Der Chef der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) im EU-Parlament, Manfred Weber, zählt zu den entschlossensten Kämpfern gegen das geplante Verbrenner-Aus. Nun hat der CSU-Politiker aus Niederbayern der Welt am Sonntag ein Vier-Punkte-Versprechen vorgelegt, in dem er unter anderem die Rücknahme des Verbrennerverbots fordert. Soviel aber schon einmal vorweg: Ein „Verbrennerverbot“, wie es in den Medien oft genannt wird, hat die EU nicht geplant. Es gilt lediglich, dass ab 2035 Neufahrzeuge nicht mehr auf Benzin und Diesel ausgelegt sein dürfen. Die Hintertür für E-Fuels steht bereits offen.
„Ich verspreche den Europäern das Aus vom Verbrenner-Aus. Dafür kämpfen wir hier in Brüssel schon lange – und im Herbst werden wir liefern“, sagte Weber, dessen Partei die stärkste Kraft im Europäischen Parlament ist, der Welt am Sonntag. Nach Ansicht von Weber darf die Politik dem Bürger nicht vorschreiben, welches Auto er kauft, sondern sie müsse ihm die Entscheidung überlassen.
In dem sogenannten Vier-Punkte-Auto-Versprechen für Europa fordert er nicht nur die Rücknahme des „Verbrennerverbots“, sondern auch die Gründung einer virtuellen Auto-Universität, die Nutzung von KI in der Fahrzeugentwicklung und die Umwandlung von ganzen Regionen in Testgebiete für Entwicklungen wie autonomes Fahren.
In der Automobilindustrie stößt der EVP-Chef mit seiner Kritik am Verbrenner-Aus auf Zuspruch, wie jüngst auf der IAA deutlich wurde. Während Volkswagen-Chef Oliver Blume es für „unrealistisch“ hielt, dass ab 2035 nur noch reine Elektroautos zugelassen werden, sprach sich Mercedes-Chef Ola Källenius für Hightech-Verbrenner aus. Oliver Zipse, der Vorstandsvorsitzende von BMW, bezeichnete das „Verbrennerverbot“ schon vor der Automobilmesse als „Desaster“.
Hoffnung liegt auf Plug-in-Hybriden und Range-Extendern
Hohe Strompreise, Strafzölle, ausbaufähige Ladeinfrastruktur und eine fast vollständige Abhängigkeit von Rohstoffen aus China, die zur Batterieproduktion benötigt werden, stellen die Autobauer vor zahlreiche Herausforderungen. Die Kunden in Europa zeigen sich zögerlich, die Verkaufszahlen bei den Elektroautos bleiben zu gering.
Viele Beteiligte hoffen auf eine Absenkung der CO₂-Ziele von 100 auf etwa 90 Prozent, was etwa die Tür für Plug-in-Hybride oder den Einsatz von Range-Extendern ab 2035 öffnen würde. „So könnten Batterie-Autos zugelassen werden, die bei langen Urlaubsfahrten oder Dienstreisen einen Teil der Strecke mithilfe eines Verbrennungsmotors zurücklegen“, sagte Valeo-Chef Christophe Périllat der Welt am Sonntag.
Widerstand bei Grünen und Sozialdemokraten
Die Forderung nach Lockerungen beim Verbrenner-Aus stößt vor allem bei Grünen und Sozialdemokraten im EU-Parlament auf Widerstand. In der möglichen Rücknahme des „Verbrennerverbots“ sehen sie eine Bedrohung der europäischen Klimaziele.
„Die Zulassungszahlen steigen, die Fahrzeugkäufer lassen sich stärker auf Elektromobilität ein“, sagte ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er fordert einen klaren EU-Rechtsrahmen, damit die „ständigen Grundsatzdebatten dann beendet werden“. Schulze sieht wie der gesamte ADAC die Elektromobilität als prägenden Antrieb der Zukunft in der Pkw-Sparte, der einen „wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz im Verkehr leisten“ wird. Von der Bundesregierung fordert er eine flächendeckende Ladeinfrastruktur, transparente Ladepreise und Anreize beim Kauf.
Überprüfung des Verbrenner-Aus im Herbst
Die EU-Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen hatte indessen auf dem Autogipfel in Brüssel vor knapp zwei Wochen keine konkrete Entscheidung verkündet, jedoch wurde die für nächstes Jahr geplante Überprüfung des Verbots auf diesen Herbst vorverlegt. Der EVP-Chef, der dann laut seiner Aussage „liefern“ will, hatte bereits im Dezember 2024 angekündigt, das Verbrenner-Aus binnen 100 Tagen kippen zu wollen, war damit jedoch gescheitert.
Quelle: Welt – Autogipfel in Brüssel: „Ich verspreche den Europäern das Aus vom Verbrenner-Aus“