Festkörper-Akkus? Ricardo testet Elektroauto-Batterien für Volvo

Cover Image for Festkörper-Akkus? Ricardo testet Elektroauto-Batterien für Volvo
Copyright ©

Roman Vyshnikov / Shutterstock.com

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der britische Zulieferer und Entwicklungsdienstleister Ricardo hat von Volvo Cars einen Auftrag für ein großes Elektroauto-Batteriezellen-Testprogramm erhalten. Als technischer Partner für ein Projekt zur Bewertung und Charakterisierung der Leistung von Batteriezellen wird Ricardo Zellen für Produktionsanwendungen in Akkus für Elektroautos testen. So soll unter anderem die Lebensdauer eines neuen Lithium-Ionen-Zellenbereichs beurteilt werden können, um deren Eignung für verschiedene zukünftige elektrifizierte Fahrzeuganwendungen zu bestimmen.

Diese Arbeit baut auf Ricardos umfassender Erfahrung und Reputation in allen Bereichen des elektrifizierten Fahrzeugantriebsstrangs auf. In Bezug auf Batteriesysteme reicht diese Erfahrung von der Partnerschaft mit Forschungsprojekten über die Anwendung neuer Zelltypen und -chemien bis hin zur Durchführung mehrerer Konstruktions-, Entwicklungs-, Test- und Nischenproduktionsprojekte im Bereich fortschrittlicher Elektrofahrzeug-Batteriepakete und ihrer Kontrollsysteme.

„Wir freuen uns, von Volvo Cars ausgewählt worden zu sein, um dieses wichtige Testprogramm zu unterstützen. Durch den erfolgreichen Abschluss zahlreicher Forschungs- und Produktentwicklungsprogramme für führende internationale Kunden verfügt Ricardo über die praktische Erfahrung und die Expertise, um unsere Kunden von der Konzeptionsphase bis zur Serienreife zu unterstützen.“ – Martin Tolliday, Direktor des Pkw- und Motorradmarktes von Ricardo

Womöglich will sich Volvo mit dem Deal in die Forschung und Entwicklung von Feststoff-Batterien einklinken, die als heißer Kandidat für die Nachfolge der aktuell gängigen Lithium-Ionen-Technologie gehandelt werden. Denn erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass Ricardo in die Lithium-basierte Festkörper-Batterietechnologieforschung einsteigen will. Die Lithium-Festkörper-Technologie verspricht deutsch sicherere, energie- und leistungsstärkere Zellen, die ein ultraschnelles Aufladen zukünftiger elektrifizierter Fahrzeuge ermöglichen sollen. Die Rede ist von 15 bis 25 Minuten für eine vollständige Ladung.

Partner im Feststoff-Batterie-Projekt „PowerDrive Line“ sind neben Ricardo der Projektleiter Ilika, das Centre for Process Innovation und das University College London. Die Briten wollen ihr Batteriemanagementsystem auf diese neue Festkörperzelle anwenden und eine Fähigkeit zum superschnellen und ultraschnellen Laden in einem Prototyp-Batteriemodul entwickeln.

Die Solid-State-Batterietechnologie hat weiterhin das Potenzial, die Leistung und Sicherheit elektrischer und Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge zu verbessern. Die Hauptvorteile von Festkörperbatterien ergeben sich aus der Verwendung von nicht entflammbarem Festelektrolyten im Gegensatz zu dem in derzeitigen Lithium-Ionen-Batterien verwendeten organischen Rohstoff, der sowohl entflammbar ist als auch eine relativ kurze Lebensdauer hat. In Bezug auf ihre Leistung bieten Festkörper-Lithiumbatterien viel schnellere Ladezeiten, eine erhöhte Energiedichte, eine längere Lebensdauer von bis zu zehn Jahren und einen extrem niedrigen Entladungsverlust.

„Die Solid-State-Lithiumbatterietechnologie bietet die Möglichkeit einer erheblichen Verbesserung der Leistung und Sicherheit in einem kompakteren und leichteren Gehäuse als die derzeitige Batterietechnologie für Elektrofahrzeuge. Bei einem Erfolg könnten sich Solid-State-Batteriesysteme auf dem Markt für Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride transformativ auswirken und der Welt dabei helfen, den Straßentransport schneller und effektiver zu dekarbonisieren, als es mit anderen Mitteln möglich wäre.“ – Martin Tolliday, Direktor des Pkw- und Motorradmarktes von Ricardo

Ricardo will in den kommenden Monaten und Jahren ein erstes Prototyp-Batteriemodul entwerfen und konstruieren, um dessen Leistungsfähigkeit in einem Fahrzeug zu demonstrieren. Gut möglich, dass das dann ein Volvo sein wird.

Quelle: Ricardo – Pressemeldungen vom 08. und 31. Oktober 2018

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ähnliche Artikel

Cover Image for Tesla erhöht Reichweite bei Model 3 und Y auf bis zu 750 km

Tesla erhöht Reichweite bei Model 3 und Y auf bis zu 750 km

Sebastian Henßler  —  

Tesla frischt Model 3 und Model Y auf: mehr WLTP-Reichweite, neue Frontkamera und Blinkerhebel im Model 3, Preise unverändert, Upgrades im Konfigurator.

Cover Image for Gebrauchte Elektroautos: Tipps für den sicheren Kauf

Gebrauchte Elektroautos: Tipps für den sicheren Kauf

Michael Neißendorfer  —  

Der TÜV-Verband gibt Tipps: Vom Akkuzustand über die Ladefähigkeit bis zum Bremsen-Check: Worauf Käufer bei einem gebrauchten E-Auto achten sollten.

Cover Image for SAP-Fuhrparkchef Krautwasser verteidigt E-Auto-Strategie

SAP-Fuhrparkchef Krautwasser verteidigt E-Auto-Strategie

Sebastian Henßler  —  

Fuhrparkchef Krautwasser verteidigt SAPs Kurs: „Im Unterhalt sind die E-Autos einfach günstiger“ – und zwei Drittel der CO₂-Emissionen hängen am Fuhrpark.

Cover Image for Erneuerbare decken fast 57 Prozent des Stromverbrauchs

Erneuerbare decken fast 57 Prozent des Stromverbrauchs

Michael Neißendorfer  —  

Damit liegt der Anteil Erneuerbarer auf dem gleichen Niveau wie zum Vorjahreszeitraum, das schwache erste Quartal konnte kompensiert werden.

Cover Image for Stellantis will Einführung von KI beschleunigen

Stellantis will Einführung von KI beschleunigen

Michael Neißendorfer  —  

Stellantis will schneller und effizienter werden. Dabei setzt der Automobilkonzern auf künstliche Intelligenz und die Hilfe von Mistral AI.

Cover Image for Lithium-Fund: Bundesregierung überprüft heimischen Abbau

Lithium-Fund: Bundesregierung überprüft heimischen Abbau

Laura Horst  —  

Die Bundesregierung überprüft den heimischen Abbau von Lithium. In Sachsen-Anhalt wurden zuletzt größere Mengen des Rohstoffs entdeckt.