Mit der steigenden Verbreitung von Elektroautos steigt auch der Bedarf an hochwertigem Batterie-Recycling, um die stark steigende Nachfrage nach Rohstoffen für die Antriebsbatterien decken zu können. Manche Autohersteller arbeiten bereits an eigenen Konzepten für die Wiederverwertung von gebrauchten Elektroauto-Akkus. Martin Zimmermann, Vorstand Kommunikation der Renault Deutschland AG, erklärte in einem Interview mit RecyclingNews, welche Bedeutung die Kreislaufführung von Altbatterien für den französischen Autohersteller hat.
„Die Renault Gruppe versteht sich als treibende Kraft der Elektromobilität, insofern hat das Batterie-Recycling für uns einen hohen Stellenwert“, so Zimmermann zu Beginn des Interviews. Der Hersteller habe dabei „die gesamte Wertschöpfungskette aus Nutzung, Wiederverwendung und Recycling im Blick“. Von großem Vorteil ist dabei die Strategie, die in Elektroautos von Renault eingesetzten Batterien nicht zu verkaufen, sondern zur Miete anzubieten. Ein Konzept, das auf große Resonanz stößt: „Mit 93 Prozent unserer Kunden haben wir ein Batterie-Leasing vereinbart“, sagt Zimmermann.
Da die Batterien in Besitz des Herstellers verbleiben, behält er „die volle Kontrolle über den Batterie-Lebenszyklus“ und ist so in der Lage, einen geschlossenen Kreislauf aufzubauen: „Wir haben ein dreistufiges Kreislaufwirtschaftskonzept für E-Fahrzeug-Batterien etabliert“, erklärt Zimmermann. Zunächst gehe es um die Nutzungsphase, während der Renault den Batteriezustand in Echtzeit überwacht, „um eine optimale Lebensdauer der Batterie in der On-the-Road-Phase zu gewährleisten“. Bei einem Defekt wird der Akku in eigenen Reparaturzentren repariert.
Mehr als 1000 Euro pro Akku im Second-Life möglich
Fällt eine Batterie unter 75 Prozent ihrer Ursprungskapazität, „kann sie die hohen Anforderungen an die Stromversorgung des Fahrzeugs nicht mehr erfüllen“, so Zimmermann weiter. Wertlos sei sie deshalb aber noch lange nicht: „Sobald ihr erstes Leben als Stromquelle für Fahrzeuge vorbei ist, kann sie in ihrem ‚Second Life‘ im stationären Betrieb noch für mehrere Jahre weiterverwendet werden“. Renault ist an vielen Second-Life-Projekten beteiligt und verfügt mit dem Bau des „Advanced Battery Storage über eines der größten stationären Energiespeichersysteme aus Elektrofahrzeugbatterien in Europa“.
Da die Batterien dazu eingesetzt werden, „Schwankungen und Bedarfsspitzen bei der Stromversorgung auszugleichen und die Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz voranzutreiben“, ist dies ein lohnendes Unterfangen aus vielerlei Sicht: Zum einen verbessert die Zweitnutzung die CO2-Bilanz des Akkus. Zum anderen lassen sich so über viele Jahre hinweg noch hohe Erlöse erzielen. Für einen gängigen E-Auto-Akku liegen sie bei bis zu mehr als 1000 Euro – pro Jahr.
„Wenn sich die Batterien auch nicht mehr für Speicheraufgaben in stationären Systemen eignen, können ihre Rohstoffkomponenten erneut in den Kreislauf einfließen“, erklärt Zimmermann weiter. Vieles deutet darauf hin, dass die Lebensdauer eines Elektroauto-Akkus nach First- und Second-Life bei deutlich über 20 Jahren liegt. Erst dann müssen sie recycelt werden. „Dabei werden die ausgebauten Batteriezellen nach mehreren Recycling-Schritten zerkleinert und anschließend einem hydro-metallurgischen Verfahren unterzogen, um den Großteil der darin enthaltenen Metalle zurückzugewinnen“, sagt Zimmermann, welche für Nebenprodukte oder als Sekundärrohstoff verwendet werden können. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Recycling und insbesondere die Verfahren zur Rückgewinnung der Schlüsselmineralien immer weiter zu verbessern.“
Quelle: RecyclingNews — Mieten statt kaufen: Renault schließt den Batteriekreislauf