Automobilexperte: E-Fuels sinnvoll, aber nicht für Autos

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Daniel Krenzer
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Peter Fintl, Director Technology and Innovation beim Beratungsunternehmen Capgemini, hält den Einsatz von sogenannten E-Fuels, also synthetisch hergestellten Kraftstoffen als Diesel- oder Benzinersatz, für sinnvoll. Allerdings gelte dies nicht für Pkw und Nutzfahrzeuge, wie Branchenexperte Fintl im Gespräch mit Automobil Industrie Vogel erläuterte. In entwickelten Märkten werde in Sachen Antrieb „kein Weg am batterieelektrischen Fahrzeug vorbeigehen“.

Fintl zeigt dabei Verständnis für diejenigen, die gerne weiter genauso Auto fahren wollen würden wie gehabt. „Natürlich ist die Vorstellung verlockend, alles was man liebgewonnen hat – Fahrzeuge, Infrastruktur, gewohntes Mobilitätsverhalten – genauso weiter nutzen zu können wie bisher“, sagte der Experte. Allerdings seien die synthetischen Kraftstoffe sehr teuer, was unter anderem an der geringen Effizienz liege. „Nur 15 bis 20 Prozent der eingesetzten elektrischen Energie bewegen am Ende das Fahrzeug, und es gibt keine erwartbaren Durchbrüche, dass sich das mittelfristig ändert“, ist Fintl überzeugt.

Fintl sieht fehlgeleitete Diskussion

Die Diskussion über E-Fuels als Alternative für Elektroautos und als Retter des Verbrenners ist seiner Ansicht nach „fehlgeleitet“. Zwar sei das weltweite Potential an erneuerbaren Energien groß, doch auf absehbare Zeit werde in vielen Teilen der Welt auch weiterhin Strom auch mit fossilen Energieträgern hergestellt. Da würde der hohe Bedarf für E-Fuels deutlich mehr ins Gewicht fallen als eine direkte Nutzung des Stroms per Akku. „Heilsversprechen“ in Sachen E-Fuels würden lediglich dazu führen, dass die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern länger bestehen bleibe.

Die aktuelle Diskussion über eine Rettung des Verbrennungsmotors führe zu einer großen Verunsicherung – auch in der Automobilindustrie. „Aus heutiger Sicht werden die Massenhersteller noch einmal richtig in die Verbrennertechnologie für ihre Pkw und leichte Nutzfahrzeuge investieren müssen – vielleicht aber ein letztes Mal“, führt Fintl aus. Dies werte er aber nicht als „fehlgeleitete Investitionspolitik“. Es müsse politisch jetzt vor allem darum gehen, wie die Automobilindustrie schnell wieder erstarken kann.

Auch für Wasserstoff wird es schwierig

Von der Idee, das „Verbrenner-Aus“ – also die Neuzulassung einzig von potentiell emissionsfreien Fahrzeugen – in der EU ab 2035 nach hinten zu verschieben, hält Fintl indes nichts. „Ich halte es für sinnvoll, das Verbrenner-Aus nicht zu verschieben. Gleichzeitig muss aber viel besser kommuniziert werden, um die Konsumenten nicht weiter zu verunsichern“, sagte er im Gespräch mit Automobil Industrie Vogel. Die Kostenparität zwischen E-Auto und Verbrenner dürfe dabei jedoch „keine Illusion sein. China weist in dieser Hinsicht den Weg“.

Gänzlich sinnfrei sei die Forschung und Entwicklung an E-Fuels, aber auch an Wasserstoff, für den ähnliches gilt, dennoch nicht. „Für gewisse Anwendungen werden sowohl Wasserstoff als auch E-Fuels zur Dekarbonisierung gebraucht“, sagt Peter Fintl. Vor allem für die Luftfahrt sieht er kaum eine Alternative, will man auch hier perspektivisch von fossilen Energieträgern abrücken. „Mit Blick auf die erwartete Kostenkurve – und damit Verfügbarkeit grünen Wasserstoffs – sehe ich derzeit nicht, wie ein breiter Einsatz des Wasserstoffverbrenners wirtschaftlich sinnvoll darstellbar sein kann“, führte er mit Blick auf eine mögliche Rettung des Verbrennungsmotors mit dieser denkbaren Alternative aus.

Quelle: Automobil Industrie Vogel – „Es ist sinnvoll, das Verbrenner-Aus nicht zu verschieben“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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