Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat vor wenigen Tagen den vom Kabinett beschlossenen Masterplan Ladeinfrastruktur II (verlinkt als PDF) vorgestellt. Unter Federführung des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) haben sich rund 80 Akteure, darunter Bundesländer, Kommunen, Verbände und Unternehmen, an der Entwicklung der knapp 70 Maßnahmen eingebracht.
„Wie wir uns künftig fortbewegen, ist eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Und die Welt schaut hierbei auf Deutschland. Darum müssen wir jetzt mit gutem Beispiel vorangehen und unsere Infrastruktur weiter fit für klimafreundliche Mobilität machen“, sagte Wissing bei der Vorstellung des neuen Masterplans, der die Grundlage schaffen soll „für eine flächendeckende, bedarfsgerechte und nutzerfreundliche Pkw- und Lkw-Ladeinfrastruktur“.
Rund 1,6 Millionen Elektroautos sind in Deutschland zugelassen. Was noch vor wenigen Jahren unvorstellbar war, ist nun Realität. Das schont die Umwelt und hilft bei der Umsetzung der Klimaziele. Damit Elektromobilität auch praktikabel ist, braucht es ausreichend Ladestationen. Der Masterplan sieht ein für die Nutzerinnen und Nutzer verlässliches und attraktives Ladenetz vor. Wenn viele neue Ladepunkte entstehen, müssen diese schnell auffindbar und leicht zu nutzen sein. Damit Fahrer und Fahrerinnen sich in der neuen Infrastruktur schnell und einfach zurechtfinden, setzt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr auf Digitalisierung: für sichere Bezahlvorgänge, Reservierungsmöglichkeiten, Barrierefreiheit und Datenschutz.
„Versorgungslücken darf es nicht geben“
Eine Ladeinfrastruktur könne man in Deutschland am besten ermöglichen, indem man Investoren für die Sache gewinnt, so das Verkehrsministerium in seiner Mitteilung. Denn Ladestationen sind, wie Tankstellen auch, in den allermeisten Fällen privatwirtschaftliche Unternehmen. „Mein Ansatz ist deshalb: Vorfahrt für Investitionen“, so Bundesminister Wissing. Unter anderem durch die Bereitstellung passender Flächen und ausreichender Anschlüsse an das Stromnetz. Außerdem sollen die Planungs- und Genehmigungsprozesse auf kommunaler Ebene schneller und einfacher gestaltet werden, durch effiziente Leitfäden und neue digitale Schulungsinstrumente.
Der Staat werde dort finanziell unterstützen, wo der privatwirtschaftliche Ausbau nicht hinkommt. Versorgungssicherheit stehe dabei an erster Stelle: „Versorgungslücken darf es nicht geben“, sagt Wissing. Gerade in dichter besiedelten Gebieten, wo Fahrer und Fahrerinnen keinen eigenen Stellplatz haben, will das Bundesministerium für Digitales und Verkehr den Aufbau von Ladesäulen besonders unterstützen. Der Masterplan soll die Kommunen bei der Planung, Umsetzung und Finanzierung umfassend unterstützen.
Laden überall und für alle
Das Laden von Elektroautos soll überall dort möglich gemacht werden, wo es im Alltag wirklich gebraucht wird. Deshalb soll es für Unternehmen einfacher werden, Ladestationen auf eigenen Betriebsgeländen zu errichten. Unterwegs soll das Laden ebenfalls jederzeit möglich sein, so auf der Autobahn, an Tankstellen und auf Rastanlagen. Auch selbsterzeugter Strom, zum Beispiel aus Solaranlagen, soll in Zukunft zum Laden genutzt werden können.
Ebenfalls soll es für elektrische LKW in Zukunft ausreichende Ladestationen geben, dafür ist ein Schnellladenetz entlang der Hauptverkehrsachsen geplant.
Die wichtigsten Handlungsfelder des Masterplans Ladeinfrastruktur II im Ãœberblick:
Ladeinfrastruktur und Stromsystem integrieren: Mit Hilfe der Bedarfsplanung der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur sollen der Ausbau von Ladeinfrastruktur und Stromnetz optimal und vorausschauend aufeinander abgestimmt werden. Mit der Bundesnetzagentur sowie den Netz- und Ladeinfrastrukturbetreibern sollen die Prozesse für den Netzanschluss einfacher, transparenter und effizienter organisiert werden. Neben der Beschleunigung von Prozessen ist das oberste Ziel, die Netze für die wachsenden Anforderungen zu rüsten.
Ladeinfrastruktur durch Digitalisierung verbessern: Der Masterplan Ladeinfrastruktur II ist auch eine Digitalisierungsstrategie. So sollen künftig Daten, wie der Belegungszustand von Ladepunkten, in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden. Außerdem soll sichergestellt werden, dass die Planung des Ladeinfrastrukturaufbaus auf der Basis solider Daten und Analysen über die Verteilung und Nutzung der Ladepunkte erfolgt. Dazu sollen erstmals auch private, nichtöffentliche Ladepunkte erhoben und einbezogen.
Kommunen als Schlüsselakteure befähigen und stärker einbinden: Die Kommunen verfügen über das nötige Wissen über die lokalen Gegebenheiten. Der Masterplan enthält ein umfassendes Unterstützungspaket für die Kommunen zur Planung, Umsetzung und Finanzierung von Ladeinfrastruktur. Dazu gehören unter anderem lokale Masterpläne, regionale Ladeinfrastrukturmanager, digitale Beratungs- und Schulungsinstrumente sowie Leitfäden und Muster zur Optimierung von Planungs- und Genehmigungsprozessen.
Ladeinfrastruktur für E-Lkw initiieren: Der batterieelektrische Lkw soll sowohl regional als auch auf der Langstrecke verstärkt zum Einsatz kommen. Auch hierfür muss zeitnah eine passende Ladeinfrastruktur aufgebaut werden. 2023 werde das Bundesverkehrsministerium ein initiales öffentliches Lkw-Ladenetz ausschreiben. Mit einem eigenen Maßnahmenbündel adressiert der Masterplan weitere Herausforderungen bei Errichtung und Betrieb von Ladeinfrastruktur für E-Lkw, z.B. auf privaten Betriebsgeländen oder bei der Abgabe von Strom an betriebsfremde Fahrzeuge.
Ladeinfrastrukturaufbau vereinfachen und beschleunigen: Es soll für Unternehmen leichter werden, Ladeinfrastruktur zu errichten. Deshalb werde die Bundesregierung gemeinsam mit den Kommunen Hindernisse in Planungs- und Genehmigungsprozessen beseitigen und rechtliche Grundlagen etwa im Bau- und Immissionsrecht anpassen.
Quelle: BMDV – Pressemitteilungen vom 19.10.2022