Der schwedische Batteriezellhersteller Northvolt steht inmitten einer schwierigen finanziellen Lage. Insidern zufolge wird sogar ein Gläubigerschutz nach US-Recht, das sogenannte Chapter 11, als mögliche Lösung diskutiert, wie wir bereits berichteten. Interne Berichte und Aussagen von Insidern sollen zeigen, dass die Produktion in Skelleftea, nahe dem Polarkreis, seit September hinter den Erwartungen zurückbleibe, wie das Manager Magazin ergänzt. Eine der beiden Produktionshallen wurde demnach teilweise stillgelegt. In den Papieren mit dem Titel „Produktionsplan 2024“, die Reuters vorliegen, waren ursprünglich wöchentlich 51.000 Zellen bis Jahresende das Ziel. Tatsächlich erreichte Northvolt diese Marke jedoch nur einmal, heißt es. Die restlichen Wochen seien deutlich unter Plan geblieben. Das Unternehmen erklärte, die Vorgaben seien veraltet, blieb jedoch Details zu aktuellen Zielen schuldig.
Anonyme Mitarbeiter berichten von Problemen mit Maschinen, mangelnder Erfahrung der Belegschaft und überhöhten Zielvorgaben. Das Unternehmen sieht das anders und verweist auf Fortschritte bei der Serienfertigung. Es sei normal, dass Anlagen nach ihrer Installation erst eingestellt werden müssen. Auch bei der Qualifikation der Mitarbeitenden sieht Northvolt sich als führend in Europa. Ein angestrebtes Wochenziel von 100.000 Zellen, das ursprünglich bis Ende 2024 gelten sollte, scheint indes unerreichbar.
Northvolt überarbeitet derzeit seinen Plan und will eine angepasste Strategie verfolgen. Immerhin sei die Produktion seit Anfang des Jahres auf das Dreifache angestiegen. Ziel des Unternehmens bleibt es, die europäische Abhängigkeit von asiatischen Batteriezellenherstellern zu verringern. Volkswagen, BMW und die US-Investmentbank Goldman Sachs gehören zu den wichtigsten Anteilseignern. Trotz prominenter Investoren hat Northvolt bislang keine Gewinne erwirtschaftet und sieht sich mit Qualitätsproblemen und Verzögerungen konfrontiert. BMW zog im Juni einen Auftrag im Volumen von zwei Milliarden Euro zurück.
Im September setzte Northvolt aufgrund dieser Belastungen den Ausbau seiner Fabrik in Skellefteå vorübergehend aus. Zusätzlich wurden konzernweit 1600 Stellen abgebaut. Neben den Produktionsproblemen musste Northvolt auch in Bezug auf wichtige Kunden einen herben Verlust hinnehmen.
Die Herausforderungen, vor denen Northvolt steht, zeigen exemplarisch die Schwierigkeiten, mit denen die gesamte Branche konfrontiert ist. Die enge Verbindung von Partnern wie Scania verdeutlicht, dass der Erfolg eines Unternehmens wie Northvolt weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette der Elektromobilität hat. Gemeinsam mit Investoren und politischen Akteuren gilt es, Lösungen zu finden, die langfristige Stabilität und nachhaltiges Wachstum ermöglichen. Der Fokus liegt nun darauf, bestehende Kundenaufträge zu erfüllen. Gleichzeitig nutzt Northvolt die gewonnene Zeit für Wartung und Reparatur der Maschinen.
Quelle: Manager Magazin – Northvolt verfehlt offenbar regelmäßig seine Produktionsziele