Nach dem Förderstopp für Elektroautos sowie der Absage der zweiten Runde des Förderprogramms Solaranlage-Speicher-Elektroauto werden nun die nächsten beiden Förderungen für die Elektromobilität zusammengestrichen: Für E-Lkw und E-Busse gibt es zukünftig ebenfalls keine staatlichen Zuschüsse mehr, berichtet Electrive.net. Stattdessen will sich die Bundesregierung unter anderem auf die Förderung der Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge konzentrieren.
In der Branche ist bereits seit Wochen damit gerechnet worden, dass auch die Förderung für Elektrobusse und -trucks beendet werden dürfte, nachdem im Bundeshaushalt viele Milliarden Euro eingespart werden müssen. Eine Sprecherin des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) teilte Electrive demnach mit, “dass aufgrund der erforderlichen Haushaltskonsolidierung und der erfolgten Schwerpunktsetzung auf die unbedingt erforderlichen Investitionen nicht alle Förderprogramme im geplanten Umfang fortgeführt werden können”. Dazu gehöre auch die Förderung von klimaschonenden Nutzfahrzeugen (KsNi). Lediglich bereits bewilligte Maßnehmen werden noch gefördert, neue Anträge sind nicht mehr möglich.
BGL fordert eigentlich mehr Förderung
Den Schwerpunkt will die Bundesregierung demnach auf die Errichtung der Ladeinfrastruktur verlagern, für die 1,85 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden sollen. “Diese Investitionen sind erforderlich, um die Voraussetzung für den Hochlauf von klimafreundlichen Fahrzeugen zu schaffen. Zu den großen Projekten gehört unter anderem das Deutschlandnetz, das eine Grundversorgung für das Laden von Elektroautos in den Regionen und an der Autobahn sicherstellt, sowie der Aufbau eines initialen Ladenetzes für E-Lkw”, teilte das Ministerium Electrive mit.
Das Ende der Förderung dürfte vor allem in Logistiker-Kreisen nicht sonderlich positiv aufgenommen werden. So forderte der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) erst kürzlich eine deutlich intensivere Förderung von E-Lkw, um “kubanische Verhältnisse” auf deutschen Straßen zu verhindern.
Vor allem Geld für Wasserstoff-Tankstellen?
Auch der Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) sieht diese Entwicklung kritisch. Auch wenn dieser grundsätzlich der Meinung ist, dass Elektromobilität auch ohne Fördergelder funktionieren könne und müsse, ist der Vorstand der Meinung: “Dieser Schritt kommt zu früh und schadet den Falschen.” Aktuell sei die Anschaffung von vollelektrischen Nutzfahrzeugen noch mit erheblichen Mehrkosten verbunden, da die Hersteller bislang noch kleine Stückzahlen produzieren und preislich somit nicht mit Diesel-Fahrzeugen mithalten können, führt der BBNM aus. „Während der Wegfall der Förderung für E-Autos außer viel Unruhe vor allem sinkende Preise mit sich gebracht hat, ist dies im Nutzfahrzeugbereich angesichts des sehr viel geringeren Volumens nicht zu erwarten“, sagt der Vorstand.
Dass die Bundesregierung sich stattdessen vor allem auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge konzentrieren möchte, heißt der BBNM grundsätzlich gut. „Die dafür veranschlagten 1,85 Milliarden Euro sind für einen spürbaren Hochlauf aber viel zu wenig“, findet der Vorstand – vor allem wenn nicht geringe Teile davon auch für den Aufbau von Wasserstofftankstellen genutzt werden sollen, wovon der Verband offenbar ausgeht. Der allergrößte Teil davon werde bereits von getätigten Zusagen verzehrt, für weitere Projekte sei somit kaum noch Spielraum vorhanden.
Quelle: Electrive – “Jetzt offiziell: Bund fördert keine elektrischen Lkw und Busse mehr”; Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. – Pressemitteilung vom 15. Februar 2024
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