Apteras 1600 km E-Fahrzeug erhält neue Finanzierung

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Aptera

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Das kalifornische Startup Aptera Motors hat neue Hoffnung auf den Serienstart seines dreirädrigen Solarfahrzeugs geweckt. Nach Jahren der Verzögerung und finanzieller Engpässe meldet das Unternehmen eine frische Kapitalzusage in Höhe von bis zu 75 Millionen US-Dollar – umgerechnet rund 63,75 Millionen Euro. Damit könnte der gleichnamige 1600-Kilometer-Stromer, der seit seiner Vorstellung 2020 für Aufsehen sorgt, doch noch Realität werden.

Aptera hatte Ende 2020 ein außergewöhnliches Konzept vorgestellt: ein ultraleichtes Zweisitzer-E-Fahrzeug mit drei Rädern, das dank Aerodynamik und integrierter Solarzellen besonders effizient sein soll. In der größten Batterieversion soll eine Reichweite von bis zu 1600 Kilometern möglich sein. Zusätzlich liefern die Solarzellen laut Hersteller bis zu 65 Kilometer pro Tag, wenn das Auto in der Sonne steht. Das Interesse war groß – innerhalb weniger Wochen gingen Tausende Vorbestellungen ein, bis Mitte 2022 lagen bereits rund 22.000 Reservierungen vor.

Trotz dieser Resonanz kam die Produktion nie in Gang. Ursprünglich wollte Aptera 2021 starten, doch fehlendes Kapital und technische Anpassungen verzögerten das Projekt immer wieder. Zwar brachten mehrere Crowdfunding-Kampagnen kurzfristig Geld, doch Ende Juni 2025 waren nur noch 13 Millionen US-Dollar – also rund 11 Millionen Euro – übrig. Diese Summe reichte nicht, um Werkzeuge und Fertigung aufzubauen. Beobachter hielten das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt für nahezu zahlungsunfähig.

Nun hat Aptera eine Vereinbarung mit New Circle Principal Investments LLC getroffen, einer Tochter des Wachstumsinvestors New Circle Capital. Sie sieht eine sogenannte Equity Line of Credit vor, also eine flexible Kapitalzusage, die es dem Unternehmen erlaubt, über einen längeren Zeitraum Aktien auszugeben und so nach Bedarf Geld zu erhalten. Der Erlös soll direkt in die Vorbereitung der Serienproduktion fließen, darunter Werkzeugbau und die Fertigstellung der Launch Edition.

Aptera beschreibt die neue Finanzierungsstruktur als Möglichkeit, „Kapital schrittweise und strategisch“ aufzunehmen. Der Zeitpunkt ist entscheidend: Für den 16. Oktober war das Listing an der US-Börse Nasdaq geplant. Dabei handelt es sich nicht um einen klassischen Börsengang, sondern um die Aufnahme bereits existierender Anteile in den Handel. Ohne frische Mittel hätte dieser Schritt die Lage verschärft, da Anteilseigner ihre Aktien hätten verkaufen können. Mit der neuen Kapitalvereinbarung ist diese Gefahr vorerst gebannt.

Aptera holt Ex-Tesla-Führungskraft ins Team

Parallel dazu hat Aptera sein Führungsteam gestärkt. Im September übernahm Leon Kaunitz die Rolle des Senior Vice President of Engineering. Der erfahrene Ingenieur arbeitete zuvor bei Tesla, Nio und Ford. Bei Tesla war er an der Serienfertigung des Model S beteiligt, bei Nio leitete er die Entwicklung der ES8- und ES6-Plattformen. Co-CEO Steve Fambro erklärte: „Leon ist genau der Ingenieur, der Aptera über die Produktionslinie bringen kann.“ Kaunitz will laut eigener Aussage das Konzept der Effizienz in die Großserie überführen: „Ich habe mein Berufsleben darauf aufgebaut, innovative Ideen in marktreife Produkte zu verwandeln. Aptera steht jetzt an diesem Punkt.“

Wie weit die Entwicklung inzwischen ist, zeigte ein Praxistest im vergangenen März. Ein Prototyp legte entlang der Route 66 rund 480 Kilometer mit einer Akkuladung zurück. Das liegt bereits im Bereich der geplanten Serienversion, die in der Basis etwa 640 Kilometer schaffen soll. Durch zusätzliche Batteriepacks soll die Reichweite auf bis zu 1600 Kilometer steigen. Der Einstiegspreis liegt laut bisherigen Angaben bei rund 40.000 Dollar, also etwa 34.000 Euro.

Mit der Finanzierung und dem neuen Technikchef will Aptera die Fertigung noch in diesem Jahr starten. Ob der Zeitplan hält, ist offen – doch erstmals seit Langem scheint das Projekt wieder eine realistische Perspektive zu haben. Der 1600-Kilometer-Stromer, lange Symbol einer Idee zwischen Vision und Scheitern, bekommt damit eine zweite Chance.

Quelle: Aptera – Aptera Motors Executes $75 Million Equity Line of Credit Facility with affiliates of New Circle Capital / Aptera – Aptera Hires Tesla and NIO Production Veteran Leon Kaunitz as SVP of Engineering / electrek.co – Aptera secures access to $75 million to bring its solar car to production / future zone – Aptera Solarauto legt knapp 500 Kilometer bei Praxistest zurück

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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