Fahrbericht GAC Aion Y: China-Stromer ohne Europa-Zukunft?

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Elektroauto-News

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 5 min

Der GAC Aion Y ist in seinem Heimatland China ein beliebtes Elektro-SUV, das dort große Erfolge feiert und als Elektro-Bestseller des Herstellers gilt. Eine Markteinführung in Europa ist derzeit nicht geplant, wie wir im Rahmen einer Testfahrt auf einer Strecke in Foshan, rund eine Stunde von Guangzhou entfernt, erfahren durften. Dennoch haben wir es uns nicht nehmen lassen, das dynamische Potenzial des Fahrzeugs zu erkunden.

Denn so ganz spruchreif scheint die Entscheidung gegen eine europäische Markteinführung wohl bisher nicht. Denn wie könnte man sich sonst einen europäischen Prototypen auf der Teststrecke erklären?

Fahrzeugdaten des GAC Aion Y

Der Aion Y misst 4535 mm in der Länge, 1870 mm in der Breite und 1650 mm in der Höhe. Angetrieben wird das Elektro-SUV in seiner chinesischen Variante von einem 150 kW / 204 PS starken PSM-Motor (permanenterregter Synchronmotor) mit einem Drehmoment von 205 Nm auf die Vorderräder. Interessanterweise ist für den europäischen Markt eine Version mit leicht modifizierten Spezifikationen angedacht: Hier generiert der Motor ein maximales Drehmoment von 225 Nm.

Im Vergleich zur chinesischen Abstimmung ist das Fahrwerk der europäischen Variante straffer ausgelegt, um den Geschmack der lokalen Kundschaft zu treffen. Statt einer schwammigen Abstimmung, die Bodenwellen lediglich abfedert, vermittelt das europäische Modell ein besseres Gefühl für die Straße. Auch die Lenkung wurde optimiert, wenn auch noch Raum für mehr Präzision bleibt. Dennoch zeigt sich der Aion Y insgesamt stabil und bietet ein ausgewogenes Fahrverhalten, das nur mit bewusst provoziertem Untersteuern aus der Ruhe zu bringen ist.

Das Design des Aion Y ist ein Hingucker: Angel-Wing-LED-Scheinwerfer und Morning Star Trail-Rückleuchten verleihen ihm eine markante Optik. Innen beeindruckt der großzügige Raum mit aufgeräumter Mittelkonsole, praktischen Ablagen und einer cleveren Nutzung der Platzverhältnisse. Besonders erwähnenswert sind die Sitze, die sich komplett umklappen lassen und eine 1,8 Meter lange Liegefläche bilden – ideal für Camping oder kurze Pausen.

Im Fond bleibt auch bei einer auf große Fahrer abgestimmten Sitzposition genügend Platz für Kopf und Beine, was den Aion Y zu einem familienfreundlichen Modell macht. Allerdings ist das Lenkrad, wie bei den anderen beiden GAC Aion-Modellen auch, nur in der Höhe, nicht in der Tiefe verstellbar, was die ergonomische Anpassung etwas einschränkt.

Fahreindrücke des GAC Aion Y

Der Aion Y bietet vier Fahrmodi und zwei Rekuperationsstufen, wobei keine davon ein echtes One-Pedal-Driving ermöglicht. Das sogenannte i-Pedal verringert die Geschwindigkeit auf unter 10 km/h, ein vollständiges Anhalten erfordert jedoch weiterhin den Einsatz der Bremse. Das Fahrgefühl ist insgesamt angenehm, auch wenn die Lenkung etwas weich abgestimmt ist und somit weniger direktes Feedback vermittelt. Hier zeichnet sich ein ähnliches Bild wie bei den anderen beiden getesteten GAC-Modellen.

Auf der Teststrecke zeigte sich das Elektroauto insgesamt stabil und sicher, wobei die Assistenzsysteme wie der Spurhalteassistent und die adaptive Geschwindigkeitsregelung dort weniger, wohl aber auf langen Geraden und in langsamem Verkehr ihre Stärke ausspielen. Das Fahrwerk wirkte komfortabel, schluckte kleinere Unebenheiten mühelos und sorgte für eine angenehme Fahrt. Die Bremsen griffen präzise, was in Kombination mit dem AEB-System (Automatic Emergency Braking) für ein hohes Sicherheitsgefühl sorgte. Dieses System kann in Gefahrensituationen automatisch eine Notbremsung einleiten und hilft so, Kollisionen zu vermeiden oder deren Auswirkungen zu verringern.

Die 150 kW / 204 PS starke E-Maschine sorgt für eine solide Beschleunigung und eignet sich gut für den urbanen Verkehr sowie für Überlandfahrten. Besonders überzeugt hat die Geräuschdämmung, die sowohl Straßen- als auch Motorengeräusche effektiv minimierte und somit ein ruhiges Fahrerlebnis ermöglichte. Kennt man so nicht unbedingt von jedem anderen chinesischen Marktbegleiter.

Positiv fiel auch die Übersichtlichkeit im Cockpit auf, die durch das aufgeräumte Infotainmentsystem und den gut positionierten Instrumentencluster unterstützt wird. Aufgrund der Sprachbarriere konnten wir uns nicht zu tief im System bewegen.

Wie beschreibt man den Stromer nun oder ordnet ihn einigermaßen gekonnt ein? Der GAC Aion Y zeigt sich als vielseitiges und durchdachtes Elektro-SUV, das speziell auf die Bedürfnisse eines urbanen und abenteuerlustigen Kundschaft ausgerichtet ist. Die Kombination aus futuristischem Design, großzügigem Raumangebot und soliden Fahreigenschaften macht ihn zu einem attraktiven Angebot – zumindest für den chinesischen Markt.

Der Einstiegspreis des Aion Y liegt in China bei umgerechnet etwa 13.500 Euro, während er in Indonesien bei rund 24.500 Euro startet. Sollte das Modell nach Europa kommen, dürften die Kosten um die 30.000 Euro liegen. Ob der GAC Aion Y den Sprung auf den europäischen Markt schafft, bleibt abzuwarten, doch sein durchdachtes Gesamtkonzept und das ausgewogene Verhältnis von Preis und Leistung machen ihn zu einem vielversprechenden Kandidaten.

Wer indes E-Autos sehen möchte, die GAC definitiv nach Europa bringt, für den dürften die Fahrberichte des GAC Aion Y (2025) und GAC Aion UT (2026) interessant sein.


Disclaimer: GAC hat zum Kennenlernen der Marke nach Guangzhou, China, eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Talles:

Na, was will *** Stefan uns damit sagen? Das der Wagen einem ID 7 in sämtlichen relevanten Kategorien unterlegen ist? ;)

[*Edit: Passage gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Spiritogre:

Ja, nur fürchte ich das wird der Autor nicht gemeint haben sondern leider an einem Anflug von Geschmacksverirrung leiden.

Sebastian Henßler:

„Hingucker“ ist doch immer subjektiv. Man kann auch auf „hässliches“ Design blicken ;)

Niklas Maurus:

Das Teil beginnt ab 30.000 Euro. Hässlich wie die Nacht und von einer unbekannten Marke ohne Service und Händlernetz.

Da kann ich auch gleich einen ID3 kaufen mit mehr Leistung und besserer Verarbeitung von einem etablierten Hersteller.

ID7 dürfte 3 Nummern grösser sein als der hässliche Kübel.

Stefan:

Tschüss ID 7. Hammer…..https://www.ludego.com/gac-aion-y-plus/

Stefan:

Ein ID 7 Killer mit 60% günstigeren Preis (in China). Man muss das Konzept verstehen. Dieses BEV wird für die ganze Welt gebaut. Und deshalb ist es universeller und wird Erfolg haben. Das Vielseitige bzw. „Universelle“ ist den etablierten Herstellern abhanden gekommen und die setzten auf Premium Bling Bling. Die Folgen, erleben wir aktuell.

Die Mittelkonsole ist sehr praktisch. Vorne ist der Smartphone Schacht mit induktivem Laden. Dann folgen Kaffee (Maschinen) Cup Holder und Snack Tisch und unter der Armlehne ist das Krims Krams Fach. Gut, wenn es noch über die Wärmepumpe gekühlt wird.

Super. Ein Minicamper, wenn man noch die ebene 180 cm Kofferraum Fläche mitzählt, auf die eine aufblasbare Matratze passt.

Stefan:

Sehr cool…..hoffentlich kommt er doch. Das Design ist eigenständig. Schön, das gar nicht erst versucht wird, irgendwas langweiliges aus Europa zu kopieren. Bis auf Polestar und Volvo ist nur fades Made in EU zu bekommen. Mazda und Honda sind technisch nicht auf der Höhe, auch wenn das Design auch gelungen ist. BMW ist mittlerweile zu sehr im Poserdesign verhaftet… Schade, das Fisker verschwunden ist…….

Niklas Maurus:

Das Fahrzeug ist so hübsch wie gelsenkirchener Barock und die Mittelkonsole der Fliesentisch.

Schön ist anders. Wahrscheinlich hat es den Titel hässlichstes Auto des Jahres gewonnen nach dem Pontiac Aztek

egon_meier:

Selten so ein hässliches Auto gesehen.
China von seiner unangenehmsten Seite.

Spiritogre:

„Das Design ist ein Hingucker“

Irgendwie haben der Autor und ich da sehr konträre Meinungen. Viel hässlicher geht nicht, wäre so mein Fazit nach den Fotos zu urteilen. Oder vielleicht ist das gemeint, dass man hinschaut weil so hässlich und belanglos?

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