Preis-Crash bei Batterien: Werden E-Autos jetzt viel billiger?

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Die Preise für Batterien in China befinden sich im Sinkflug, was sich zunehmend auf die Automobilindustrie auswirkt. In einem bemerkenswerten Newsletter-Artikel stellt das Nachrichtenportal Bloomberg daher nun fest: „Wir müssen nicht mehr darauf warten, dass die Zellpreise so weit fallen, dass der Straßenverkehr kohlenstofffrei wird. Dieser Tag ist jetzt gekommen.“

Im vergangenen Jahr ist demnach der Preis für Lithium-Eisenphosphat-Batteriezellen (LFP) in China um mehr als 50 Prozent auf durchschnittlich 53 US-Dollar (48,50 Euro) pro Kilowattstunde gefallen. Der weltweite Durchschnittspreis für diese Batterien lag demnach bei 95 Dollar pro Kilowattstunde (87 Euro). „Der Preisrückgang ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen“, erklärt Bloomberg. Zunächst sei der Preis für die Rohstoffe in den vergangenen anderthalb Jahren deutlich gesunken. „Der Anteil der Kathode an den Gesamtkosten für eine LFP-Zelle in China ist von 50 Prozent Anfang 2023 auf weniger als 30 Prozent in diesem Jahr gefallen“, heißt es im Artikel.

Außerdem sei die Produktion stark gestiegen bis hin zu einer Überproduktion. Mit steigendem Angebot bei gleichbleibender oder auf manchen Märkten zuletzt sogar leicht schwächer werdender Nachfrage fallen die Preise. Außerdem habe sich die Produktion weiter hin zu den besonders effizienten Batterieherstellern wie CATL hin verlagert, und die könnten entsprechend günstiger produzieren. Zwar sinken zunehmend die Margen für die Batteriehersteller, doch durch die stetig steigende Produktion könne dies gut abgefedert werden.

CATL und BYD sind die Vorreiter

„Rohstoffkosten, Überkapazitäten und der Druck auf die Gewinnspannen der Hersteller machen den Großteil der Entwicklung aus, aber es gibt auch immer noch erhebliche Verbesserungen bei der Technologie und den Herstellungsprozessen“, heißt es in der Analyse weiter. Vor allem CATL und BYD trieben die Entwicklung der Batterietechnik massiv voran. Bloomberg geht davon aus, dass die niedrigen Preise für Batterien für Jahre andauern werden. Da sich dieser Effekt erst mit Verzögerung bei den Fahrzeugpreisen niederschlägt, deute also viel darauf hin, dass Elektroautos in den kommenden Monaten deutlich günstiger werden könnten – zumindest mit chinesischen Batterien an Bord. In China seien bereits jetzt viele Elektromodelle günstiger als die vergleichbaren Verbrenner.

Bei den Batterien ist die chinesische Übermacht kaum aufzuhalten. Europa setzt seine Hoffnungen auf eigene Energiespeicher zu wettbewerbsfähigen Preisen und unter anderem auf das schwedische Unternehmen Northvolt. Doch zuletzt gab es einige Rückschläge. So zog BMW offenbar einen milliardenschweren Auftrag wegen Qualitätsproblemen und zeitlichem Verzug zurück, und auch Volkswagen erwägt derzeit Berichten zufolge diesen Schritt. Northvolt selbst hatte jüngst eingeräumt, bei seinen Expansionsplänen vielleicht zu aggressiv gewesen zu sein.

Positive Effekte durch die sinkenden Batteriepreise in China, die Wettbewerber wie Northvolt natürlich zusätzlich unter Druck setzen, könnte es indes laut Bloomberg nicht nur für Elektroautos geben. Auch bei Heimspeichern dürften die Preise der Analyse zufolge in den nächsten Monaten wohl purzeln.

Quelle: Bloomberg – „China’s Batteries Are Now Cheap Enough to Power Huge Shifts“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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panibodo:

LOL

Rainer:

Ähm, nein. Die Erfahrung sagt, das die Bleiakkus nur rund 300 Zyklen aushalten. Und auch nur, wenn nicht tiefer als 50% entladen. In der Regel sind die leider spätestens nach 5.000km soweit, das die raus müssen.

Niko8888:

Sie müssen es ja wissen :-)

Daniel W.:

Laut meinen Informationen sollen bei Seniorenmobilen, Kabinenrollern u.ä. Fahrzeugen die Blei-Gel-Batterien 500 Ladezyklen halten, die Lithium-Akkus 600 bis 800 Ladezyklen und LiFePo-Akkus 3.000 Ladezyklen. Demnach wäre es nur ein geringes Plus von Lithium gegenüber Blei-Gel.

Sollten die Blei-Gel-Dinger 500 Ladezyklen zu je 35 km Reichweite durchhalten, dann wäre es 17.500 km bis zum Wechsel.

17.500 km in 5 Jahren wären 3.500 km pro Jahr bzw. rund 67 km in der Woche oder knapp 10 km am Tag – mehr als genug.

Mit 500 Ladezyklen und meiner Kilometerleistung würde mich die Blei-Gel-Batterie wohl überleben – Batteriewechsel wozu?

Andreas Kühweg:

Im Prinzip bestätigst du damit nur, dass der Fokus auf Energiedichte statt auf Preis bei diesen Autos das ist, was die Kunden wollen.
Vielleicht gäbe es sogar einen Markt für Autos, die die geringere Reichweite von LFP-Batterien mit kleineren und leichteren NMC-Batterien hätten. Meistens haben die NMC-Varianten aber auch höhere Reichweiten, was einen Teil des Gewichtsvorteils wieder auffrisst.

brainDotExe:

Bei Sportwagen und sportlich ausgelegten Fahrzeugen sind die Kunden meist bereit einen höheren Preis zu bezahlen.
Da kannst du mit einem NMC Akku durch geringeres Gewicht punkten.

„Ergo sind das dann “nur”(kann man sehen wie man will) 350 bis 400kg an Batteriemasse“

Was halt stand heute immernoch ca. 200-300 kg zu viel sind, im Vergleich zum Verbrenner.

Beispiel: Bei meinem i4 wiegt der (NMC) Akku ca. 550 kg.
Das Fahrzeug hat im Vergleich zum Verbrenner ein Mehrgewicht von ca. 400 kg, was also fast ausschließlich auf den Akku zurückzuführen ist.
Das kann man nicht alleine durch den tieferen Schwerpunkt kompensieren, der Akku müsste ein gutes Stück leichter sein.

Gregor:

sobald aber LFP 30$/kWh kostet und NMC immernoch 80$/kWh, dann ist das eine rein wirtschaftliche Entscheidung. Und bei BEV reichen im regulären Anwendungsfall 70 bis 80kWh locker aus. Ergo sind das dann „nur“(kann man sehen wie man will) 350 bis 400kg an Batteriemasse.

Gregor:

Frage: Kennst du dich beruflich mit den Zelltypen aus oder nur per externen Quellen?
LFP wird billiger, weil die Produktionen dazu, seit ungefähr 2020 massiv aufgebaut werden.
LFP war in der westlichen Welt bis ca. 2020 noch per Patenten aus Anfang der 2000er lizensiert, China konnte aber National Produzieren und Verkaufen, was sie wollten. So war die Abmachung der Patentinhaber mit China.
NMC und LFP sind so oder so immer Kompromisse aus allem.
Das Elektrolyt wurde bisher mit Lösungsmitteln zäh gemacht und nach dem Rollen/Falten des Zellinnenlebens, musste im späteren Prozess mit Wärme und Zeit das Lösungsmittel ausgedampft werden. Diesen Prozesse konnte man sich sparen, wenn das Elektrolyt mit anderen Methoden zäh und formbar gemacht wurden. Diese neuen Methoden konnten in der Produktion ohne große Anpassungen eingepflegt werden, und senken wiederum die Kosten.

eDucato und eActros setzen trotz des Gewichts auf LFP Akkus, weil sie sicher eine Kosten Nutzen Rechnung gemacht haben. Und mit nun weiter steigendem Interesse an LFP und der wachsenden Forschung, wird noch einiges verbessert werden. An allen Ecken und Enden der Produktkette.

So wie das Quilin Pack von CATL. Die Zellchemie ist nix neue, die Ingenieurskunst der besseren thermischen Ableitung hat vor 2 Jahren hier einiges an Fortschritt gebracht.

Gregor:

und doch besteht eine Batterie zu vielen Teilen aus einem Haufen Zellen :D

Gregor:

nach dem Kauf von 2,5kWh LFP Akkus bei Renogy in 2022 für 900€, beobachte ich dort den Endkundenpreis der Akkus. Der ist auch ca. 50% geringer geworden. Bzw. neue Modelle sind rausgekommen, die günstiger sind und zB eine eingebaute Heizung haben. Der Trend kommt beim Endkunden mehr und mehr an.

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