Wenn in China produzierte Elektroautos, aber auch andere Waren aus der Volksrepublik, mit chinesischen Frachtschiffen transportiert werden, dann sind diese deutlich schneller in Europa als Waren anderer Hersteller. Das liegt nicht an besonders schnellen Schiffen von BYD, Geely und Co., sondern an einem politisch brisanten Deal. Wie der Münchner Merkur unter Berufung auf die New York Times berichtet, hat die chinesische Regierung offenbar einen Deal mit den Huthi-Rebellen geschlossen. Die chinesischen Schiffe haben Analysen zufolge offenbar freies Geleit durch den engen Kanal, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet.
Das würde dem Bericht zufolge zumindest erklären, weshalb die chinesischen Frachtschiffe aktuell den Suez-Kanal passieren, während nahezu alle anderen Schiffe den sehr viel längeren Weg um den afrikanischen Kontinent herum wählen. Im Artikel werden exemplarisch MSC, Maersk, Hapag Lloyd und HMM genannt, die aktuell aus Sicherheitsgründen den Umweg wählen. Die Huthi kontrollieren Teile des Suezkanals und haben in der Vergangenheit immer wieder Schiffe angegriffen oder gar versenkt. Unterstützt werden sie unter anderem vom der iranischen Regierung. Pro Strecke sparen die Schiffe somit zwei bis fast drei Wochen Fahrtzeit ein, pro Umlauf beträgt der Vorteil der kürzeren Fahrtzeit also gut einen Monat.
In einer schriftlichen Antwort auf Fragen der New York Times erwähnte das chinesische Außenministerium zwar keine Autotransporter, erklärte jedoch, dass „China seit der Eskalation der Lage im Roten Meer eine aktive Rolle bei der Entschärfung der Spannungen gespielt hat und weiterhin zur baldigen Wiederherstellung von Frieden und Ruhe im Roten Meer beitragen wird.“
China kauft nahezu die gesamten Rohölexporte Irans, die sechs Prozent der gesamten iranischen Wirtschaft ausmachen und der Hälfte des jährlichen Staatshaushalts entsprechen. Chinesische Regierungsvertreter argumentieren, dass die Boykotte gegen Irans Ölexporte vom Westen organisiert, jedoch nie von den Vereinten Nationen gebilligt wurden und daher für chinesische Ölunternehmen nicht bindend seien.
Hersteller nutzen vermehrt eigene Schiffe
Vor allem der chinesische Automobilhersteller BYD könnte davon profitieren, der mit inzwischen sieben eigenen Frachtern seine Autos von China aus in den Rest der Welt transportiert – und eine zunehmende Zahl davon nach Europa und somit über den Suez-Kanal. Eine Fahrt nach Europa und zurück dauert etwa drei Monate, während BYD also vier Runden im Jahr schafft, wären es mit dem Umweg nur etwa drei Umläufe. Im Schnitt passen etwa 8000 Autos auf einen Frachter.
Auch andere chinesische Hersteller setzen zunehmend auf eigene Frachtschiffe für den Export ihrer Autos in alle Welt, weil man sich so den Gewinn nicht mit anderen Unternehmen teilen muss. Die mit LNG angetriebene Flotte von BYD ist jedoch die größte. Viele der Schiffe nehmen dabei Kurs auf Europa. Auch wenn sich chinesische Autos in Deutschland bislang – vielleicht abgesehen von der SAIC-Marke MG Motor – eher schleppend verkaufen, sind sie in einigen anderen europäischen Ländern bereits sehr beliebt. Und der Wille der Chinesen ist offensichtlich groß, den Marktanteil nicht nur im eigenen Land, sondern auch auf den internationalen Märkten stetig zu erhöhen. Vorteile beim Transport können dabei natürlich nur helfen.
Quelle: New York Times – China’s Automakers Are Taking a Shortcut to European Markets / Münchner Merkur – Chinesische Autobauer nehmen Abkürzung nach Europa – wegen brisantem Deal