Kreislaufwirtschaft: Wenn Rennreifen zu Gabelstaplerreifen werden

Kreislaufwirtschaft: Wenn Rennreifen zu Gabelstaplerreifen werden
Copyright ©

Continental

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der Automobilzulieferer und Reifenhersteller Continental setzt Ruß aus wiederverwerteten Rennreifen bei der Produktion von Vollreifen ein. Insgesamt 300 Rennreifen der Rennserie Extreme E wurden dafür in einem speziellen Pyrolyseverfahren verarbeitet, so das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung. Mit der Initiative integriert der Reifenhersteller nachhaltige Kreislaufwirtschaftslösungen in seine Reifenproduktion.

Durch die Rückgewinnung von Industrieruß können neue Rohstoffe eingespart und CO2-Emissionen verringert werden. Bereits seit September 2023 produziert Continental in seinem Werk in Korbach demnach Vollreifen mit recyceltem Ruß, die vor allem bei Gabelstaplern zum Einsatz kommen. Für dessen Gewinnung werden sowohl recycelte Pkw- als auch Lkw-Reifen genutzt.

Mit dem Recycling der Extreme E-Rennreifen machen wir auf das große Potenzial der Reifenpyrolyse aufmerksam. Wir sind überzeugt, dass moderne, hocheffiziente Pyrolyseverfahren einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Reifenindustrie leisten werden“, sagt Matthias Haufe, Leiter Materialentwicklung und Industrialisierung des Reifenbereichs von Continental. „Schon heute setzen wir zirkuläre Rohstoffe in unserer Reifenproduktion ein. Bis spätestens 2050 wollen wir 60 Prozent der in unseren Reifen verwendeten Materialien aus Altreifen zurückgewinnen. Unser Ziel ist es, immer sparsamer mit fossilen Rohstoffen umzugehen und gleichzeitig unsere CO2-Emissionen weiter zu reduzieren.“

Gemeinsam mit seinem Partner Pyrum Innovations entwickelt Continental derzeit Verfahren, um das Recycling von Altreifen durch Pyrolyse weiter zu optimieren und auszubauen. So soll rückgewonnener Industrieruß künftig bei immer mehr Gummimischungen von Continental eingesetzt werden. Pyrum verarbeitet Altreifen mit seiner patentierten Pyrolyse-Technologie in ihre einzelnen Bestandteile. Auf diese Weise können wertvolle Rohstoffe aus Altreifen gewonnen und wiederverwertet werden. Dabei handelt es sich vor allem um Öl, Gas und Industrieruß. Das zurückgewonnene Öl kann unter anderem für die Herstellung von Chemikalien wiederverwendet werden. Hierfür würde sonst Rohöl verwendet werden. Wiedergewonnenes Gas dient unter anderem als Energiequelle für den Pyrolyse-Prozess.

Industrieruß kann als wichtiger Füllstoff in Gummimischungen sowohl für die Reifenproduktion als auch für die Herstellung anderer industrieller Gummiprodukte verwendet werden. Der gezielte Einsatz erhöhe Stabilität, Festigkeit und Haltbarkeit von Reifen. Gemeinsam mit Pyrum Innovations entwickelt Continental derzeit Verfahren, um das Recycling von Altreifen durch Pyrolyse noch weiter zu optimieren und auszubauen. So soll rückgewonnener Industrieruß bei immer mehr Gummimischungen eingesetzt werden.

Vollelektrische Rennserie Extreme E legt Fokus auf Nachhaltigkeit

Continental ist exklusiver Reifenpartner der vollelektrischen Rennserie Extreme E. Bei den fünf X-Prix der Saison 2022 in Saudi-Arabien, Italien, Chile sowie Uruguay kamen die Rennreifen CrossContact Extreme E zum Einsatz. Bei der Entwicklung der zweiten Generation der Extreme E Rennreifen hat der Reifenhersteller auf einen höheren Anteil nachhaltiger Materialien geachtet.

So konnten rund 43 Prozent recycelte und nachwachsende Rohstoffe eingesetzt werden. Dazu gehören Silica aus der Asche von Reishülsen sowie die ContiRe.Tex-Technologie. Mit dieser erzeugt Continental Hochleistungspolyesterfasern zur Verstärkung der Reifenkarkasse durch das Recycling von PET-Flaschen, die sonst häufig in Verbrennungsanlagen oder auf Deponien landen. „Neben dem Einsatz nachhaltiger Materialien, war uns auch die Wiederverwertung unserer Rennreifen wichtig. Im Rahmen des Kreislaufsystems werden diese nun Ausgangsstoff für neue Reifen“, sagt Nels von Schnakenburg, technischer Leiter Extreme E bei Continental.

Continental hatte bereits die Reifen der Extreme-E-Saison 2021 unter dem Motto „Aus Rennreifen wird Lebensraum“ recycelt. Daraus wurden 400 Quadratmeter Gummipflastersteine hergestellt. Aus diesen von Continental als Spende zur Verfügung gestellten Pflastersteinen entstand im Hannoveraner Stadtteil Linden ein neuer Basketballplatz, der Kindern aus der Umgebung einen lebendigen Ort zum Spielen, Toben und Trainieren bietet. Mit dem Recycling der Reifen für die nachhaltige Elektro-Rennserie Extreme E in der Saison 2022 geht Continental noch einen Schritt weiter und führt die recycelten Materialien wieder in Reifen zurück.

Die Verwendung von wiedergewonnenem Ruß aus Altreifen ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft in der Reifenproduktion von Continental. Das Unternehmen arbeitet laut eigener Aussage stetig daran, innovative Technologien sowie nachhaltige Produkte und Dienstleistungen in ihrer gesamten Wertschöpfungskette voranzutreiben – von der Beschaffung nachhaltiger Materialien bis hin zum Recycling von Altreifen. Bis spätestens 2050 will Continental entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette 100 Prozent Klimaneutralität erreichen.

Quelle: Continental – Pressemitteilung vom 11.12.2023

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Wird geladen...

Ähnliche Artikel

Ionity: Laden wird so schnell wie Tanken

Ionity: Laden wird so schnell wie Tanken

EAN Redaktion  —  

Ionity-CEO van Tilburg erklärt, warum Europas Ladeinfrastruktur besser ist als ihr Ruf, wieso Schnelllader leer stehen und Preise langfristig sinken.

Traktor-Antrieb aus Chemnitz setzt auf Wasserstoff im Rad

Traktor-Antrieb aus Chemnitz setzt auf Wasserstoff im Rad

Sebastian Henßler  —  

Traktoren gelten als schwierig für alternative Antriebe. Eine Entwicklung aus Chemnitz setzt nun auf Wasserstoff im Rad und denkt den Bauraum neu.

Branchenallianz will Ausbau öffentlicher Ladepunkte stärken

Branchenallianz will Ausbau öffentlicher Ladepunkte stärken

Sebastian Henßler  —  

Die Ladebranche organisiert sich: Führende Anbieter gründen e-Mobility Deutschland, um Ausbau, Regulierung und Rahmenbedingungen gemeinsam zu adressieren.

Verbrenner-Aus für Dienstwagen schon ab 2028?

Verbrenner-Aus für Dienstwagen schon ab 2028?

Daniel Krenzer  —  

Hat die EU in ihren Regeln etwa ein „Osterei“ versteckt, dass die Versteuerung des geldwerten Vorteils für Verbrenner schon ab 2028 verhindert?

Peugeot e-308 SW: Fast unbemerkt elektrisch

Peugeot e-308 SW: Fast unbemerkt elektrisch

Stefan Grundhoff  —  

Es gibt im Hause Peugeot kaum ein vielfältigeres Modell als den 308. Die rein elektrische Kombiversion macht vieles richtig und erhielt nun ein Update.

Polestar erhält frisches Kapital aus dem Geely-Konzern

Polestar erhält frisches Kapital aus dem Geely-Konzern

Sebastian Henßler  —  

In angespannten Zeiten stützt Geely Polestar mit einem Kredit bis zu 600 Millionen Dollar. Ziel ist mehr finanzieller Spielraum bei schwächerer Nachfrage.