Heidelberger Druck: Wallbox-Sparte Amperfied vor Verkauf?

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Amperfied GmbH

Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 2 min

Die Heidelberger Druckmaschinen AG, vorrangig bekannt als Weltmarktführer für Druckmaschinen, hat sich in den letzten Jahren erfolgreich in den Bereich der Elektromobilität gewagt. Mittlerweile unter der Tochter-Marke Amperfied geführt, bietet das Unternehmen eine Vielzahl von Ladestationen und möchte sich über Hardware-Entwicklungen hinaus als zentraler Ansprechpartner in der Welt der Ladeinfrastruktur etablieren. Doch in letzter Zeit brachte diese Sparte hohe Verluste mit sich. Eine aktuelle Analyse der Landesbank LBBW in Stuttgart schlägt nun vor, diesen Geschäftsbereich zu verkaufen.

Im Geschäftsbereich „Technology Solutions“ bündelte Heidelberger Druck neue Geschäftsfelder, darunter die Elektromobilität unter der Marke „Amperfied“. Auch die Bereiche „Gedruckte Elektronik“ und die Industrieplattform „Zaikio“ gehörten dazu, wurden aber mangels Erfolg bereits aufgegeben. Die Geschäfte im Segment „Technology Solutions“ verliefen im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 enttäuschend. Weder die Prognose einer leichten Verbesserung noch die Erwartungen bezüglich Auftragseingang und Umsatz konnten erfüllt werden. Der Verlust vergrößerte sich auf 18 Millionen Euro.

Als Hauptgrund für die schwache Performance im Bereich der Ladetechnologie nennt Heidelberger Druck die weiterhin niedrigen Neuzulassungszahlen von Elektroautos in Deutschland. Die Nachfrage konnte durch hohe Bestände von Zwischenhändlern gedeckt werden. Zudem endeten staatliche Förderprogramme Ende 2021, was zu einem Preisverfall führte. Privatpersonen erhielten zuvor 900 Euro von der KfW-Bank für die Installation von Wallboxen, doch ohne diese Zuschüsse brach die Nachfrage ein.

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten erwartet Heidelberger Druck für das Geschäftsjahr 2024/25 eine Erholung, wie die RNZ berichtet. Im Geschäftsbericht wird von einer deutlichen Umsatzsteigerung gesprochen, was auch eine Verbesserung der Marge nach sich ziehen soll. Der bisherige Vorstandschef Ludwin Monz hatte stets an Amperfied festgehalten und betont, dass der Markt für Elektromobilität global wachsen werde.

Anfang Juli übernimmt Jürgen Otto, ein erfahrener Sanierer, die Führung des Unternehmens von Ludwin Monz. Stefan Maichl, Analyst der LBBW, erwartet, dass der neue CEO strukturelle Kostenanpassungen vornehmen wird. Diese könnten auch den Verkauf des defizitären Segments „Technology Solutions“ beinhalten.

Die Heidelberger Druckmaschinen AG steht vor großen Herausforderungen, aber auch vor Chancen. Die Frage ist, ob es gelingt am Ansatz festzuhalten, neben einer breiten Fertigungstiefe, ein ebenso breit aufgestelltes Produktportfolio aus deutscher Produktion sowie die Strategie, auf Software-Service-Angebote zum Umsatztreiber zu entwickeln.

Quelle: RNZ.de – Wird Heideldruck die Sparte „Wallboxen“ einstellen?

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Theo Burger:

Politisch hoch heikel in Anbetracht der kürzlichen Europawahlergebnisse
und der bald kommenden Wahlen in Thüringen, Sachsen, Brandenburg.

Roland Griessen:

Ich hoffe dass die Deutsche Autoindustrie es tatsächlich schafft die Kurve zu kriegen. Lange sah es eher nicht danach aus. Was ihr jetzt noch gefährlich werden könnte, ist die anhaltende Ignoranz der Deutschen Politik. Die sich immer noch nicht entscheiden konnte diese unselige „technologieoffenheit“ endlich auf die Müllkippe zu schmeissen wo sie hingehört.

Helmut L.:

Warum so wenig Heidelberger-Wallboxen gekauft werden, hat nur einen Grund: Im Verhältnis zur Performance sind sie viel zu teuer.

Theo Burger:

Ja, MEB läuft prima in Zwickau, Emden, Köln..;)

Philipp:

Es gibt ein europäischen Flottenverbrauch der zu erreichen ist, wen interessiert da deutsche Gesetzgebung oder Politik?
Wie kleindeutsch manche immer denken…

brainDotExe:

Dann bist du schlicht falsch informiert.

VW hat die MEB Platform inzwischen in zahlreichen Modellen ausgerollt, SSP als Nachfolger kommt zeitnah.

Mercedes startet mit der MMA dieses Jahr und BMW mit NCAR nächstes Jahr.

In den nächsten Jahren erwartet uns ein regelrechtes Modellfeuerwerk.

Robert:

„Die deutsche Industrie verabschiedet sich wohl langsam von E-Autos, Akkus u.ä. aus Kostengründen“
Ich denke und befürchte die Deutsche Autoindustrie verabschiedet sich so wie Nokia sich verabschiedet hat

Daniel W.:

Ein weiterer Mosaikstein, dass mit E-Autos und dem Drumherum in Deutschland kein Geld zu machen ist.

Nach der Bundestagswahl 2025 dürfte es mit der CDU und den beiden Parteien am rechten und linken Rand nicht besser werden.

Die deutsche Industrie verabschiedet sich wohl langsam von E-Autos, Akkus u.ä. aus Kostengründen.

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