Die Diskussion über Mobilität im Norden Europas erhält mit dem neuen Mobilitätsbarometer von Meko eine zusätzliche Dimension. Die Studie beschreibt eine Region, die lange als Vorreiterin der Elektrifizierung galt, nun jedoch mit unterschiedlichen Erwartungen, wachsender Zurückhaltung und einer spürbaren Verschiebung im Alltagsverhalten konfrontiert ist. Während politische Vorgaben und technologische Entwicklungen weiter in Richtung Elektromobilität weisen, ringen viele Menschen in Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland mit den Veränderungen, die dieser Wandel mit sich bringt.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, wie sich Einstellungen und Routinen im Alltag entwickeln. Mehr als 4000 Teilnehmende schilderten, welche Kriterien ihre Entscheidungen prägen und welche Rolle finanzielle Belastungen, Infrastruktur oder vertraute Gewohnheiten spielen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Auto in der gesamten Region unverzichtbar bleibt, während auch neue Mobilitätsformen präsenter werden. Vor diesem Hintergrund zeichnet Meko das Bild einer Mobilitätslandschaft, die sich in einer Übergangsphase befindet und zunehmend unter wirtschaftlichem Druck steht.
Warum die Skepsis gegenüber Elektroautos weiter wächst
Besonders deutlich tritt die wachsende Skepsis gegenüber Elektroautos hervor. Zum vierten Mal in Folge steigt der Anteil derjenigen, die sich nicht vorstellen können, ein Elektroauto zu besitzen, zu mieten oder zu leasen. Inzwischen äußert ein Drittel der Befragten Ablehnung, während der Wert vier Jahre zuvor noch bei 27 Prozent lag. Die jährlichen Veränderungen fielen jeweils moderat aus, ergeben gemeinsam jedoch einen klaren Trend. Der wirtschaftliche Kontext verstärkt diese Entwicklung. Hohe Inflation, steigende Lebenshaltungskosten und schmalere Haushaltsbudgets führen dazu, dass Konsumentscheidungen stärker abgewogen werden. Da Elektroautos häufig höhere Anschaffungskosten haben als Modelle mit Verbrennungsmotor, wirkt sich das angespannte Umfeld direkt auf die Bereitschaft vieler Haushalte aus.
Besonders stark ist diese Veränderung in Schweden ausgeprägt. Dort hat sich die Ablehnung gegenüber Elektroautos über vier Jahre hinweg um rund zwei Drittel erhöht. Während einst weniger als ein Fünftel der Bevölkerung ein solches Auto ausschloss, ist es heute fast ein Drittel. Dänemark und Finnland zeigen ähnliche Bewegungen, wobei Finnland mittlerweile den höchsten Anteil skeptischer Stimmen verzeichnet. Norwegen bildet ein Gegengewicht. Obwohl sich dort ebenfalls leichte Verschiebungen zeigen, bleibt die Haltung insgesamt positiv. Der Widerstand liegt bei 27 Prozent und ist damit sogar leicht gesunken. Die Unterschiede verdeutlichen, dass die nordische Region keineswegs homogen auf den technologischen Wandel reagiert.
Meko ordnet diese Entwicklung in einen längerfristigen Kontext ein. Vertreter des Unternehmens betonen, dass die steigende Zurückhaltung eine Momentaufnahme sei, während die grundlegende Richtung klar bleibe. Nach Einschätzung des Unternehmens wird der Übergang zu einer emissionsärmeren Flotte weiter voranschreiten, und Elektroautos sollen dabei eine zentrale Rolle übernehmen. Gleichzeitig zeigt das Barometer, dass viele Menschen den Mangel an erschwinglichen Angeboten als hemmend empfinden. „Viele sehen nach wie vor zu wenig bezahlbare Optionen“, heißt es aus Unternehmenskreisen.
Ein Schwerpunkt liegt laut Meko auf der Qualifizierung der Werkstätten. Mehr als 1000 Partnerbetriebe verfügen mittlerweile über Hochvoltkompetenz und betreuen täglich Elektroautos im Service. Nach Unternehmensangaben trägt dies dazu bei, dass der Übergang sicher, verlässlich und alltagsnah erfolgen kann. Diese Investitionen sollen langfristig den Zugang zu Wartung und Reparaturen erleichtern und die Hemmschwelle für den Umstieg senken.
Verbrennerausstieg ab 2035 sorgt für Kontroversen
Parallel dazu rückt das geplante „EU-Verbot neuer Verbrennungsmotoren ab 2035“ in den öffentlichen Fokus. Mehr als die Hälfte der Befragten in der Region lehnt die Vorgabe ab, eine deutliche Minderheit befürwortet sie. Elektroautobesitzer:innen reagieren etwas offener, während ältere Menschen, Bewohner ländlicher Gebiete und Nutzer klassischer Antriebe die stärksten Vorbehalte äußern. Das Barometer macht deutlich, dass politische Zielsetzungen nur dann Akzeptanz finden, wenn wirtschaftliche und infrastrukturelle Voraussetzungen stimmig sind.
Gleichzeitig steigt die Nutzung des Autos im Alltag weiter an. Ein großer Teil der Skandinavier fährt wöchentlich, viele sogar täglich. Neue Mobilitätsangebote gewinnen zwar an Sichtbarkeit, spielen aber weiterhin eine ergänzende Rolle. Das gilt auch für Carsharing, das insbesondere unter jüngeren Menschen genutzt wird, insgesamt jedoch eine Randerscheinung bleibt.
Quelle: Gateway to Automotive – Nordische Mobilität am Scheideweg: MEKO Mobilitätsbarometer 2025 / Automediadat – MEKO Mobility Barometer 2025: Pohjoismaiden liikkuminen polarisoituu – sähköautoskeptisyys kasvaa ja autoilun merkitys vahvistuu / Meko – Growing resistance to electric cars – Sweden shows the sharpest shift







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