Gebrauchtes E-Auto: Gute Akkus, schlechte Akkus

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BMW (Symbolbild)

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Wer ein gebrauchtes E-Auto kauft, sorgt sich mitunter, dass die Batterie nicht mehr in gutem Zustand sein könnte. Die Batterietest-Spezialisten von Aviloo haben dies genauer untersucht. Nach 100.000 Kilometern hatten demnach Elektroautos im Schnitt noch 83 Prozent ihrer ursprünglichen Leistungsfähigkeit (State of Health/SoH) – ein guter Wert, wie die Automobilwoche schreibt. Das Problem: Die Spannweite ist sehr groß, sodass durchaus das wenn auch geringe Risiko besteht, ein Fahrzeug mit einem nicht mehr sonderlich leistungsfähigen Akku zu erwerben.

“Die Qualität von Batterien in E-Autos ist insgesamt hoch. Wir sind überrascht, wie gut die Batterien in unseren Tests noch sind und wie lange sie halten”, sagt demnach Christoph Nolte, Executive Vice President der Prüforganisation Dekra. Aviloo gibt jedoch zu bedenken: “Im Mittel mag die Alterung von E-Auto-Batterien gut sein. Aber was nützt das den Käufern im Einzelfall? Diese wollen genau wissen, ob sie am oberen oder unteren Ende der Skala liegen.”

Die Untersuchungen von Aviloo zeigten zwar, dass ein hoher Schnellladeanteil im Durchschnitt mit einem schlechteren SoH einhergeht – allerdings nicht in dem Maße, wie das viele vielleicht erwarten würden. Laut Studie zeigten Fahrzeuge zwischen 180.000 bis 200.000 Kilometer, die nur am Schnelllader hängen, eine 17 Prozent (Achtung: nicht Prozentpunkte!) stärkere Abnahme des SoH als Fahrzeuge ohne Schnellladeanteil.

Bei den Fahrzeugen mit 80.000 bis 100.000 Kilometern auf dem Tacho lag der Unterschied bei lediglich 7,5 Prozent. Doch in der Grafik zur Auswertung ist zu erkennen, dass es zum einen sehr wohl Fahrzeuge mit mehr als 60 Prozent Schnellladeanteil, aber noch mehr als 90 Prozent SoC gibt. Zum anderen sind dort auch Fahrzeuge mit einem Schnellladeanteil von weniger als 20 Prozent, aber geringerem SoC als 90 Prozent aufgeführt.

E-Auto-Batterie-Schnellladen-Degradation
Aviloo

Große Unterschiede je nach Hersteller

Das deutet darauf hin, dass der Fahrer des Elektroautos nur bedingt Einfluss auf die Alterung des Akkus hat. “Kleine, unvermeidliche Fehler in der Batterieproduktion können den gleichen Einfluss auf die Batterie haben wie das Nutzerverhalten”, bestätigt der Dekra-Experte gegenüber der Automobilwoche. Bei bis zu jeder 50. Batterie seien Defekte auf Zellebene feststellbar, die den SoC deutlich nach unten ziehen können. “Es gibt bei der Batteriealterung deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Herstellern”, sagt zudem Marcus Berger, Geschäftsführer von Aviloo. Den Gefallen, die Hersteller beim Namen zu nennen, tut er den Lesern allerdings leider nicht. Ferner sei es möglich, dass schon bei Auslieferung die Batterie nicht die Kapazität hat, die auf dem Papier vorhanden ist. Im Artikel thematisiert ist der Fall eines Teslas, dessen Akku nur 84 statt 90 kWh Kapazität aufwies und dessen Halter deshalb 2000 Euro Schadensersatz gerichtlich gewährt bekommen habe.

Wer ein gebrauchtes E-Auto kauft, der kann dies mit ruhigem Gewissen tun, wenn er zuvor einen unabhängigen Batterietest veranlasst, wie ihn beispielsweise die Dekra anbietet. Für etwas mehr als 100 Euro kann die genaue Restkapazität des Akkus ausgelesen werden. Derzeit ist noch wenig Bewegung auf dem Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos, sodass sich dort mitunter gute Schnäppchen machen lassen für Fahrzeuge, deren Akku noch 90 Prozent oder mehr an Kapazität aufweist.

Quelle: Automobilwoche – “Warum die Akku-Leistung gebrauchter E-Autos stark schwankt”

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Matthias Geiger:

Ja das ist das Problem des SoH. Solange ich einen Firmenwagen lease ist der SoH nach 3-4 Jahren und ca. 100.000 km kein Problem, der Wagen geht zurück.
Dies ist der Grund warum ich derzeit unser E-Auto über Firmenwagen KM-Leasing fahre. Beim Privatkauf möchte ich den PKW 200.000 bis 300.000 km fahren, d.h. ca. 10-15 Jahre, da sehe ich noch grosse Risiken bei den E-Autos. Naja bis 2027 wird sich ja noch einiges ändern.

DR. ULRICH SANCKEN:

Um dies klarzustellen: Der Downvote stammt nicht von mir. Gegen Ihre Skepsis habe ich auch absolut nichts einzuwenden, nur gegen Ihre Einordnung eines Mitforisten als “Umweltapokalyptiker” aufgrund dessen Meinung, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor möglichst bald aussortiert gehören, da sie bedeutende CO2-Emittenten sind. Ich halte das für unangemessen. Ihre Argumentation in Bezug auf Modellierung, Plausibilität und wissenschaftlichen Konsens (Sie nennen es “Einheitlichkeit”) kann ich nicht nachvollziehen, sind dies doch eigentlich Säulen der Wissenschaft (Hypothese, Dialektik und Theorie). In meinem Chemiestudium habe ich über diese Dinge wenig gelernt, daher verweise ich auch bei solchen Diskussionen lieber auf die Autorität der in diesem Fall zuständigen Kompetenzfächer (Klimatologe, Meteorologie und Ozeanographie). Dass Sie mit der Redaktion in Clinch liegen, tut mir Leid. Ich hoffe, Sie überlegen es sich noch einmal mit der Deaktivierung ihres Accounts.

alchemist:

Mein wahrscheinlich letzter Beitrag auf diesem Forum bevor ich die Emailadresse für meinen Account wegen der für mich inakzeptablen Zensurpraktik deaktivieren werde (ich gebe der Redaktion noch etwas Zeit für eine Antwort auf mein Feedback) gilt Ihrer freundlichen Einlassung auf meine provokant formulierte Replik auf Ihre Antwort an den Mitforisten.

Nun ja, Klimaskeptiker bin ich schon nach ca. 40 Jahren Forschung als Chemiker sowohl in der Industrie als auch in und mit der Akademie. Das Spektrum der Arbeiten reichte dabei von der Aufklärung von Reaktionsmechanismen über die Exploration neuer Materialien bis hin zu interdisziplinären Entwicklungsprojekten für Produktinnovationen. Ich kenne daher die Grenzen von Modellierungen und den nicht seltenen, trügerischen Schein von Plausibilität. Bei angeblicher “Einheitlichkeit” in der Wissenschaft werde ich gerade erst misstrauisch, besonders wenn sie hauptsächlich auf Modellierungen basiert. Die Zukunft wird es zeigen. Ansonsten bin ich entschieden dafür, Technologien für eine postfossile Zukunft weiter zu entwickeln und Ressourcen zu gebrauchen statt sie zu verbrauchen. In Bezug auf die Elektromobilität sind wir einer Meinung. Sie ist dank der Fortschritte bei der Energiespeicherung mittlerweile die überlegene Technologie bezüglich Wirkungsgrad, Leistung und Komfort. Auf Grund der dynamischen Entwicklung habe ich mich für das Leasing entschieden.

Pheaton:

Tja, so schaut’s aus Die Streuung kann extrem groß sein. Es kommt immer darauf an, welches Ziel man mit der Zell Chemie erreichen möchte.
Es gibt drei Trade Offs: Davon kannst du dir zwei aussuchen und daraus ergibt sich die dritte Automatisch.
Reichweite und Ratenfaehigkeit gehen auf die Lebensdauer.
Lebensdauer und Reichweiite gehen auf die Ratenfahigkeit, usw
Und es kommt auf Brutto und Netto Kapazität an.
In vielen Akkus in Abhängigkeit vom Hersteller gibt es Puffer oder Reserven
die dann freigeschaltet werden um die
Grundkapazitaet zu erhalten.
Das bedeutet wenn der Puffer aufgebraucht ist, dann entwickelt sich der Alterungsprozess deutlich schneller.
Deshalb gibt es beim Schnellladen diese Streuung beim SOH.
Und das ist nur ein Punkt der Einfluss auf den SOH hat.

DR. ULRICH SANCKEN:

Umweltapokalyptiker? Ah ja, das hatte ich so auch noch nicht. Muss ich Sie jetzt als “Klimaleugner” bezeichnen, sozusagen als Retourkutsche? Nee, mach ich nicht, auf Stammtisch-Niveau befinden sich die Elektroauto-News glücklicherweise überhaupt nicht, auch meist nicht die Kommentarspalten. Ich bin allerdings als Naturwissenschaftler davon überzeugt, dass seit Jahren ein signifikanter und unnatürlich schneller globaler Klimawandel stattfindet, der durch nichts anderes als durch den menschlichen Einfluss zu erklären ist und dass die Erklärungsmodelle der kompetenten Wissenschaften, also Klimatologie, Meteorologie und Ozeanographie einheitlich und plausibel sind. Deswegen ist man übrigens nicht gleich ein Apokalyptiker. Der Verzicht auf CO2-Emittenten wo es nur geht, und auf nichts anderes hatte ich in meinem Kommentar abgezielt, ist dabei ein übergeordnetes Argument beim Vergleich zwischen fossiler und regenerativer Energieerzeugung, zwischen herkömmlicher Verbrennungs- und zukünftiger Elektromobilität. Nur untergeordnet lässt sich dann noch über Reichweiten, Infrastruktur, Neuwagen- oder wie in diesem Fall über Wiederverkaufspreise diskutieren. Das übergeordnete war für den Kauf meines E-Autos übrigens das Hauptargument, nicht für welchen Preis ich es in mehreren Jahren noch verkaufen kann. Es gefällt mir übrigens so gut darin zu fahren, dass wir wohl irgendwann gemeinsam aus dem Leben scheiden werden, es sei denn, ich hätte auch ein “second life”;)

Dodo:

Doch, das ist schädlicher. Dreht doch der Wahrheit nicht immer den Kragen rum! Mit deiner Auspuffkarre, in der Stadt im Stau kriechend muss jeder den Smog einatmen. Komm mir nicht mit Kohlekraftwerken und Kongo, oder mit der verlogenen VDI Studie. Die kannst du gerne in der Garage, bei geschlossenem Tor und laufendem Motor lesen! Evtl merkst du was der scheinbar niedrige CO2 Rucksack wert ist!

Philipp:

“eine 17 Prozent (Achtung: nicht Prozentpunkte!)”

Also für mich sind das genau 17 Prozentpunkte und nicht Prozent.

Bei Schnellladeanteil 0% sind es 90%, bei Schnellladeanteil 100% sind es 73% (wenn ich das richtig ablese).

Das sind damit 90% – 73% = 17 Prozentpunkte oder 73/90-1 = 18,8 Prozent weniger.

alchemist:

Da haben wir ihn endlich: den Kommentar eines Umweltapokalyptikers zu einem gänzlich anderen Thema. Einmotten wäre nur die extreme Extrapolation zum Nutzungsverhalten eines Fahrzeugbesitzers. Wer dreissig Jahre lang wenig mit dem Verbrenner fährt und das Fahrzeug dann verschrottet wird (unabhängig vom Antrieb) ist das möglicherweise nicht umweltschädlicher als wenn es ein EV gewesen wäre, je nach dem Break-Even Punkt der sich aus den Fahrzeugdaten und der akkumulierten Fahrleistung sowie der zu Grunde liegenden Stromerzeugung. Ich empfehle dennoch die Elektromobilität, aber nicht aus den von Ihnen genannten Gründen.

alchemist:

Für lineare Korrelationen, wie es die eingezeichneten Geraden suggerieren (oder vielleicht auch berechnet wurden) ist das natürlich eine lausige Streuung und Verteilung der Daten über den Schnellladeanteil bei geringerer Laufleistung. Aussagekräftig ist das aber dennoch:

1. Es gibt erschreckende Ausreißer in erster Graphik.
2. Abgesehen von Punkt 1 gibt es eine beträchtliche Konfidenz hinsichtlich der zu erwartenden Mindestkapazität.
3. Nutzer mit geringerer Fahrleistung laden mit geringerem Anteil an Schnellladung, erwartungsgemäß für mich.

alchemist:

“…. dass es zum einen sehr wohl Fahrzeuge mit mehr als 60 Prozent Schnellladeanteil, aber noch mehr als 90 Prozent SoC gibt.”

Da sehe ich nur einen Punkt: in der Graphik für die Fahrleistung bis 100k km, fast genau auf 90% SoH.

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