Wer in den USA ein Elektroauto kauft, erhält unter bestimmten Umständen eine Steuergutschrift in Höhe von 7500 Dollar (knapp 6400 Euro) – allerdings galt das nur noch bis Ende September: Mit dem „Big Beautiful Bill“ brachte US-Präsident Donald Trump ein neues Steuergesetz auf den Weg, das unter anderem die Abschaffung der Steuergutschrift zum gestrigen 30. September vorsieht.
Die US-Autobauer Ford und General Motors versuchen nun offenbar, diese Steuergutschrift effektiv bis Jahresende zu verlängern, ohne sie aus eigener Tasche bezahlen zu müssen. Wie Reuters berichtet, arbeiten die beiden Hersteller aktuell daran, Autohändler für ihre jeweiligen Programme zu gewinnen. Ziel sei es, Leasingnehmern den Erhalt der Steuergutschrift auch über das Ende der staatlichen Förderung hinaus zu ermöglichen.
Beide Unternehmen haben dazu in den vergangenen Tagen Programme aufgelegt, in deren Rahmen die Finanzierungsabteilung des jeweiligen Herstellers Anzahlungen für Elektroautos aus den Händlerbeständen tätigen würde. Diese Anzahlungen würden die Finanzierungsabteilungen dann dazu berechtigen, die staatliche Steuergutschrift in Höhe von 7500 Dollar zu erhalten, sofern die Anzahlungen bis Ende September getätigt werden. Privatkunden könnten dann wie bisher Leasingverträge für förderfähige E-Autos abschließen, wobei die Steuergutschrift mit der Leasingrate verrechnet werden könnte. Das geht aus bislang nicht veröffentlichten Programmen und Dokumenten der beiden Hersteller hervor, die Reuters vorliegen.
Mit den Programmen wollen Ford und GM die Effekte abmildern, die beim Wegfall der Steuergutschrift befürchtet werden, die seit mehr als 15 Jahren besteht. Um für den staatlichen Zuschuss in Frage zu kommen, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein, so muss etwa die Endmontage der Fahrzeuge in Nordamerika durchgeführt werden und bestimmte Einkommensgrenzen dürfen nicht überschritten werden.
„Wir haben mit unseren GM-Händlern an einem verlängerten Angebot für Kunden gearbeitet, damit diese von der Steuergutschrift für Leasingverträge für Elektroautos profitieren können”, erklärte GM in einer Stellungnahme am Montag. Ford erklärte, man arbeite daran, den privaten E-Auto-Kunden des Unternehmens bis zum 31. Dezember dieses Jahres wettbewerbsfähige Leasingraten anzubieten.
Wegfall der Förderung dürfte sich merklich auf die E-Auto-Nachfrage auswirken
Händler, Führungskräfte aus der Branche und Analysten prognostizieren, dass das Auslaufen der Steuergutschrift zu einem Rückgang der Nachfrage führen dürfte. In den vergangenen Monaten waren die Verkaufszahlen von E-Autos in den USA gestiegen, weil Käufer und Leasingnehmer die Steuergutschrift noch mitnehmen wollten.
Die Strategie von Ford und GM erinnert an die freiwilligen Maßnahmen mehrerer europäischer Hersteller, die nach dem überraschenden Ende der E-Auto-Kaufprämie in Deutschland im Dezember 2023 den Herstelleranteil weiterhin vollständig oder teilweise auszahlten. Ganz konnten die Hersteller die Verunsicherung auf Käuferseite allerdings nicht ausgleichen: Die E-Auto-Nachfrage in Deutschland ging nach dem abrupten Förder-Aus merklich zurück und erholte sich nur langsam.
Reuters zufolge ist aktuell unklar, ob andere Autohersteller in den USA ähnliche Taktiken verfolgen, um die Steuergutschrift auch über den Stichtag hinaus anbieten zu können. Ford und GM hatten ihre Programme nach Gesprächen mit Beamten der US-Steuerbehörde IRS auf den Weg gebracht, erklärten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Im August hatte die IRS erklärt, dass Fahrzeuge bis zum 30. September gekauft werden müssen, um sich für die Steuergutschrift zu qualifizieren. „Sie können den Kauf nachweisen, indem Sie einen verbindlichen schriftlichen Vertrag abschließen und eine Zahlung für das Fahrzeug am oder vor dem 30. September leisten“, so die Behörde.
Quelle: Reuters – Exclusive: Ford, GM launch programs to extend use of $7,500 EV lease credit