Diese 39 E-Autos sind bereits heute bidirektional ladefähig

Cover Image for Diese 39 E-Autos sind bereits heute bidirektional ladefähig
Copyright ©
Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Durch die Fähigkeit, die Fahrzeugbatterie nicht nur zu laden, sondern den Strom auch wieder ins Netz abzugeben, können bidirektionale Elektroautos ein immenses dezentrales Speicherpotenzial für das Energiesystem bereitstellen. Wie unser Autor Michael Neißendorfer bereits betrachtet hat, könnte dies zu einem Gamechanger für die Stromnetze werden. Doch gibt es überhaupt schon Elektroautos, die in der Lage sind bidirektional zu laden? Diese gibt es, dabei gilt es aber zwischen den verschiedenen Arten des bidirektionalen Ladens zu unterscheiden.

  • V2B – Vehicle-to-Building beschreibt die Möglichkeit, im Auto-Akku gespeicherten Strom in ein Gebäudenetz einzuspeisen.
  • V2G – Vehicle-to-Grid beschreibt die Möglichkeit, aus dem Elektroauto-Akku gespeicherten Strom in das öffentliche Stromnetz einzuspeisen.
  • V2H – Vehicle-to-Home ist die Fähigkeit, den in der Fahrzeugbatterie gespeicherten Strom in das private Hausnetz einzuspeisen.
  • V2L – Vehicle-to-Load, beschreibt die Möglichkeit, den im Auto-Akku gespeicherten Strom direkt zum Betreiben und Laden von unterschiedlichen Geräten zu verwenden.
  • V2V – Vehicle-to-Vehicle, beschreibt, dass es möglich ist, den gespeicherten Strom aus dem Fahrzeugakku zu verwenden, um ein anderes E-Fahrzeug zu laden.
  • V2X – Vehicle-to-Everything, beschreibt die Möglichkeit, in der Fahrzeugbatterie gespeicherten Strom außerhalb des Autos zu nutzen.

Der Fokus liegt in dieser Betrachtung auf V2G – Vehicle-to-Grid, da dies der Technologie-Ansatz ist, der am meisten dazu beitragen wird, die Stromnetze zu entlasten. Um die Energiewende zu beschleunigen, hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag sowie in Maßnahme 47 des Masterplans Ladeinfrastruktur II das Ziel formuliert, bidirektionales Laden flächendeckend einzuführen und diskriminierungsfrei zu ermöglichen.

V2G-Hochlauf wird ab 2028 erwartet

Ab 2025 wird mit ersten marktfähigen V2H-Anwendungen gerechnet. Erste V2G-Anwendungen werden etwas später auf dem Markt erwartet. Ab 2028 soll es zum Hochlauf von interoperablen und standardisierten Lösungen für V2H und V2G kommen, so die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur. Vorausgesetzt, dass die entsprechenden Standards bis dahin festgelegt sind und die erforderlichen regulatorischen und technischen Weichenstellungen umgesetzt wurden.

Betreffend dieser regulatorischen und technischen Weichenstellungen hat der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) sieben konkrete Vorschläge unterbreitet, die wir im Detail in diesem Artikel bereits betrachtet haben. Diese sind:

  1. Stromsteuerbefreiung und Klarstellung zum Versorgerstatus
  2. Befreiung von Abgaben und Umlagen bei zwischengespeichertem Strom
  3. Netzentgeltvariabilisierung für V2G-Anwendungen
  4. Austausch und Weitergabe notwendiger Datenpunkte
  5. Messtechnische Vereinfachungen und praxistaugliche Vorgaben für die Steuerung
  6. Abgrenzung von Grün- und Graustrom
  7. Einheitliche Netzanschlussbedingungen für die Ladeinfrastruktur

Soweit die Theorie, doch wie sehen E-Autofahrer:innen das Ganze? Dieser Frage ist das Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag des Autoherstellers Kia mit einer repräsentativen Studie nachgegangen. Befragt wurden dazu im November 518 Autofahrer:innen und -fahrer aus ganz Deutschland, die ein E-Auto besitzen oder im Haushalt haben.

Das Ergebnis ist eindeutig: Insgesamt 81 Prozent bejahen die Frage, ob sie an einer V2H-Nutzung interessiert seien, wenn das Auto und die Wallbox die erforderlichen Voraussetzungen erfüllen (43 Prozent „ja, auf jeden Fall“, 38 Prozent „ja, wahrscheinlich“), bei der V2G-Nutzung sind es 75 Prozent (39 bzw. 36 Prozent). Besonders überraschend: Nicht nur die Bewohner von Einfamilien-, Doppel- oder Reihenhäusern zeigen großes Interesse, sondern auch die Befragten, die in einem Mehrfamilienhaus beziehungsweise einer Wohnung leben.

Dem großen Interesse der E-Fahrer:innen steht ein noch sehr überschaubares Angebot an E-Autos gegenüber, die die technischen Anforderungen für das bidirektionale Laden V2H und V2G erfüllen. Für V2G haben wir aus einer Vielzahl von Quellen die E-Autos zusammengetragen, die dafür infrage kommen. Sollten dir weitere bekannt sein, gerne in den Kommentaren mit uns teilen.

AC - V2GDC - V2G
Alpine A290Audi Q4 e-tron
Hyundai Ioniq 5Audi Q4 Sportback e-tron
Kia EV9BMW i3
Lucid AirBMW i4
Polestar 3Citroen Jumpy
Renault 5 E-TechCupra Born
Volvo EX90Fisker Ocean
Ford F150 Lightning
GMC Sierra EV
Honda E
Lucid Air
Mitsubishi Outlander
Nissan e-NV200
Nissan Leaf
Nissan Leaf e+
Polestar 3
Porsche Taycan
Renault Mégane E-Tech
Rivian R1
Rivian R3
Škoda Enyaq
Tesla Model 3
Tesla Model Y
Volvo EX30
Volvo EX90
VW ID. Buzz
VW ID.3
VW ID.4
VW ID.5
VW ID.7

Quelle: LinkedIn – Jon Sibley

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Willi:

Die haben nur Fax…

Wolfbrecht Gösebert:

„BMW i3 war für mich seit seinem Erscheinen eine sehr gute Ingenieursleistung.“

Vielleicht. Das Türkonzept aber z.B. war eher nur für eine 2-Personen-Nutzung geeignet.

Generell stellte aber schon die aufwendig (zugelieferte!) Karbon-Karosserie auf der Fertigungsseite eine erhebliche Kosten-Belastung dar. Im Falle eines Unfalls oder sonstigen Karosserie-Schadens wurde die Reparatur aber oft zu einem soo krassen Kostenfaktor, dass es häufig zu einem wirtschaftlichen Totalschaden kam!

Thomas Scharpf:

V2H ist schon etabliert. Wir nutzen es seit fast einem halben Jahr. Die Erfahrung bislang: 1,1kWh bis 1,6kWh Energieverbrauch (Wechselstromseitig) für ein Einfamilienhaus pro Nacht, da solange die Sonne scheint unsere PV-Anlage für die elektrische Energie sorgt.
@ VW Limit 4000 Entladestunden bzw. 10.000kWh. Hier gilt anzumerken, daß ich mit den 10.000kWh etwa 20 Jahre meinen Nachtstrombedarf decken könnte, wenn die 4000h nicht wären; die begrenzen das auf knapp ein Jahr Dauerbetrieb, was ich persönlich als eine unzulässige Einschränkung der Möglichkeiten mein Eigentum zu nutzen ansehe. Mal sehen wann das fällt, sobald jemand dagegen klagt.

Eugen Koller:

Besten Dank für die Erklärungen. Ja, es ist komplex, aber wir müssen dahin kommen. Es ist ein grosser Teil der Lösung. lg
eko

Kiebitz:

Die Japaner (ausser Toyota) können bidirektional schon seit 10 Jahren und der Outlander PHEV soll ab Ende Jahr wieder in Europa verkauft werden.

Besserwisser:

Fast jedes Elektroauto hat schon einen Wechselrichter eingebaut. Womit soll denn sonst der Elektromotor betrieben werden?

V2G wurde schon 2013 mit dem VW eUp erprobt. Technisch absolut kein Problem, doch die Hersteller und Kunden sehen keinen Business Case.

Helmut L.:

Danke für diesen Artikel!
Es wäre sinnvoll, dass alle Autohersteller sich für einen gemeinsamen Standard bei V2G einigen: Entweder alle in AC, oder alle in DC-Technik. Somit kann auch die Technik in den Wallboxen vereinheitlicht werden.
Bei AC (Wechselstrom) muss im Auto ein 50 Hz-Wechselrichter verbaut sein, der zusätzlichen Aufwand erfordert und beim Fahrzeugkauf bezahlt werden muss, auch von Käufern, die an V2G kein Interesse haben.
Bei der DC (Gleichstrom)-Technik hingegen sitzt der Wechselrichter in der Wallbox.

Hiker:

Da machen Sie es sich aber eindeutig zu einfach. In einem Mehrfamilienhaus werden Sie kaum der einzige sein der so einen Anschluss haben möchte. Deshalb können Sie nicht einfach nur eine Steckdose verbauen und dann dort für sich Leistung in beliebiger höhe ziehen. Wenn das alle so machen würden, wäre sehr schnell ende Gelände mit der Kapazität des Hausanschlusses.

Hiker:

Sehr gut erklärt. Es ist schier unmöglich gegen all diese Wiederstände V2x auf den Weg zu bringen. Erst wenn der Druck genügend aufgebaut ist das schiere Potenzial an Speicherkapazität das die Fahrzeugakkus darstellen, zu nutzen, könnte Bewegung ins ganze kommen.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Concept AMG GT XX stellt 25 neue E-Auto-Rekorde auf

Concept AMG GT XX stellt 25 neue E-Auto-Rekorde auf

Michael Neißendorfer  —  

In deutlich weniger als acht Tagen fuhr der Concept AMG GT XX einmal um die ganze Welt. Sinnbildlich, versteht sich.

Cover Image for VW ID Every1: Produktion startet 2027 in Portugal

VW ID Every1: Produktion startet 2027 in Portugal

Sebastian Henßler  —  

Ab 2027 baut VW in Palmela den ID Every1: ein E-Auto ab 20.000 Euro, 70 kW stark, vier Sitze, 305 l Kofferraum und erstmals mit Rivian-Software-Architektur.

Cover Image for Porsche: Nach Cellforce-Ende auch Aus bei Valmet?

Porsche: Nach Cellforce-Ende auch Aus bei Valmet?

Sebastian Henßler  —  

Der Marktstart der E-Boxster und Cayman rückt in die Ferne. Porsche beendet Valmet-Kooperation, Northvolt-Pleite sorgt für neue Unsicherheit im Projekt.

Cover Image for EU gewährt wohl Tesla Cybertruck und Co. freie Fahrt

EU gewährt wohl Tesla Cybertruck und Co. freie Fahrt

Daniel Krenzer  —  

Wenn der Deal tatsächlich kommt, können US-Pick-Ups künftig auflagenfrei in die EU importiert werden – mit laut Kritikern verheerenden Folgen.

Cover Image for Ford Transit SuperVan 4.2 schreibt Geschichte am Nürburgring

Ford Transit SuperVan 4.2 schreibt Geschichte am Nürburgring

Michael Neißendorfer  —  

Der SuperVan 4.2 hat bereits mehrmals eindrucksvolle Spuren hinterlassen. Nun fuhr er auf der Nordschleife am Nürburgring eine der schnellsten Zeiten überhaupt.

Cover Image for Studie: Indiens E-Auto-Markt in der Neuorientierung

Studie: Indiens E-Auto-Markt in der Neuorientierung

Sebastian Henßler  —  

Indiens E-Auto-Markt wächst trotz weniger Subventionen – 2024 plus 19 Prozent, 2025 sind knapp 140.000 Neuzulassungen in Sicht.