Oliver Blume steht vor einer Zäsur in seiner Karriere. Nach rund zehn Jahren an der Spitze von Porsche und zwei Jahren in Doppelfunktion als Vorstandsvorsitzender von Volkswagen steht der Manager vor einem vorzeitigen Ausscheiden beim Stuttgarter Sportwagenhersteller. Das bestätigte das Unternehmen am heutigen Freitag. Blume soll demnach seine Rolle bei Volkswagen behalten, während Porsche bereits Gespräche mit einem möglichen Nachfolger führt – dem früheren McLaren-Chef Michael Leiters.
Mit dem Schritt würde eine der umstrittensten Personalunionen der deutschen Automobilbranche enden. Seit Sommer 2022 trägt Blume die Verantwortung für zwei Unternehmen, die zwar eng miteinander verflochten, aber operativ eigenständig geführt werden. Schon früh wurde diese Doppelrolle kritisch gesehen. Aktionärsvertreter, Analysten und Betriebsräte warnten wiederholt vor Interessenkonflikten, die entstehen könnten, wenn der Chef von Volkswagen zugleich die Geschäfte der besonders profitablen Tochter Porsche lenkt.
Daniela Cavallo, Vorsitzende des Volkswagen-Betriebsrats, brachte den Unmut im vergangenen Herbst auf den Punkt: „Der Vorstandsvorsitzende kann in Wolfsburg kein Halbtags-Chef sein und die restliche Zeit bei Porsche verbringen.“ Sie forderte, die Führungsstruktur müsse klar getrennt werden. Auch Investoren schlossen sich dieser Position an. Hendrik Schmidt vom Fondsanbieter DWS bezeichnete Blumes Doppelrolle als „Teilzeitvorstandsvorsitz“, ein Modell, das an der Börse auf Dauer kaum vermittelbar sei.
Blume selbst hatte die Konstruktion stets verteidigt, sie jedoch nie als dauerhaft bezeichnet. In Interviews betonte er mehrfach, dass seine Doppelrolle „nicht auf alle Zeiten ausgelegt“ sei. Sein Ziel sei es gewesen, beide Marken enger zu verzahnen, Synergien zu nutzen und strategische Entscheidungen im Gleichklang zu treffen – insbesondere in Bereichen wie Elektromobilität, Softwareentwicklung und Plattformstrategie. Nun scheint dieser Konsolidierungsprozess an sein Ende gekommen zu sein.
Porsche bestätigt Gespräche mit möglichem Blume-Nachfolge
Porsche teilte mit, der Aufsichtsratsvorsitzende sei beauftragt, mit Blume über ein einvernehmliches Ausscheiden aus dem Vorstand zu sprechen. Zugleich bestätigte das Unternehmen, dass mit Michael Leiters Gespräche über eine mögliche Nachfolge aufgenommen wurden. Leiters, promovierter Ingenieur, war zuvor Technikchef bei Ferrari und zuletzt CEO von McLaren Automotive. Er gilt als Manager mit starkem technischen Hintergrund und internationaler Erfahrung – eine Kombination, die in Zuffenhausen geschätzt wird.
Innerhalb des VW-Konzerns gilt Blume als integrativer Manager, der auf Abstimmung und Teamarbeit setzt. Seine Aufgaben in Wolfsburg bleiben durch den geplanten Rückzug bei Porsche unverändert. Dort steht der Konzern weiterhin vor großen Herausforderungen, insbesondere beim Umbau der Software-Tochter Cariad und bei der Umsetzung der E-Mobilitätsstrategie.
Für Porsche wäre der Wechsel an der Spitze der nächste Schritt in einer Phase der Transformation. Nach Jahren des Wachstums und der Internationalisierung steht die Marke vor der Aufgabe, den Übergang in die elektrische Zukunft weiter voranzutreiben, ohne den sportlichen Markenkern zu verlieren. Ob Michael Leiters die Leitung tatsächlich übernimmt, hängt von den laufenden Verhandlungen ab. Klar ist bereits jetzt: Die Ära Blume bei Porsche geht ihrem Ende entgegen – und mit ihr eine der außergewöhnlichsten Doppelrollen der deutschen Autoindustrie.
Quelle: Manager Magazin – Leiters soll Nachfolger von Blume bei Porsche werden / Finanzen.net – EQS-Adhoc: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG: Mögliche personelle Veränderungen im Vorstand / BusinessInsider – Ende der Doppelrolle: VW-Boss Oliver Blume gibt seinen Chefposten bei Porsche auf / Spiegel – Oliver Blume gibt Chefposten bei Porsche auf / Porsche – Pressemitteilung vom 17.10.2025