Margen. Eine Entscheidung zum Agenturmodell ist ebenfalls gefallen: Der Start wird aufgeschoben.

„Stellantis hat den Start des Agenturmodells auf Eis gelegt“, teilte Peter Gerards, Vorstandssprecher des Verbands Deutscher Citroen-, DS– & Peugeot-Vertragspartner (VCDP) gegenüber der Automobilwoche mit. Die Entscheidung hatte der Verband demnach kürzlich auf einer Tagung getroffen. Bisher war unklar, wie es nach Ablauf der aktuellen Händlerverträge Ende 2026 weitergeht. Die vorläufige Absage betrifft den deutschen Markt, während in anderen Pilotmärkten wie Belgien, den Niederlanden oder Österreich die Agentur bestehen bleibt.

Ein endgültiges Nein zum Agenturmodell gibt es auch in Deutschland nicht, jedoch gesteht Stellantis den Händlern in Zukunft ein Mitspracherecht zu. „Es gibt eine Absprache zwischen Stellantis und den Händlerverbänden, dass die Agentur erst kommt, wenn auch die beteiligten Verbände zustimmen“, erklärt Gerards. Demnach müsse durch das Agenturmodell sichergestellt sein, dass der Hersteller sein Volumenziel und die Händler gleichzeitig ihre Ertragsziele erreichen.

Stellantis geht auf Händler zu und beendet Sparkurs

Der Multimarkenkonzern will seinen Partnern entgegenkommen, wobei die Erhöhung der Händlermargen ab 1. Januar 2025 einer der wichtigsten Schritte sein dürfte. In der Branche ist die Rede von mindestens sieben Prozent Grundmarge, zunächst bis Ende nächsten Jahres befristet, und über alle Marken und Modellreihen hinweg, mit Ausnahme von Leapmotor. In der Vergangenheit waren die Margen bei vielen Modellen zusammengestrichen worden und lagen bei Werten zwischen vier und sechs Prozent.

„Bei Stellantis geht gerade einiges wieder in die richtige Richtung“, lobt Gerards. Neben der Erhöhung der Margen macht Stellantis auch Zugeständnisse bei der Umgestaltung der Verkaufsflächen. Die Corporate Identity-konforme Neugestaltung soll bis zu 40 Prozent weniger kosten als ursprünglich geplant und die Händler bekommen mehr Zeit für die Umsetzung. Demnach haben die Händler für die Außen-CI bis Ende 2025 Zeit, für die Innenflächen sogar bis Ende 2026. Eine schnellere Umstellung belohne der Konzern mit einem Bonus von einem Prozent zusätzlicher Marge.

Stellantis biete seinen Händlern zum Jahreswechsel außerdem die Option, bei vielen Elektro-Modellen das Restwertrisiko von Leasing-Rückläufern vollständig an den Hersteller abzugeben.

Händler stehen weiterhin vor Herausforderungen

Der drastische Sparkurs unter Tavares hatte dazu geführt, dass viele Händler keine wirtschaftliche Perspektive mehr sahen und einige sich entschieden, ihre Verträge zurückzugeben. Während einer Tagung des Jeep, Alfa Romeo, RAM, Fiat und Dodge Händlerverbands (JARFD) gab ein Drittel der anwesenden Partner an, über einen Ausstieg nachzudenken. In einer Umfrage des VCDP gaben ebenfalls viele Händler an, einen Komplett-Ausstieg oder Standortschließungen zu erwägen. In einer zweiten Umfrage will der Verband prüfen, ob die gegenwärtigen Maßnahmen die Händler zum Bleiben bewegen.

Diese stehen weiterhin vor großen Herausforderungen, wie Gerards beschreibt: „Wir Händler leiden nach wie vor unter hohen und zum Teil zu alten Beständen, hohen Zinsen und einem nicht zufriedenstellenden Auftragseingang.“ Auch bei der Einkaufsfinanzierung besteht Anpassungsbedarf, denn laut Händlerberichten stehen Zinsen jenseits der neun Prozent bei Stellantis Financial Services den Zinsen der Hausbank von etwa fünf Prozent gegenüber.

Quelle: Automoilwoche – Stellantis legt Agentur „auf Eis“ und erhöht die Margen im Handel

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