Erneuerbare decken fast 57 Prozent des Stromverbrauchs

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Michael Neißendorfer
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Erneuerbare Energien haben in den ersten drei Quartalen des Jahres fast 57 Prozent des Bruttostromverbrauchs gedeckt. Damit liegt der Anteil Erneuerbarer auf dem gleichen Niveau wie zum Vorjahreszeitraum, das schwache erste Quartal konnte kompensiert werden. Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Das Ergebnis ist vor allem einem ungewöhnlich windschwachen ersten Quartal geschuldet. Die in dieser Zeit nicht regenerativ erzeugten Strommengen konnten jedoch von einer gestiegenen Photovoltaik-Erzeugung und mehr Windstrom in den Sommermonaten ausgeglichen werden. Die Erzeugung von Solarstrom stieg in den ersten neun Monaten dieses Jahres um knapp ein Viertel (plus 24 Prozent) gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Grund ist der starke Zubau von Photovoltaik-Anlagen im Jahr 2024, der in diesem Jahr voll zum Tragen kommt ebenso wie die weiterhin hohe Dynamik des Zubaus in diesem Jahr. In den ersten neun Monaten 2025 wurde bislang bereits fünf Prozent mehr Photovoltaik-Leistung zugebaut als zum gleichen Zeitpunkt 2024.

Zubau von Windrädern an Land nimmt Fahrt auf

Wind an Land blieb aufgrund des windschwachen ersten Quartals mit einem Minus von zwölf Prozent hinter den ersten drei Quartalen 2024 zurück, Wind auf See um acht Prozent. Jedoch hat der Zubau von Windrädern an Land im Jahr 2025 deutlich Fahrt aufgenommen: Mit einem aktuellen Bruttozubau von 3,2 Gigawatt (GW) wurde bereits jetzt schon fast so viel Leistung zugebaut wie im gesamten Jahr 2024. Windanlagen auf See 2025 behielten bedingt durch den Ausschreibungsturnus den Ausbaustand von 2024 bei.

Die Stromerzeugung aus Wasserkraft ging um fast ein Viertel zurück, bedingt durch die deutlich unterdurchschnittlichen Niederschläge von Februar bis Juni in diesem Jahr.

„Ausbau noch effizienter und systemoptimierter gestalten“

„Die Zahlen zeigen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien zuletzt spürbar an Dynamik gewonnen hat. Trotz ungünstiger Witterungsbedingungen insbesondere für Wind und Wasserkraft, stieg der Anteil der erneuerbaren Energien bezogen auf den Bruttostromverbrauch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht auf knapp 57 Prozent an. Sollten im Herbst, wie für die Jahreszeit üblich, günstige Windbedingungen herrschen, können wir auf Jahressicht von einem Anstieg des Anteils an erneuerbaren Energien gegenüber 2024 ausgehen. Ambitionierte Ausbauziele und beschleunigte Genehmigungsverfahren für Erneuerbare-Energien-Anlagen haben zu dieser positiven Entwicklung beigetragen“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Gleichzeitig mahnt sie: „Wir dürfen trotzdem nicht im Tempo nachlassen, denn perspektivisch brauchen wir mehr erneuerbare Energie beim Strom, da der Verbrauch bei Digitalisierung und Sektorkopplung im Bereich Wärme, Verkehr und Industrie zunimmt. Wichtig ist es, den weiteren Ausbau Erneuerbarer zukünftig noch effizienter und systemoptimierter zu gestalten. Unter anderem gilt es, den Ausbau von Erzeugung und Speichern besser mit dem Netzausbau zu verzahnen sowie stärker an Ertrag und Kosten für die Systemintegration zu orientieren.“

„Wir brauchen mehr erneuerbare Energien, nicht weniger“

„Die Zahlen zeigen: die erneuerbaren Energien sind auf gutem Weg und sie bestätigen die Aussage des unlängst veröffentlichten Monitoringberichts zur Energiewende des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln und der Beratung für die Transformation der Energiewirtschaft für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, dass ein Anteil von mindestens 80 Prozent bis 2030 am Bruttostromverbrauch erreichbar erscheint. Gerade die Ergebnisse der jüngsten Ausschreibung für die Windenergie unterstreichen, dass die bereits von der Vorgängerregierung eingeleiteten Schritte zur Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien Wirkung zeigen. Den dadurch entstandenen Wettbewerbsdruck spiegeln auch die deutlich niedrigeren Kosten für Windstrom der letzten Ausschreibung wider“, so Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg.

Auch er ist überzeugt: „Wir brauchen mehr erneuerbare Energien, nicht weniger. Der Ausbau muss weiter steigen, denn nur die erneuerbaren Energien bieten dauerhaft die notwendige Resilienz und Krisensicherheit für die Energieversorgung einer starken Wirtschaftsnation wie Deutschland – vorausgesetzt sie sind intelligent vernetzt und werden durch Netzausbau und Flexibilitätsoptionen wie Batteriespeicher und Elektrolyseure optimal unterstützt. Daran müssen wir engagiert weiter arbeiten.“

In den ersten drei Quartalen 2025 lag die Bruttostromerzeugung nach vorläufigen Berechnungen bei 366 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) und war damit 0,9 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum (Quartal 1 bis 3 2024: 362,7 Mrd. kWh). Insgesamt wurden 216 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (Quartal 1-3 2024: 216,3 Mrd. kWh). Davon stammten 78,9 Mrd. kWh aus Photovoltaik, 70,5 Mrd. kWh aus Wind an Land, 32 Mrd. kWh aus Biomasse (einschließlich biogenen Siedlungsabfällen), 17,5 Mrd. kWh aus Wind auf See und 12,7 Mrd. kWh aus Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern wurden rund 150 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es 146,5 Mrd. kWh. Der Bruttostromverbrauch in den drei Quartalen 2025 war mit einem Minus von 0,4 Prozent leicht rückläufig.

Ökostromanteil: Zwei Berechnungsmöglichkeiten

Der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch in den ersten drei Quartalen 2025 beträgt knapp 57 Prozent. Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab.

Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge. Der Anteil erneuerbarer Energien in den ersten drei Quartalen auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt 59 Prozent (Quartal 1-3 2024: knapp 60 Prozent).

Der Rückgang des Erneuerbaren-Anteils an der Stromerzeugung und der gleichzeitige leichte Anstieg des Erneuerbaren-Anteils am Stromverbrauch ist durch die unterschiedliche Entwicklung von Stromerzeugung und Stromverbrauch bedingt.

Quelle: BDEW – Pressemitteilung vom 30.09.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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