Großbritannien lockert CO₂-Ziele und verschiebt Verbrenner-Aus

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Nissan

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die britische Regierung hat ihre Pläne zur CO₂-Regulierung neu justiert. Ursprünglich sollten ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos verkauft werden dürfen. Dieser Schritt wurde nun verschoben, wie die Automobilwoche berichtet. Stattdessen gilt die Vorgabe erst ab 2035. In der Übergangszeit können weiterhin neue Voll- und Plug-in-Hybride angeboten werden. Für Transporter gelten sogar noch lockerere Regeln. Diese dürfen ebenfalls bis 2035 mit einem Verbrennungsmotor neu zugelassen werden. Für klassische Benziner und Diesel in Pkw bleibt das Ende allerdings weiterhin für 2030 angesetzt. Das hat Premierminister Keir Starmer noch einmal bestätigt.

Die Entscheidung verschafft vielen Herstellern Luft. Vor allem japanische Marken wie Toyota und Nissan könnten davon profitieren. In der Regierungsmitteilung werden konkret der Toyota Prius und Nissans e-Power-Technik genannt. Beide Modelle arbeiten mit hybriden Antrieben, bei denen ein Benzinmotor die Batterie lädt. Der reine Elektroantrieb bleibt dabei erhalten, auch wenn das Auto nicht emissionsfrei fährt. Diese Technologie kann auch nach 2030 weiter verkauft werden.

Auch BMW dürfte sich freuen. Der deutsche Hersteller produziert Plug-in-Hybride in größerem Umfang und kann die Übergangszeit in Großbritannien besser nutzen. In der Praxis bedeutet das: Hersteller erhalten mehr Zeit, um ihre Produktion und Modelle auf rein elektrische Antriebe umzustellen. Der Regierungschef verweist bei der Entscheidung auf Veränderungen im internationalen Handel. Der globale Freihandel sei nicht mehr in alter Form gegeben. Daher müsse man die eigene Industrie gezielt unterstützen und stärker auf nationale Strategien setzen. Mit einem neuen Förderprogramm stellt das Vereinigte Königreich umgerechnet etwa 2,68 Milliarden Euro – bereit. Dieses Geld soll unter anderem in Schulungen fließen, um Mitarbeiter:innen auf neue Produktionsprozesse vorzubereiten.

Ein weiteres Element der neuen Strategie betrifft Hersteller mit geringer Jahresproduktion. Diese Firmen, zu denen unter anderem McLaren und Aston Martin gehören, müssen sich nicht an die CO₂-Vorgaben ab 2035 halten. Damit wird ihnen ein Nischenplatz im Markt ermöglicht. Die Regierung will so Traditionsmarken schützen, die nur kleine Stückzahlen herstellen, aber zum industriellen Erbe des Landes zählen.

Großbritannien zählt zu den wichtigsten Absatzmärkten für E-Autos in Europa. 2024 wurden im Land rund 382.000 neue Elektroautos verkauft – mehr als in Deutschland. Der Markt wächst, auch wenn es Schwankungen bei der Kaufprämie und politischen Weichenstellungen gibt. Die neuen Regeln sollen nun Planungssicherheit schaffen. Gleichzeitig müssen britische Hersteller mit Gegenwind aus dem Ausland rechnen. Die USA haben neue Importzölle eingeführt. Diese treffen Großbritannien besonders hart. Künftig gilt ein Aufschlag von 25 Prozent auf importierte Autos. 2024 exportierte die britische Industrie über 100.000 Neuwagen in die Vereinigten Staaten. Jaguar Land Rover allein verkaufte bisher rund ein Viertel seiner Produktion in den US-Markt. Als direkte Reaktion hat das Unternehmen den Export in die USA vorerst eingestellt.

In der Automobilbranche des Landes arbeiten etwa 150.000 Menschen. Der Regierung geht es darum, diese Arbeitsplätze zu sichern und gleichzeitig den Wandel zur Elektromobilität nicht zu überfordern. Die neuen Regeln sollen beides verbinden – mehr Zeit für die Industrie und trotzdem ein klares Ziel für klimafreundliche Antriebe. Premierminister Starmer hofft, dass mit den Maßnahmen britische Autos weiter weltweit verkauft werden können. Er betont, dass die Zukunft der Branche nicht in starren Regeln, sondern in Anpassung und Innovation liege.

Quelle: Automobilwoche – Großbritannien: Kein „Zero Emission“ ab 2030 mehr

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Hiker:

Nicht schlau diese Entscheidung, aber nachvollziehbar. Nachdem man jetzt den Druck auf die Europäischen Autohersteller hherunterfährt, werden die munter weiter Hybridfahrzeuge produzieren. EineTechnologie die längst überholt ist. Andere Länder werden die Europäer verdrängen, wenn die nicht schnell genug umstellen. Dann wird das grosse Jammern losgehen und weitere Steuergelder werden fliessen müssen. Ein Trauerspiel, aber solange die Oel und Autolobby die Politik in Europa nach belieben dominieren, werden die Konsumenten an der Nase herumgeführt. Ein Hybridfahrzeug hat heutzutage praktisch keinen Sinn mehr. Teuer und anfällig wie diese Fahrzeuge sind, ist der reine Elektroantrieb längst die bessere Alternative. Eigentlich kaufen die Kunden nur noch wegen der massiven Negativwerbung noch solche Dinosaurier.

Frank:

Was ist denn an einer Ohmegalage nicht normal, ist in den letzten Jahren nicht sehr ausgeprägt und meistens nur ein paar Monate, aber die kann auch große Teile Europas erfassen und auch mal 11 Monate dauern.

Daniel W.:

Was Friedrich Merz und die CDU / CSU mit ihrer Technologieoffenheit in den 4 Jahren machen werden, das dürfte die viel wichtigere Frage sein. Ich sehe im zukünftigen Bundeskanzler einen „Mini-Trump“, verbandelt mit der Finanz- und Verbrenner-Lobby, ein großes Ego, aber wenig Wissen über die Welt.

Ich erwarte viele Fehlentscheidungen bei der Energie- und Verkehrswende sowie einen größeren Abbau von Arbeitsplätzen in der deutschen Autoindustrie und deren Zulieferern. Bis Ende des Jahrzehnts dürften viele Milliarden in Wasserstoff- und E-Fuel-Projekte fließen, die letztlich begraben werden, weil unrentabel.

Vielleicht beendet die EU ihre Strafzölle auf E-Autos aus China, damit in Deutschland die alten Verbrenner durch günstige E-Autos aus China ersetzt werden können, weil keiner wegen Geldknappheit gezwungen ist sich noch einen alten Verbrenner zu kaufen. Was Großbritanien betrifft, das ist mir im Grunde egal.

Yoyo:

Zitat: „Mit einem neuen Förderprogramm stellt das Vereinigte Königreich umgerechnet etwa 2,68 Milliarden Euro – bereit. Dieses Geld soll unter anderem in Schulungen fließen, um Mitarbeiter:innen auf neue Produktionsprozesse vorzubereiten.“
Was soll den da groß „geschult“ werden? Dass man die Radschraiben anders anzieht als bei einem Verbrenner-Auto?

Es ist einfach nur eine Beihilfe für die Autohersteller, um noch länger am Verbrenner festzuhalten und die angeblich so teure Umrüstung zu finanzieren.. Reine Alibi-Begründung.

Jürgen W.:

Der Irrsinn wird verlängert. Aber wenn man den Artikel mal durchliest, dann bestätigt er den eingeschlagenen Weg. Die Überschrift könnte auch lauten. Verbrenneraus wird bestätigt. Aber irgendwie wird hier immer noch Stimmung gemacht. Sehr schade.

Johannes:

2025 hier fast noch kein Tropfen Regen gesehen. Die Industrie darf ihren Wahnsinn weiter betreiben. Klimaaktivisten werden verklagt. Streiks bei der Bahn zugelassen, bei der Autobahn GmbH als unverhältnismäßig verboten.

Ich nenne das globalen Fossilfaschismus

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