Nächster Förderstopp: Keine Subvention mehr für E-Lkw und E-Busse

Cover Image for Nächster Förderstopp: Keine Subvention mehr für E-Lkw und E-Busse
Copyright ©

MAN

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Nach dem Förderstopp für Elektroautos sowie der Absage der zweiten Runde des Förderprogramms Solaranlage-Speicher-Elektroauto werden nun die nächsten beiden Förderungen für die Elektromobilität zusammengestrichen: Für E-Lkw und E-Busse gibt es zukünftig ebenfalls keine staatlichen Zuschüsse mehr, berichtet Electrive.net. Stattdessen will sich die Bundesregierung unter anderem auf die Förderung der Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge konzentrieren.

In der Branche ist bereits seit Wochen damit gerechnet worden, dass auch die Förderung für Elektrobusse und -trucks beendet werden dürfte, nachdem im Bundeshaushalt viele Milliarden Euro eingespart werden müssen. Eine Sprecherin des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) teilte Electrive demnach mit, „dass aufgrund der erforderlichen Haushaltskonsolidierung und der erfolgten Schwerpunktsetzung auf die unbedingt erforderlichen Investitionen nicht alle Förderprogramme im geplanten Umfang fortgeführt werden können“. Dazu gehöre auch die Förderung von klimaschonenden Nutzfahrzeugen (KsNi). Lediglich bereits bewilligte Maßnehmen werden noch gefördert, neue Anträge sind nicht mehr möglich.

BGL fordert eigentlich mehr Förderung

Den Schwerpunkt will die Bundesregierung demnach auf die Errichtung der Ladeinfrastruktur verlagern, für die 1,85 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden sollen. „Diese Investitionen sind erforderlich, um die Voraussetzung für den Hochlauf von klimafreundlichen Fahrzeugen zu schaffen. Zu den großen Projekten gehört unter anderem das Deutschlandnetz, das eine Grundversorgung für das Laden von Elektroautos in den Regionen und an der Autobahn sicherstellt, sowie der Aufbau eines initialen Ladenetzes für E-Lkw“, teilte das Ministerium Electrive mit.

Das Ende der Förderung dürfte vor allem in Logistiker-Kreisen nicht sonderlich positiv aufgenommen werden. So forderte der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) erst kürzlich eine deutlich intensivere Förderung von E-Lkw, um „kubanische Verhältnisse“ auf deutschen Straßen zu verhindern.

Vor allem Geld für Wasserstoff-Tankstellen?

Auch der Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) sieht diese Entwicklung kritisch. Auch wenn dieser grundsätzlich der Meinung ist, dass Elektromobilität auch ohne Fördergelder funktionieren könne und müsse, ist der Vorstand der Meinung: „Dieser Schritt kommt zu früh und schadet den Falschen.“ Aktuell sei die Anschaffung von vollelektrischen Nutzfahrzeugen noch mit erheblichen Mehrkosten verbunden, da die Hersteller bislang noch kleine Stückzahlen produzieren und preislich somit nicht mit Diesel-Fahrzeugen mithalten können, führt der BBNM aus. „Während der Wegfall der Förderung für E-Autos außer viel Unruhe vor allem sinkende Preise mit sich gebracht hat, ist dies im Nutzfahrzeugbereich angesichts des sehr viel geringeren Volumens nicht zu erwarten“, sagt der Vorstand.

Dass die Bundesregierung sich stattdessen vor allem auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge konzentrieren möchte, heißt der BBNM grundsätzlich gut. „Die dafür veranschlagten 1,85 Milliarden Euro sind für einen spürbaren Hochlauf aber viel zu wenig“, findet der Vorstand – vor allem wenn nicht geringe Teile davon auch für den Aufbau von Wasserstofftankstellen genutzt werden sollen, wovon der Verband offenbar ausgeht. Der allergrößte Teil davon werde bereits von getätigten Zusagen verzehrt, für weitere Projekte sei somit kaum noch Spielraum vorhanden.

Quelle: Electrive – „Jetzt offiziell: Bund fördert keine elektrischen Lkw und Busse mehr“; Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. – Pressemitteilung vom 15. Februar 2024

Transparenz-Hinweis: EAN-Redakteur Daniel Krenzer unterstützt den BBNM bei der Pressearbeit. Auf die Berichterstattung bei Elektroauto-News.net hat diese Zusammenarbeit keinen Einfluss.

worthy pixel img
Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Daniel W.:

Vielleicht muss ich noch den Wasserstoff-Fans einigen Appetithappen aus meinen anderen Kommentaren anbieten.

—–
Wasserstoff-Lkw (FCT)
2020 – 235.000 Euro
2025 – 161.000 Euro
2030 – 145.000 Euro

Elektro.Lkw (BET)
2020 – 192.000 Euro
2025 – 166.000 Euro
2030 – 154.000 Euro
(Quelle: de.statista.com – Veröffentlicht von Statista Research Department, 02.01.2024 )
—–
Inländerfahrleistung 2014 gegliedert nach Fahrzeuggruppe und Territorium der Fahrleistungserbringung
Mittlere Fahrleistung pro Kfz und Jahr
Sattelzugmaschinen – 99.692 km
(Quelle: bast.de)
—–
Stromgestehungskosten
(Grafik – Balken nach Augenmaß abgelesen und gerundet)
PV frei ——————-> 3 – 5,5 Cent/kWh
Wind Onshore —-> 4 – 8,5 Cent/kWh
Wind Offshore —> 7 – 12 Cent/kWh
(Quelle: ise.fraunhofer.de – PDF)
—–

2030 sollen die Wasserstoff-Lkws sogar 9.000 Euro günstiger sein als die E-Lkws.
Und grüner Wasserstoff wird billiger angeboten (9 und 11 Euro/kg) als grauer Wasserstoff – vermutlich wegen der hohen Gaspreise.

E-Lkws >> Ladestrom 39 Cent/kWh und 160 kWh/100 km bei 99.692 km/Jahr wären (0,39 x 160 x 99692 / 100 =) 62.208 Euro (gerundet).
– – – vs – – –
H2-Lkws > Wasserstoff 9 bis 11 Euro/kg und 8 bis 10 kg/100 km bei 99.692 km/Jahr wären 71.778 bis 109.661 Euro (gerundet).

Für 1kg Wasserstoff werden etwa 50 bis 55 kWh Strom benötigt.
Bei grünem Wasserstoff für 9 Euro/kg wären es rund 16 bis 18 Cent/kWh und bei 11 Euro/kg 20 bis 22 Cent/kg.
Bei grünen H2 wird wohl mit reichlich kostenlosem Ökostrom gerechnet, sonst wäre der Preis trotz zusätzlicher Komprimierung und Kühlung nicht so günstig.

Gestehungskosten bei PV- und Windstrom 3 bis 12 Cent/kWh, dazu 20 bis 22 Cent/kg max. grüner H2-kg-Endpreis, dann wären es 23 bis 34 Cent/kWh.
Also sind die angenommen 39 Cent/kWh für Ladestrom ein realistischer Vergleichpreis.

Bei E-Lkws und 39 Cent/kWh Ladestrom wären es 62.208 Euro, also 9.570 Euro/Jahr günstiger als bei Wasserstoff-Lkws (bei 9 Euro/kg und 8 kg/100km).

Ergebnis des Vergleichs:

H2-Lkws wären 2030 um 9.000 Euro günstiger in der Anschaffung, aber der E-Lkw gleicht das durch geringere Verbrauchkosten in weniger als 1 Jahr aus und spart dann Jahr für Jahr 9.570 Euro, das wären in 10 Jahren 86.700 Euro Ersparnis plus (vermutlich, da Vergleichszahlen fehlen) geringere Wartungskosten.

Wie oben zu sehen, habe ich eher zugunsten der H2-Lkws gerechnet, trotzdem sind die E-Lkws viel günstiger – das dürften auch die Speditionen erkennen.

Wolfbrecht Gösebert:

Zitat Daniel W.:

„… Fördermittelverteilen stört mich schon lange, da es viel Geld kostet und viel Büroktratie verursacht, aber unterm Strich die Sache nur verteuert. Wenn jemand für den Klimaschutz bezahlen muss, dann auf jeden Fall die vielen Käufer der Umweltverschmutzer und nicht die Steuerzahler.“

+1!
Ob die »Regierung der 3-Un-Einigkeiten« sowas aber *ernsthaft* umsetzt, scheint mir aktuell mehr als zweifelhaft!

Daniel W.:

Vielleicht kann sich die Regierung jetzt auch noch zu einem Verbrenner-Malus durchringen, dann rechnen sich E-Lkws und E-Busse auch öhne Förderung.

Dieses Fördermittelverteilen stört mich schon lange, da es viel Geld kostet und viel Büroktratie verursacht, aber unterm Strich die Sache nur verteuert.

Wenn jemand für den Klimaschutz bezahlen muss, dann auf jeden Fall die vielen Käufer der Umweltverschmutzer und nicht die Steuerzahler.

A) Informationssammlung

—–
Elektro.Lkw (BET)
2020 – 192.000 Euro
2025 – 166.000 Euro
2030 – 154.000 Euro

Lkw mit Verbrennungsmotor (ICE)
2020 – 79.000 Euro
2025 – 83.000 Euro
2030 – 88.000 Euro
(Quelle: de.statista.com – Veröffentlicht von Statista Research Department, 02.01.2024 )
—–

2025 soll ein E-Lkw nur 83.000 Euro teurer sein als ein Diesel-Lkw und 2030 nur noch 66.000 Euro teurer als ein Diesel-Lkw.

—–
Überblick: So viel verbrauchen Lkw im Durchschnitt

Lieferwagen mit ca. 3,5 t Nutzlast: 11 Liter/100 Kilometer
Lkw mit 7,5 t Nutzlast: 18-21 Liter/100 Kilometer
Lkw mit 16 t Nutzlast: 25 Liter/100 Kilometer
Lkw mit 23 t Nutzlast: 38 Liter/100 Kilometer
Sattelschlepper mit 25t Nutzlast: 35 Liter/100 Kilometer
Lkw mit 40t Nutzlast: 35-40 Liter/100 Kilometer

Das ist erstaunlich wenig, denn pro Tonne Ladung beträgt der Verbrauch kaum mehr als einen Liter auf 100 Kilometer. Das maximal zulässige LKW-Tankvolumen liegt dabei bei Gesamttankvolumen eines Lkw liegt bei 1.500 Litern.
(Quelle: fleetgo.de)
—–
Inländerfahrleistung 2014 gegliedert nach Fahrzeuggruppe und Territorium der Fahrleistungserbringung
Mittlere Fahrleistung pro Kfz und Jahr (in km)
Lkw – 23.891
Sattelzugmaschinen – 99.692
(Quelle: bast.de)
—–

B) Berechnungen

Diesel 1,75 Euro/Liter und 35 Liter/100 km bei 99.692 km/Jahr wären (1,75 x 35 x 99692 / 100 =) 61.061 Euro (gerundet).
Ladestrom 39 Cent/kWh und 160 kWh/100 km 99.692 km/Jahr wären (0,39 x 160 x 99692 / 100 =) 62.208 Euro (gerundet).

C) Mein Fazit

Zurzeit wären Diesel-Lkws und E-Lkws bei den Verbrauchskosten (sofern E-Lkws für 39 Cent/kWh laden könnten) gleichauf.

Bei 2 Euro/Liter Diesel und 69.784 Euro/Jahr, also 7.576 Euro mehr als E-Lkws bei 39 Cent/kWh, hätten sich E-Lkws in ca. 10 Jahren amortisiert.

Es kommt auf die Strom- bzw. Ladepreise, Dieselpreise inkl. CO2-Preis, Mautpreise und Wartungskosten an, ob und wie schnell sich E-Lkws rechnen.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Studie erwartet 2030 E-Auto-Anteil von weltweit 40 Prozent

Studie erwartet 2030 E-Auto-Anteil von weltweit 40 Prozent

Michael Neißendorfer  —  

E-Autos werden sich durchsetzen, so eine Studie von Strategy&, aus einem einfachen Grund: Sie werden Verbrennern in vielen Belangen immer überlegener.

Cover Image for Elektrischer VW Jetta ab 2026 in China erhältlich

Elektrischer VW Jetta ab 2026 in China erhältlich

Daniel Krenzer  —  

Der Startpreis für den ersten Elektro-Jetta für China soll unter 12.000 Euro liegen. VW wird dabei vom chinesischen Autohersteller FAW unterstützt.

Cover Image for BRP bringt neues Elektro-Quad heraus

BRP bringt neues Elektro-Quad heraus

Daniel Krenzer  —  

Sowohl als Nutzfahrzeug als auch als Spaßmobil soll sich das E-Quad einsetzen lassen. Dabei kann es mehr als 800 Kilo ziehen.

Cover Image for Chinas FAW will offenbar Anteile an Leapmotor erwerben

Chinas FAW will offenbar Anteile an Leapmotor erwerben

Laura Horst  —  

Die China FAW Group will Anteile in Höhe von 10 Prozent an dem aufstrebenden Elektroautohersteller Leapmotor erwerben und die Kooperationen ausweiten.

Cover Image for BASF und Welion feiern Meilenstein bei Festkörperbatterien

BASF und Welion feiern Meilenstein bei Festkörperbatterien

Michael Neißendorfer  —  

Gemeinsam mit Beijing Welion New Energy liefert BASF die ersten Chargen seriengefertigter Kathodenmaterialien (CAM) für halbfeste Festkörperbatterien.

Cover Image for China-Experte: „Fehler sind Teil des Fortschritts“

China-Experte: „Fehler sind Teil des Fortschritts“

Sebastian Henßler  —  

In der aktuellen Podcast-Folge hatte ich die Gelegenheit, mit Dr. Thomas Kiefer zu sprechen – Journalist, Asien-Experte und profunder Kenner der chinesischen Industriepolitik. Seit Ende der 1980er Jahre beobachtet er vor Ort in Shanghai die Entwicklungen, war unter anderem in Joint Ventures wie Shanghai Volkswagen unterwegs und hat über Jahrzehnte hinweg verschiedene Länder Asiens bereist […]